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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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hier im Dunkeln stehe? Miss Terry hat auch einen Kater, hat sie uns erzählt. Er heißt Mr Mistoffelees. Mr Mistoffelees . Ich wette, Mr Mistoffelees hat ein gutes Leben. Ich wette, Miss Terry füttert ihn mit frischem Lachs und lässt ihn den ganzen Abend auf ihrem Schoß sitzen, wo sie ihn streichelt und tätschelt. Mr Mistoffelees zu sein, wäre bestimmt schön.
    Andy spielte gerade Monopoly, als ich am Abend zu Sandy und Pete kam, und er hatte einen Riesenstapel Papiergeld vor sich und jede Menge Hotels. Ich weiß nicht, ob Pete ihn hat gewinnen lassen, aber das ist auch egal, Andy war total happy. Jedes Mal, wenn er mehr Geld oder eine gute Ereigniskarte kriegte, stieß er die Faust in die Luft und sagte mit dieser blöden Stimme: »Hammer!« Wenn er mit mir spielt, sage ich ihm immer, er soll diesen Hammer-Quatsch sein lassen, sonst höre ich auf zu spielen. Oder ich verpasse ihm einen Tritt ans Schienbein. Offenbar tut Pete beides nicht, und deshalb hat Andy das Spiel solchen Spaß gemacht. Als Sandy mir eine Dose Coke brachte, habe ich ihr gesagt, dass demnächst die Halbzeitferien anfangen. Sie und Pete schauten einander quer durch das Zimmer an.
    »Wie geht’s deiner Mum?«, fragte sie. »So lala«, sagte ich, und das war’s.
    Ich habe gesagt, sie sollen sich wegen der Halbzeitferien keine Gedanken machen, ich hätte schon Pläne für mich und Andy. Vielleicht würden wir zu Tante Rachel fahren. Andy spitzte die Ohren, als ich das sagte; also muss ich jetzt sehen, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme, ohne wie ein Lügner dazustehen. Sandy und Pete gaben sich Mühe, nicht allzu erfreut auszusehen, aber ich wette, sie sind erleichtert, wenn sie uns vom Hals haben.
    Draußen im Garten flattert eine leere Hula-Hoop-Verpackung über den Zaun, landet für einen Moment an der Fensterscheibe und sinkt dann zu Boden, um gleich darauf neben dem Mülltonnendeckel herumzuwirbeln. Hula. Ich erinnere mich an einen Film mit Elvis, wo die Mädchen auf dieser Insel alle Hula-Röcke trugen. Und sie alle verliebten sich sofort in ihn, wie sie es immer tun. Ist ein gutes Wort. Hula . Ich glaube, Mum hat nicht gehört, dass ich hereingekommen bin, und ich überlege, ob ich riskieren kann, ganz leise den Fernseher einzuschalten. Ich will gerade aus der Küche gehen, als die Türglocke läutet. Ich fahre zusammen. Das Geräusch zerschneidet die Stille wie eine Sirene. Es ist halb zehn. So spät klingelt kein Mensch mehr, es sei denn, es ist ein Notfall. Sofort habe ich das Gefühl, ich hätte etwas falsch gemacht, und ich weiß nicht, ob ich aufmachen soll. Wenn ich es nicht tue, kann das, was immer jetzt vielleicht passieren wird, nicht passieren. Fast spüre ich, wie Mum oben im Korridor ebenfalls den Atem anhält. Vielleicht hat sie das Gefühl, sie hätte etwas falsch gemacht. Es klingelt wieder.
    Als ich hinter der Tür leises Winseln höre, weiß ich, das ist Griffin.
    Ich mache auf und sehe Mr Horrocks, bleich und eingefallen. Griffin fegt ins Haus, schnuppert in jeder Ecke herum und rast dann die Treppe hinauf ins Dunkle.
    »Entschuldige, dass ich störe, mein Junge«, sagt Mr Horrocks mit zittriger Stimme. Seine Augen sind dunkel und hohl. »Es ist wegen Mrs Horrocks. Na, du weißt ja, wie es ist, Junge.«
    Mit der Hand auf dem Türknauf stehe ich da. Ich komme gar nicht auf den Gedanken, ihn hereinzubitten, starre ihn nur an und warte darauf, dass er weiterredet.
    »Tja, die Sache ist die, mein Junge …« Er kann den Blick nicht von der Hundeleine wenden, die er zusammengerollt in der Hand hält. Er dreht sie hin und her, rollt sie auf und anders wieder zusammen. »Na ja, sie ist gegangen. Heute Mittag habe ich den Laden zugemacht und bin hinauf, um ihr ein Sandwich zu machen, und da sah sie aus, als ob sie schliefe. Aber das war nicht so. Der alte Griffin hat gewinselt und sie mit der Nase angestupst, aber ich wusste, sie war nicht mehr da. Es brach einem das Herz zu sehen, wie er sie bestürmte. Zu spät, um noch zu helfen.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ja schrecklich. Kein Wunder, dass er so elend aussieht. Ich sollte Mum holen, aber sie wäre keine Hilfe. Gerade will ich ihm eine Tasse Tee anbieten, da drückt er mir die Hundeleine in die Hand.
    »Kannst du ihn ein paar Tage nehmen, mein Junge? Nur, solange ich mich um die Beerdigung kümmere? Er hat dich gern, mein Sohn, und ich weiß, dann würde es ihm besser gehen.«
    Ich stehe bloß da und starre Mr Horrocks an. Ich freue mich wirklich

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