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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ruhig zu bleiben. »Alexander war fünf, als seine Mutter starb, nicht?«
    »Ja. Schlimmer Einschnitt für ihn. Er hing maßlos an ihr. Na ja, sie hat ihn auch ständig verzärtelt und verhätschelt. Als sie tot war, wehte der Wind dann rauher. Und das haute ihn um.«

    Sie hatte den Eindruck, daß Haß aus ihrer Stimme sprach. »Meinen Sie nicht, daß ein Kind, das seine Mutter verloren hat, besonders viel Liebe und Zuwendung braucht? Und nicht einen rauheren Wind ?«
    »Meine Liebe«, sagte Will, »ich sehe eigentlich nicht den mindesten Anlass dafür, mich Ihnen gegenüber zu rechtfertigen. Ob Sie es glauben oder nicht, ich wollte das beste für meinen Sohn. Ich wollte, daß er zurechtkommt im Leben, daß er in der Lage ist, Herausforderungen anzunehmen, anstatt ihnen auszuweichen. Ich bin gescheitert. Was bringt es noch, jetzt zu analysieren, weshalb ich gescheitert bin?«
    »Als er zehn war, schickten Sie ihn ins Internat.«
    »Ich konnte ihn offensichtlich nicht zu dem Menschen machen, den ich gern aus ihm machen wollte. Ich dachte, eine gute Schule, der Kontakt zu Gleichaltrigen, das ist es, was er braucht. Ich sagte ihm gleich, daß er mich vermutlich blamieren würde und daß ich nur hoffte, er würde sich nicht als der größte Versager von allen entpuppen. Na ja …«
    Er machte eine vage Handbewegung, die alles bedeuten konnte, die aber vermutlich nur ausdrücken sollte, daß er schon damals nicht mehr das geringste von seinem Sohn gehalten hatte.
    »Und«, fragte Jessica spitz, »hat er Sie blamiert? Hat er sich als Versager entpuppt?«
    »Er paßte sich im Internat genauso an wie überall sonst, und damit rutschte er in der üblichen unauffälligen Art durch. Kamen keine Klagen.«
    »Haben Sie ihn je im Internat besucht? An Schulveranstaltungen teilgenommen oder ähnliches?«
    Will lachte. »Warum hätte ich das tun sollen? Alexander profilierte sich mit gar nichts. Weder war er in der Fußballmannschaft der Schule, noch machte er beim Hockey mit oder beim Tennis. Was glauben Sie, wie gern ich auf einer Tribüne gesessen und zugesehen hätte, wie mein Sohn einen Pokal holt für seine Schule - in welcher Sportart auch immer! Oder daß er wenigstens
die Hauptrolle in einem Theaterstück gespielt hätte. Wissen Sie, wenn er einmal etwas getan hätte, was ihn aus der Masse der Schüler herausgehoben hätte! Aber nein! Immer schön mit dem Strom schwimmen, nur nicht anecken, nur nicht auffallen, das war seine Devise. Als was hätte ich dorthin gehen sollen, werte Dame? Als der Vater der grauesten Maus, die diese Schule je gesehen hatte?«
    »Einfach als der Vater von Alexander.«
    Wieder beugte er sich vor. Seine Augen, dachte Jessica. Sie haben die gleiche Farbe wie die von Alexander. Wenn sie nicht so ohne jedes Gefühl wären, könnte man eine Ähnlichkeit erkennen.
    »Was wollen Sie? Mir erklären, daß ich ein schlechter Vater gewesen bin? Wozu? Was soll das ändern? Mein Sohn ist tot. Sie werden irgendwann einen anderen Mann kennenlernen und ihn heiraten, und dann wird das alles in Vergessenheit geraten. Und unserer beider Wege werden sich kaum noch kreuzen.«
    Ihr war jetzt klar, daß sie ihm nichts von dem Enkelkind erzählen würde, das unterwegs war; es hätte ihn nicht interessiert.
    »Sie haben recht«, sagte sie, »unsere Wege werden sich kaum noch kreuzen.« Sie wollte schon aufstehen, da fiel ihr noch etwas ein. »Kannten Sie eigentlich seine Freunde?«
    »Sie meinen diese Jungen-Clique, in der er sich festgekrallt hatte, um in ihrem Windschatten unbeschadet voranzukommen? Ja. Ich kannte alle drei. Hatte sie einmal während der Sommerferien hier. Dachte, wenn ich sie kennenlerne, lerne ich auch meinen Sohn kennen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber sie haben mir nur bestätigt, was ich bereits wußte. Er war abhängig von denen. Sie beschützten ihn. Es war einfach wie immer. Nie sagte oder tat er etwas, das von ihm gekommen wäre. Er vergewisserte sich, was die anderen dachten, sagten, taten, und schloß sich dem dann an. Es bedeutete eine ungeheure Frustration für mich, das ansehen zu müssen, das können Sie mir glauben!«
    Irgend etwas in dem, was er sagte, hatte sie stutzen lassen, und jetzt wußte sie, was es gewesen war.

    »Zwei«, sagte sie, »zwei Freunde hatten Sie hier. Mit Alexander zusammen waren es dann drei.«
    Will runzelte die Stirn. »Ich mag alt sein, aber ich bin nicht völlig verblödet. Drei Freunde. Mit Alexander waren es vier.«
    »Tim und Leon. Mehr waren da

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