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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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abfällig den Mund, aber sie sagt nichts.
    «Und, hast du was vor?», fragt Johannes, und Martha hört, wie ihre Mutter geräuschvoll Luft holt. Jetzt muss sie es sehr geschickt anstellen.
    «Nein, also ja. Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin Jill nach London.»
    «London? Toll.» Johannes wischt Poppy den Mund mit ihrem Lätzchen ab. Martha mag gar nicht hinschauen.
    «Geht aber nicht, weil Mama mir das Geld für den Flug nicht gibt», sagt Martha schnell. «Dabei sind es nur zweihundert Euro!»
    Johannes sieht Constanze fragend an. «Zweihundert Euro sind doch nicht die Welt.»
    Constanze legt ihre Serviette hin. «Dabei bleibt es ja nicht. Martha, wir haben das vorhin ausführlich besprochen. Ende der Diskussion.»
    «Für mich nicht!», ruft Martha. «Ich kann mir ja in den Weihnachtsferien einen Job suchen, dann zahle ich dir das Geld zurück.»
    «Was willst du in deinem Alter denn arbeiten?», fragt ihre Mutter abfällig.
    «Zum Beispiel im Supermarkt Regale einräumen, das kann man auch schon mit sechzehn.»
    «Das kannst du gern machen, Martha, aber in den Herbstferien bleibst du hier.»
    «Aber ich könnte doch …», beginnt Johannes zaghaft.
    Constanze legt ihm die Hand auf den Arm. «Das ist lieb von dir, Johannes, aber du tust schon so viel, und außerdem ist das eine Sache zwischen Martha und mir.»
    Martha springt auf. «Du bist so was von gemein! Möchte nicht wissen, was dein Scheißbody gekostet hat. Ihr könnt mich alle mal!»
    Sie steht so abrupt auf, dass ihr Wasserglas umkippt und sich der Inhalt in den Spaghettiteller ihrer Mutter ergießt. Na und? Selber schuld.
    «Du entschuldigst dich!», schreit ihr Constanze hinterher. «Sofort!»
    Aber Martha denkt nicht im Traum dran.

20.
    A m nächsten Morgen regnet es in Strömen, das passt gut zu Marthas Stimmung. Wenn sie an die bevorstehenden Ferien denkt, wird ihr ganz anders. Zwei Wochen darf sie in der Wohnung der Glatze hocken. Und Jill ist auch nicht da, mit der sie hätte um die Häuser ziehen können. Bestimmt wird ihre Mutter sie dazu verdonnern, mit dem Monster irgendwas zu unternehmen, aber darauf lässt sie sich nicht ein, auf keinen Fall. Vielleicht sollte sie sich jetzt schon eine Arbeit suchen, dann ist sie wenigstens tagsüber nicht zu Hause.
    Martha ist heute Morgen früh dran, weil sie es vermeiden wollte, ihrer Mutter beim Frühstück zu begegnen. Als sie am Supermarkt vorbeikommt, bleibt sie unschlüssig stehen. Dann geht sie hinein. Am Obststand ist ein junger Mann mit heftiger Akne gerade dabei, Bananen aus einer Kiste in einen Korb zu legen.
    «Hallo? Kann ich dich mal was fragen?»
    «Ey, Martha!», ruft der Junge erfreut, und seine Pickel glühen wie kleine rote Lämpchen.
    Wieso kennt der sie? Martha ist verwirrt.
    «Ich bin’s, Dennis. Dennis Schmitz aus der Grundschule.»
    Jetzt erkennt sie ihn. Er war früher klein und dick, aber dafür hatte er keine Pickel. Nach der Sechsten war er auf die Realschule gewechselt.
    «Bist du schon fertig mit der Schule?», fragt Martha.
    «Ja, ich mache hier eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.» Er hält ihr eine Bananenstaude wie eine Trophäe hin. «Später kann ich dann Filialleiter werden.»
    «Toll», sagt Martha, und dabei tut er ihr nur leid. «Dann kannst du mir vielleicht helfen. Ich suche einen Job für die Ferien. Regale einräumen und so.»
    «Bist du schon 16 ?», fragt er etwas von oben herab.
    «Sieht man das nicht?», gibt Martha kokett zurück.
    Dennis schüttelt den Kopf. «Ich finde, du hast dich überhaupt nicht verändert.»
    Martha weiß nicht, ob das ein Kompliment sein soll.
    «Du müsstest Frau Dubrow, die Filialleiterin, fragen, aber ich glaube, wir haben schon genug Hilfskräfte. Es sei denn, du willst morgens um sieben anfangen.»
    «Um sieben?»
    «Oder um fünf Uhr nachmittags, aber dann geht die Schicht bis zweiundzwanzig Uhr», sagt Dennis stolz wie Oskar. «Das ist nichts für Weicheier.»
    Martha schaut auf die Uhr. «Ich muss los, sonst komme ich zu spät zum Unterricht. Ich überleg’s mir. Danke.»
    Sie dreht sich um und stürmt aus dem Laden. Das sind ja tolle Aussichten, entweder noch früher aufstehen als sonst oder abends erst um halb elf zu Hause sein. Ist es das wert?
     
    Vor der Schule trifft sie Vincent. «Weißt du, ob Miller immer noch krank ist?», fragt er sie.
    «Woher soll ich das denn wissen?», gibt sie patzig zurück.
    «Na, ich dachte nur, weil –»
    «Weil was?»
    «Na ja, bei der Theateraufführung, das wirkte

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