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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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inneren Kälte heraus und den eigenen Mann zu belauschen, wie er mit einer anderen Frau sprach - in einer Art sprach, die er jedem anderen versagte.
    Auf einmal begriff sie, wie wenig Nähe es zwischen ihnen gab, wie fern und fremd sie einander waren - und als wie fragil sich das von ihr so gern beschworene felsenstarke Fundament ihrer Beziehung erwiesen hatte.
    Wieder lauschte Alexander eine Weile in den Hörer, dann sagte er: »Ja. Ja, in Ordnung. Gut. Es wäre nett, wenn du das tätest. Vielleicht hast du ja mehr Glück als ich … Ja. Ciao, Elena. Ciao.«
    Er legte auf. Jessica oben wich bis zu ihrer Zimmertür zurück. Er kam die Treppe herauf, sah sie, blieb abrupt stehen.
    »Jessica! Du bist wach?«
    Sie wollte es wissen. Sie wollte es einfach wissen. Sie tat so, als habe sie eben erst das Schlafzimmer verlassen.

    »Du hast telefoniert?« fragte sie und gähnte gleichmütig.
    Seine Züge entspannten sich. Ihre gespielte Gelassenheit vermittelte ihm offenbar sehr glaubhaft die Sicherheit, daß sie von dem Gespräch selbst nichts mitbekommen hatte.
    »Mit der Uni«, sagte er, »mit dem Sekretariat. Es ging um bestimmte Kurse, die ich im nächsten Semester abhalten möchte.«
    Er sah ihr Gesicht und hatte wohl den Eindruck, mehr sagen zu müssen.
    »Ich wollte wissen, wie hoch die Teilnehmerzahl ist«, fügte er hinzu, »denn nur ab einer bestimmten Zahl können die Kurse ja stattfinden.«
    Er belog sie. Er stand da auf der Treppe im schwachen, durch ein seitliches Fenster einsickernden Morgenlicht und log sie auf unglaubwürdigste Weise an.
    Das war das Schlimmste an diesem beginnenden Tag.
     
    Patricia wurde vollkommen hysterisch, als Phillip um neun Uhr vor der Haustür stand und um ein Gespräch mit ihr bat. Evelin hatte ihm geöffnet und Patricia zugerufen, sie möge zur Tür kommen. Als Patricia in die Halle trat und Phillip sah, den Evelin überdies inzwischen gebeten hatte einzutreten, verlor sie die Beherrschung.
    »Bist du denn komplett schwachsinnig?« brüllte sie Evelin an. »Was habe ich euch denn gepredigt in den letzten Tagen, immer wieder, Stunde um Stunde? Ich habe gesagt, daß dieser Mensch dort mein Haus nicht betritt! Mein Grundstück nicht betritt! Daß niemand mit ihm redet. Daß er auf Granit beißt, egal, was er versucht! Habe ich das gesagt?«
    »Ich dachte …«, begann Evelin mit schreckgeweiteten Augen, aber Patricia ließ sie nicht ausreden.
    »Ob ich das gesagt habe?«
    »Ja. Aber ich kann doch nicht …«
    »Was kannst du nicht? Ihm die Tür vor der Nase zuwerfen? Und wieso nicht, du dumme Kuh? Wieso nicht?«

    Jetzt stürzten Evelin die Tränen aus den Augen. »Du bist so gemein«, schluchzte sie, drehte sich um und humpelte die Treppe hinauf.
    »Vielleicht könnten wir uns wie zivilisierte Menschen unterhalten«, schlug Phillip vor.
    Patricia schoß wie eine giftige Hornisse auf ihn zu.
    »Das können wir nicht! Weder zivilisiert noch unzivilisiert! Wir können uns überhaupt nicht unterhalten! Und Sie verlassen jetzt sofort mein Haus und mein Grundstück und lassen sich nie wieder hier blicken! Verstehen Sie? Nie wieder! Wenn ich Sie noch einmal hier sehe, rufe ich sofort die Polizei! Und jetzt raus!« Ihre Stimme überschlug sich fast. »Verschwinden Sie! Raus!«
    Sie ließ ihn stehen, lief ins Eßzimmer zurück, schmiß die Tür so heftig hinter sich zu, daß irgendwo im unteren Bereich des Hauses etwas zu Boden fiel und klirrend zersprang.
    Tim, der auf der Treppe gestanden und die Szene mit angesehen hatte, kam hinunter und trat auf Phillip zu.
    »Sie sollten Ihren Wunsch respektieren«, sagte er, »und nicht mehr hierherkommen. Sie sehen ja … Ich würde an Ihrer Stelle nichts tun, was die Situation eskalieren läßt. Hören Sie einfach auf, uns Schwierigkeiten zu machen.«
    Phillip zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein Recht, hier zu sein.«
    »Dafür haben Sie bislang nicht den mindesten Beweis erbracht. «
    »Ich werde ihn bringen.«
    »In Ordnung«, sagte Tim, »und dann können wir uns ja wieder unterhalten. Aber solange Sie hier nur aufkreuzen, um mit äußerst kühnen Behauptungen um sich zu werfen …, verstehen Sie, so lange will niemand Sie hier sehen.«
    »Ich habe verstanden«, sagte Phillip. Er ließ seinen Blick durch die Eingangshalle schweifen. »Stanbury House ist ein Teil von mir«, sagte er, »ein Teil der Vergangenheit, die mir vorenthalten wurde. Ich kann mein Leben nicht auf die Reihe bringen, solange
ich mich mit diesem Teil meiner

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