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Am Ende der Wildnis

Am Ende der Wildnis

Titel: Am Ende der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Vaillant
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Francisco aus rege Geschäfte mit dem breiten, einwandfreien Holz aus den Sägewerken der Küsten von Oregon und Washington. Gleichzeitig lief nördlich der Grenze in British Columbia, dessen Holzvorräte sogar die enormen Reserven der USA in den Schatten stellte, das Holzgeschäft nur schleppend. Schon 1864 lamentierte der British Columbian , dass »die zahlreichen und kapazitätsstarken Sägewerke am Puget Sound [Washington] es unseren geschäftstüchtigen Nachbarn ermöglicht haben … auf dem Holzmarkt an dieser Küste fast in den Genuss einer Monopolstellung zu kommen. Obwohl wir über Häfen und Forstgebiete verfügen, die den ihren keinen Deut nachstehen, … betreiben sie dank ihres riesigen Vorsprungs einen durch und durch etablierten Handel, während wir uns meistenteils noch in Übersee bekannt machen müssen.«
    Kanada war noch nicht konföderiert, als das geschrieben wurde, aber es wurde darin jene Benachteiligung formuliert, die das Land, dessen Bevölkerung und BSP im Vergleich zum Nachbarn im Süden ein Zehntel betragen, bis heute plagt. Um die Situation zu verbessern, wurden Karten mit eingezeichneten Ressourcenvorkommen und Broschüren mit Titeln wie British Columbia’s Supreme Advantage in Climate, Resources, Beauty and Life gedruckt und im Osten gezielt verteilt. »Es ist den Menschen im Westen Kanadas relativ egal, woher das Geld kommt«, beobachtete um die Jahrhundertwende ein Autor im Handelsmagazin Western Canada Lumberman , »solange man das Land entwickelt.« Im Einklang mit der damals herrschenden Stimmung gab Vancouver mit seinem offiziellen Motto nicht scheinheilig vor, Wert auf Tugenden wie Ehrlichkeit, Pflichterfüllung, Glauben oder Größe zu legen. Es klang eher wie der Slogan eines Unternehmens: »By Sea and Land We Prosper« (Zu Wasser und zu Lande schaffen wir Wohlstand). Es überrascht nicht, dass ein großer Teil des Entwicklungskapitals von amerikanischen Investoren stammte. John D. Rockefeller erwarb Optionen für Tausende Acres besten Waldes auf Vancouver Island, während der Holzmagnat Frederick Weyerhaeuser aus Michigan zusammen mit dem bekannten kalifornischen Eisenbahnbesitzer und Universitätsgründer Leland Stanford sowie anderen in Eisenbahnen investierte, die in erster Linie Zugang zu den lukrativen Wäldern British Columbias ermöglichen sollten.
    Technisches Fachwissen wurde ebenfalls importiert. Es war Matt Hemmingsen, ein Holzfäller aus Wisconsin, der nach Vancouver Island gebracht wurde, um einen der größten Holzstaus in der Geschichte der West Coast aufzulösen. Die meisten frühen Holzfäller an der Küste waren aus dem Osten gekommen, stammten aus Nova Scotia, Maine und dem Mittleren Westen, wo es gängige Praxis war, Stämme flussabwärts zum Verkaufsort treiben zu lassen, doch die riesigen Stämme waren für diese Methode nicht geeignet, da sie dazu neigten, auf den Grund zu sinken. Bei einem besonders schlimmen Holzstau konnten sich die Stämme bis zu fünfundzwanzig Meter hoch auftürmen, und als Hemmingsen am Ort des Geschehens eintraf, sah er sich mit einer acht Kilometer langen chaotischen Schlange aus Holzstämmen konfrontiert. Die Auflösung gelang ihm letztendlich, indem er alle Flussbiegungen freisprengte.
    Die Holzindustrie von British Columbia konnte sich erst nach dem Ersten Weltkrieg voll entfalten und hatte dies größtenteils Harvey Reginald MacMillan zu verdanken. »H. R.« MacMillan war ein mittel- und vaterloser Junge aus einer kleinen Quäkergemeinde außerhalb von Toronto, der 1906 Student der Forstwirtschaftsschule Yale wurde. Im Anschluss wurde er der erste Forstdirektor von British Columbia und später ein echter Timber Tycoon, ein Holzmagnat, der, so ging die Rede, »sogar auf den Mond verkaufen würde, wenn er dorthin liefern könnte«. Fast wäre es ihm gelungen, denn 1915 fuhr MacMillan buchstäblich um die ganze Welt, um die Exporte der West Coast aus dem Würgegriff der USA zu befreien und die Werbetrommel für die Holzprodukte aus British Columbia zu rühren. Seine Anstrengungen zahlten sich beachtlich aus, und im 20. Jahr hundert war sein Name das Synonym für den größten Holzkonzern Kanadas. Bald waren die Holdings von MacMillan Bloedel von Südostasien bis weit hinüber zum Yakoun River und der goldenen Fichte überall vertreten.

    **** 54°40’ war der Breitengrad, auf dem Captain Pérez und seine Männer so krank wurden, dass sie umkehren mussten. Er bildet auch heute noch die Südgrenze Alaskas.

KAPITEL SIEBEN
    Der

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