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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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irgendwie so … na, so vertraut eben.»
    Martha kann sich ein selbstgefälliges Lächeln nicht verkneifen. «Das war doch alles nur Theater. Nein, ich weiß wirklich nichts. Aber Nora meinte, dass er vor den Ferien nicht mehr kommt.»
    «Fährst du weg?», fragt Vincent, während er neben ihr über den Hof zum Schulgebäude geht.
    «Kein Geld», sagt Martha nur.
    «Du kannst dir doch einen Job suchen.»
    «Ich war heute im Supermarkt, aber da muss man ja schon im Morgengrauen antreten.»
    «Und kriegt nur 6 , 50 die Stunde», sagt Vincent.
    «So wenig?»
    Vincent nickt. «Die interessanten Sachen gibt’s sowieso erst ab achtzehn. Ein Bekannter von uns hat ein Restaurant, da werd ich abends kellnern. In den zwei Wochen wird hoffentlich keiner kommen, um zu kontrollieren, wie alt ich bin.»
    Er bleibt stehen und sieht Martha an. «Kannst mich ja mal besuchen kommen. Das
Brigantino
in der Wiesbadener Straße.»
    «Kenn ich», sagt Martha. «Da war ich früher oft mit meinen Eltern.»
    Sie erinnert sich gut an das Restaurant, ihr Vater hatte jedes Mal Carpaccio bestellt und wollte immer, dass sie davon probierte, aber sie hatte sich vor dem rohen Fleisch geekelt. Hundert Jahre scheint das her zu sein …
    Die Schulklingel reißt sie aus ihren Gedanken.
    «Wir sehen uns», ruft sie Vincent zu und läuft los.
     
    In der großen Pause geht Martha wie immer mit Jill zum Rauchen vors Tor.
    «Hast du den Zettel am Schwarzen Brett gesehen?», fragt Jill, während sie sich eine Zigarette dreht. «
Das Rauchen ist im Weichbild der Schule verboten.
Was bitte ist das Weichbild der Schule? Ich kenne nur die Weicheier der Schule.» Sie lacht über ihren eigenen Witz, versteckt dann aber schnell die Zigarette hinter ihrem Rücken, als Frau Ziegert auf sie zukommt.
    «Denk dran, Jill, Rauchen macht hässlich», sagt die Kunstlehrerin und droht scherzhaft mit dem Finger.
    «Rauchen? Raucht hier wer?», fragt Jill zurück.
    Als Frau Ziegert an ihnen vorbei ist, zündet Jill ihre Zigarette an. «Sobald ich diesen Albtraum hier hinter mir habe, höre ich mit dem Rauchen auf. Und fange mit dem Saufen an.» Sie lacht bitter. «Ein Laster muss der Mensch ja haben.»
    Martha liegt es auf der Zunge, Jill nach ihrer Mutter zu fragen, aber sie lässt es.
    «Übrigens kommt Hanna mit nach London.» Jill sagt das, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    «Hanna?» Martha versucht, ihr Entsetzen nicht allzu deutlich zu zeigen. «Wieso denn ausgerechnet Hanna?»
    «Weil sie Zeit hat und –» Jill macht eine Pause. «– und Geld, ganz einfach.»
    «Na, dann wünsche ich euch viel Spaß.» Martha lässt Jill stehen und geht über den Hof. Vincent steht mit ein paar der Jungs vor der Cafeteria. Doch als er Martha sieht, löst er sich aus der Gruppe.
    «Wenn du einen Job suchst, könnte ich ja im
Brigantino
fragen, ob die noch jemanden brauchen.»
    «Kellnern? Ich weiß nicht, ob ich das kann.»
    «Nein, nein, ich dachte eher an die Küche. Gemüse putzen und so. Ist auf jeden Fall weniger anstrengend, als Regale einzuräumen.»
    Martha ist unschlüssig. Wenn sie ehrlich ist, hat sie weder Lust, Küchenarbeit zu machen, noch darauf, im Supermarkt mit Büchsenstapeln zu kämpfen.
    «Ich glaub, ich such mir einen Job als Babysitter», sagt sie. «Da macht man sich nicht tot und kann außerdem noch fernsehen.»
    «Kannst mich ja trotzdem mal besuchen», sagt Vincent. «Ich geb dir auch einen aus.»
    «Bist du jetzt sauer?» Jill steht plötzlich neben Martha und packt sie am Arm. «Du weißt doch, dass ich am liebsten mit dir nach London fahren würde.»
    «Vergiss es. Ich wünschte nur, die Ferien wären schon vorbei.»
    «Damit du endlich Miller wiedersiehst?», spottet Jill.
    «Erzähl keinen Quatsch», sagt Martha. «Ich hab nur keinen Bock auf Ferien, in denen ich zu Hause hocken muss.»
    «Hätte ich an deiner Stelle auch nicht», sagt Jill in diesem überlegenen Ton, der Martha zur Weißglut treibt.
     
    In der nächsten Stunde ist Kunst. Frau Ziegert verteilt Tuschkästen. «Wir haben uns in letzter Zeit so viel mit Theorie beschäftigt, ich möchte, dass ihr zur Abwechslung etwas Praktisches macht.»
    «Das letzte Mal hab ich in der Grundschule getuscht», mault Hanna. «Gehen die Flecken auch wieder raus?» Sie zeigt auf ihren weißen Pulli.
    «Bestimmt nicht», sagt Martha und hofft, dass sich Hanna von oben bis unten einsaut, die blöde Kuh!
    «Im Schrank müssten noch Kittel sein», sagt Frau Ziegert. «Aber wenn ihr es

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