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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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hier einfach weiter, und ich bringe die Sachen rüber zu euch, für Andy. Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir zu spät.«
    »Gut, Jakey. Prima Idee. Was soll ich sagen, wenn sie nach dir und Andy fragt?«
    »Sag ihr, ich bin heute Abend zurück. Andy kann ja noch eine Weile bei euch bleiben, aber ich möchte lieber wieder nach Hause.«
    Sandy starrt mich ausdruckslos an und nickt mit großen Augen.
    »Okay, Schatz. Was immer du für richtig hältst. Dann behalten wir Andy. Yep. Prima Idee.« Sie beugt sich vor und drückt mir einen Schmatzer auf die Wange. »Alles Gute für die Schule, Schatz.«
    Sie streicht weiter Butter auf Mums Toast, und ich ziehe die Haustür hinter mir zu.
    Draußen hat es angefangen zu nieseln. Es ist dieser scheußliche Sprühregen, der bis in die Knochen dringt und einen schneller nass macht, als er sollte. Ich werfe mir die Taschen über die Schulter und renne bis zu Sandy, unsere Straße hinauf, unten an der Telefonzelle am Park entlang, am Garten des Royal Oak vorbei und den Centurion Close hinauf zu ihrem kastenförmigen Haus, in dem alles immer gleichmäßig tickt, Tag für Tag. Meine Haare sind kalt und nass, und als ich in ihre gut geheizte Diele komme, fühle ich, wie sie dampfen. Pete steckt den Kopf aus der Küchentür, mit rotem Gesicht und vergnügt wie immer. Er trägt eine Kochschürze und hat einen Bratenwender in der Hand.
    »Hauen wir dir was in die Pfanne, Jake, mein Junge?«
    Andy hopst an ihm vorbei in die Diele, reibt sich den Bauch und tatscht sich auf den Kopf, und dabei schielt er und lässt die Zunge aus dem Mund hängen. Er torkelt herum, als wäre er besoffen vom Essen. Der nervtötende kleine Scheißer. Ich tue so, als wollte ich ihn boxen, und er lacht und duckt sich weg.
    »Sie isst ein bisschen Toast«, sage ich leise, und er nickt kurz.
    Pete flachst herum, und es ist schön, hier bei ihm zu sein. »Wie viele Eier, Jakey? Zwei? Jetzt sieh dir das an! Perfecto, Monsieur, wenn ich das so sagen darf. Und jetzt lang zu, mein guter Mann! Davon kriegst du Haare auf der Brust.« Er klatscht mir auf den Rücken und macht sich an der Spüle zu schaffen.
    Andy lungert an der Tür herum; er nagt an seinem Daumennagel und runzelt die Stirn. Er träumt. Ich deute mit dem Messer auf die Taschen, die im Flur liegen.
    »Zieh dich an, Junge. Wir kommen zu spät.«
    »Scheiße!« Er wirft einen Blick auf die Uhr über dem Herd, packt seine Sachen und saust die Treppe hinauf.
    Er wird zurechtkommen, denke ich. Andy kommt zurecht.
    Nach ein paar Tagen entwickle ich eine Art Routine mit Mum. Meistens stehe ich auf, mache ihr eine Tasse Tee und stelle sie ihr ans Bett mit zwei Keksen. Ich entdecke, dass sie das Haus verlässt, wenn ich nicht da bin, denn wenn ich aus der Schule komme, sind ein paar Sachen nicht da, wo sie vorher waren, und sie hat es geschafft, sich neuen Schnaps zu besorgen. Ich würde ihn gern in den Abfluss schütten, aber ich weiß, dass sie sich dadurch nicht bremsen lässt, deshalb wäre es Geldverschwendung. Wenn ich aus der Schule komme, gehe ich meistens hinauf und sehe nach, ob sie noch da ist, dann esse ich eine Kleinigkeit und habe das Haus für mich. Ich habe mir überlegt, dass es am besten ist, sie schlafen zu lassen, denn wenn sie schläft, trinkt sie nicht, und ehe man sich versieht, ist sie vielleicht wieder die Alte. Es ist gespenstisch still, als ob ich ganz allein wäre. Ich kann tun und lassen, was ich will und wann ich es will. Als hätte man eine Leiche im Haus, über die aber niemand spricht. Aber Besuch kriegen wir eigentlich sowieso nie. Abends gehe ich meistens rüber zu Sandy auf einen Tee und sehe nach Andy. Es geht ihm gut, aber er fragt nicht mehr nach Mum, und er kann mir nicht in die Augen sehen, wenn ich sie erwähne. Sandy macht mir dann eine Lunchbox für den nächsten Tag, und meistens bin ich um acht wieder zu Hause.
    An diesem einen Tag komme ich aus der Schule, mache mir eine Schale Cornflakes und sitze vor dem Fernseher, als Thundercats anfängt. Ich liebe diese Sendung. Mum kommt herein und sieht aus, als wäre sie gerade aufgewacht, und zwar mit einer echt miesen Laune. Ich springe fast aus den Schuhen vor Schreck; manchmal vergesse ich einfach, dass sie da ist. Aber jetzt ist sie auf, und wir sind im Wohnzimmer, nur Mum und ich. Mann, ist sie besoffen. Sie torkelt.
    »Geben sie dir in der Schule denn nichts zu essen, mein Jakey?«, lallt sie und kichert, als wäre das richtig komisch.
    Ich zucke bloß die Achseln.

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