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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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musste Überstunden machen, um einen Job zu Ende zu bringen. Aber ich denke, es wird wieder, verstehst du?«
    Gypsy sieht Mum lächelnd an. Ihr Gesicht sagt, dass sie Bescheid weiß. Sie trinken ihren Tee.
    »Hast du es mal mit Yoga versucht?«, fragt sie plötzlich. »Nein! O mein Gott, Mary, ich werde es dir beibringen, während ich hier bin. Wir können zusammen meditieren. Es wird dein Leben verändern – bei mir hat es das getan. Sieh dir meinen Bauch an.«
    Ich werfe einen Blick über die Sofalehne, sie steht auf und zieht ihr T-Shirt hoch, um ihren glatten, festen Bauch vorzuführen. Sie ist gut gebräunt, und ich sehe den Spitzenbesatz ihrer Unterhose über den Jeans. Sie trägt keinen BH ; das kann ich erkennen.
    »Ich habe den Körper einer Zwanzigjährigen, sagt mein Yogi. Und er versucht nicht, mich anzubaggern, das kann ich dir versichern.« Sie grinst, zieht die Brauen hoch und zwinkert mir zu. Ich schaue weg.
    »Na, wenn du mir auch so einen besorgen kannst«, sagt Mum und deutet mit dem Kopf auf Gypsys Bauch, »dann bin ich dabei!«
    Sie kichern in ihre Teetassen.
    »Griffin! Hierher, Junge!«, rufe ich, und er kommt plumpsend die Treppe herunter und rennt geradewegs zu der Leine, die an der Küchentür hängt. Der Schwanz wedelt übermächtig mit dem Hund.
    Als ich die Haustür hinter mir zuziehe, frage ich mich, ob es eine gute Idee ist, Mum mit Gypsy allein zu lassen. Sie kommt schon klar, denke ich. Sie kommt schon klar.
    Ich beschließe, mit Griffin Mr Horrocks zu besuchen. Er ist dabei, das Chipsregal aufzufüllen, als ich in den Laden komme. Es ist ungefähr fünf Uhr, also wird er in einer halben Stunde zumachen.
    »Griffin!«, ruft er, als wir hereinkommen. Griffin springt auf ihn zu und zappelt auf dem staubigen Boden herum, damit er ihm den Bauch krault. »Das ist ja mal ein fröhlicher kleiner Hund, Jake. Anscheinend machst du deine Sache gut.«
    Mr Horrocks scheint sich in den paar Wochen seit der Beerdigung wieder erholt zu haben. Er hat den Laden für vierzehn Tage geschlossen, aus Respekt, nehme ich an, aber seit er wieder aufgemacht hat, ist er allmählich wie früher. Aber auch in den vierzehn Tagen hat er weiter die Zeitungen austragen lassen, und deshalb konnte ich ihn ein bisschen im Auge behalten. Ich fing an, Griffin auf meiner Zeitungsrunde mitzunehmen, damit er Mr Horrocks jeden Morgen besuchen konnte und nicht zu viel Heimweh kriegte. Zwei Mal ist er geradewegs nach hinten und die Treppe raufgerannt, und wir hörten, wie er vor dem Zimmer winselte, in dem Mrs Horrocks immer gesessen hat. Beide Male habe ich schnell gerufen: »Griffin! Komm her!«, weil ich sehen konnte, dass es Mr Horrocks traurig machte. Er wollte sich nichts anmerken lassen, aber ich wusste es trotzdem, weil er sich mit irgendwas beschäftigte und mir den Rücken zuwandte, damit ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Aber in letzter Zeit geht es ihm anscheinend gut. Ich glaube, er hat das Schlimmste überstanden.
    »Soll ich helfen?« Ich hebe den Chipskarton hoch und stopfe die Tüten ins richtige Regal. Mr Horrocks holt noch ein paar Kartons von hinten und fängt an, den Zigarettenständer hinter der Theke aufzufüllen.
    »Wie geht’s deiner Mum in letzter Zeit, Jake?«
    »Oh, richtig gut, danke. Sie hat diese Woche Frühjahrsputz gemacht, weil wir Besuch haben.«
    »Ach?«
    »Gypsy. Eine alte College-Freundin von Mum. Von der Kunsthochschule. Ich glaube, seit damals haben die beiden sich nicht gesehen. Ist heute Nachmittag gekommen.«
    Ich gehe nach hinten, hole einen Karton Salz-und-Essig-Chips und reiße ihn auf.
    »Wie lange wird sie bleiben?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, Mum weiß es auch nicht. Aber nicht zu lange hoffentlich.«
    »Wieso? Taugt sie nichts?«
    »Nein, nein. Ich weiß es nicht. Manchmal kommt Mum einfach besser klar, wenn man sie in Ruhe lässt. Außerdem hat Gypsy mir mein Zimmer geklaut.«
    »Ich weiß, was du meinst, mein Junge.« Mr Horrocks packt immer noch Zigaretten auf den Ständer. »Ein Mann braucht Platz für sich, sonst wird er verrückt. Na, hoffentlich dauert’s nicht lange, hm?«
    »Ja. Über Ostern fahren wir wieder zu Tante Rachel. Ich schätze, bis dahin wird sie wieder weg sein. Zu ihren Yoga-Übungen wahrscheinlich.« Ich sehe Mr Horrocks an und schiele, und wir lachen beide.
    »Dann willst du über Ostern wohl keine Extraarbeit übernehmen, was?«, fragt er.
    »Nee. Vielen Dank.« Plötzlich fällt mir den Hund ein. »Oh. Was wird mit Griffin?«
    »Das musst du

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