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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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aufgerauchten Stummel mit dem Absatz auf dem Pflaster. Mir ist schwindlig und ein bisschen flau. Als ich um das Kreuz herumschaue, sehe ich, dass sie den Berg herauf zu uns kommen. Rachel hat Mum den Arm um die Schultern gelegt, und Mum nickt und putzt sich die Nase. Tante Rachel sieht mich, hebt die Hand und streckt den Handschuhdaumen hoch.
    »J! Hierher!«, ruft George hinter mir. Er rennt auf der anderen Seite den Hang hinunter und hat seine Jacke zu Flügeln ausgebreitet, wie Andy und ich es immer getan haben, als wir klein waren. »Geronimo!«, schreit er in vollem Galopp. Andy und Katy laufen kreischend vor ihm weg, und Ellie springt hin und her und bellt mit ihnen im Chor.
    »Geronimo!«, schreie ich, und wir fliegen wie die Stare, steil hinunter, hin und her, frei.

 
    Jake,
    Neujahr 1985
    Am Tag vor Silvester kommen wir von dem Besuch bei Tante Rachel zurück. Dad ist sofort da und bringt uns unser Geschenk – eine Dauerkarte für den Portsmouth FC .
    »Das ist was, hm?« Er grinst.
    Er hatte recht, das Warten hat sich gelohnt. Ich bin nicht besonders scharf auf Fußball, aber es ist super, mit Dad ab und zu ins Stadion zu gehen.
    »Hammer!«, sagt Andy und duckt sich im selben Moment, aber ich freue mich so über die Karte, dass ich eigentlich nicht daran denke, ihn zu boxen.
    »Mum, ich gehe mal zu Ronny«, plappert Andy und greift nach seiner Jacke. »Muss ihm von der Dauerkarte erzählen. Mann, der wird grün vor Neid! Pompey!« Er knallt die Haustür hinter sich zu.
    Bei dem Krach zuckt Mum zusammen, und dann fängt sie an, die Taschen auszupacken, die wir beim Hereinkommen vor einer halben Stunde auf das Sofa geworfen haben. Dad steht betreten an der Tür; er sieht aus, als ob er gehen will, aber er geht nicht.
    »Was macht ihr denn an Silvester?«, fragt er schließlich.
    Mum hebt stirnrunzelnd den Kopf. »Silvester? Hm. Weiß nicht. Warum?«
    Ich kann Dads Gesichtsausdruck nicht deuten. Er wirkt nervös, ja, schüchtern. Jetzt reicht er ihr eine zusammengefaltete rosa Karte mit kleinen aufgeklebten Goldsternen.
    »Sandy wusste nicht, was sie machen soll, Mary. Ja, ich glaube, sie war richtig verlegen. Na ja, sie sind mit uns beiden befreundet, oder? So was ändert sich nicht, bloß weil wir nicht – du weißt schon, weil wir nicht mehr zusammen sind. Jedenfalls habe ich gesagt, sie soll sich nicht den Kopf zerbrechen. Lade uns beide ein, und wir klären das miteinander. Wir sind beide erwachsen, oder, Schatz?«
    Mum dreht die Einladung in der Hand hin und her. Dad hat eine Hand auf den Türknauf gelegt und sieht aus, als ob er flitzen wollte wie Andy vorhin. Mum gibt mir die Karte zu lesen:
    Wisst ihr noch, die guten alten Zeiten? Let’s twist again!
    Silvesterparty
    bei Sandy und Pete
    ab 20 Uhr bis zum Umfallen!
    PS: Kinder willkommen
    »Prima, dann sehen wir uns da«, sagt Mum und lächelt freundlich. »Den Kindern wird’s gefallen, nicht wahr, Jakey?«
    Dad kratzt sich im Nacken und zieht die Stirn kraus. Er sieht wahnsinnig gut aus – dunkel und strahlend zugleich. Nicht wie ein Filmstar, eher wie einer von den berühmten Fußballern, die man im Fernsehen sieht.
    »Nein, so habe ich es nicht gemeint, Mary. Ich meine, wir sind beide erwachsen, und wir können entscheiden, wer von uns beiden hingeht, oder? Ich meine, es wäre ein bisschen peinlich, wenn wir beide kämen.« Seine Stirn ist ganz knautschig über den dichten Brauen, und er schiebt dauernd die Unterlippe über die Zähne und reibt sich das Kinn.
    »Dann gehe ich hin.« Mum lächelt immer noch.
    »Aber –«, fängt Dad an.
    »Aber ich habe nichts dagegen, wenn du auch kommen willst, Bill. Du hast recht, wir müssen uns wie Erwachsene benehmen. Und den Jungs wird es großen Spaß machen. Okay?«
    Dad ist fassungslos. »Also schön. Gut. Dann … wir sehen uns alle da.«
    Ich sehe ihm nach, als er die Straße hinuntergeht. Er sieht cool aus in Lederjacke und Jeans.
    »Deine neue Jacke gefällt mir, Dad!«, rufe ich ihm nach, bevor er verschwindet. Er sieht sich um und winkt kurz, ehe er um die Ecke biegt.
    Also gehen wir alle zusammen auf die Party.
    Pete und Sandy wohnen ein paar Straßen weiter, und um halb neun wollen Mum und Andy endlich losgehen. Ich liege Mum seit einer halben Stunde in den Ohren, dass wir zu spät kommen, aber sie meint, es ist unhöflich, um Punkt acht Uhr aufzukreuzen, und wir sollten mit »eleganter Verspätung« erscheinen. Finde ich sonderbar – wieso sagt einer, die Party fängt um acht Uhr an, wenn

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