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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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und er fragte: »Kannst du morgens um sechs Uhr hier sein und die Zeitungen abholen?« Ich habe wieder Ja gesagt. Er rieb sich das Stoppelkinn mit Daumen und Zeigefinger, als ob er heftig nachdenken müsste. Dann fragte er: »Hast du Handschuhe und eine Mütze, Junge?« Ich habe genickt. Er machte ein ernstes Gesicht, als hätte er es sich auf halber Strecke anders überlegt, aber dann sagte er: »Montag kannst du anfangen.« Er klopfte mir auf den Rücken, und das war’s, hat nicht mal nach meinem Alter gefragt.
    Als wir ein Stück gegangen sind, holt Andy eine Handvoll Brausepulverbonbons aus der Tasche und teilt sie mit mir. »Hab nur ein paar greifen können«, sagt er und kneift die Augen zusammen, weil die Brause so prickelt. »Er stand ja direkt vor uns. Hast du auch was erwischt, Jake?«
    Ich fingere das Twix heraus, das ich mir in den Ärmel geschoben habe, während Mr Horrocks mit mir über den Job redete. Ich glaube, bis heute habe ich nie ein Wort mit Mr Horrocks gesprochen, obwohl er den Laden schon hat, so lange ich denken kann. Er hat was Ruhiges an sich mit seinen Augen unter den buschigen weißen Brauen. Er muss schon richtig alt sein, aber er hat noch alle seine Haare, nur dass sie strahlend weiß sind. Und er hat mir einen Job gegeben, einfach so. Ich kann’s nicht erwarten anzufangen; sobald wir zu Hause sind, werde ich mein Fahrrad herausholen, die Reifen kontrollieren und die rostigen Stellen mit WD 40-Spray reinigen. Ich habe nicht mal gefragt, wie viel er mir bezahlt.
    »Kannst du haben, Andy«, sage ich und gebe ihm das Twix. Er freut sich mächtig und hat es verschlungen, bevor wir zu Hause sind.
    Meine Uhr zeigt 8:29, und es klingt, als ob jemand die Haustür einschlägt. Nach einer kurzen Pause klingelt es. »Samstag«, sage ich laut und schiebe mir die Augenlider mit den Handballen hoch. Ich bin sicher, ich höre Dad zum Fenster heraufrufen, und schwinge die Füße aus dem Bett, aber zu ihm sollen wir eigentlich erst um elf. Und selbst dann müssen meistens wir an seine Tür hämmern, um ihn aus dem Bett zu holen. Jedenfalls gefällt mir nicht, wie das klingt. Ich galoppiere im Pyjama die Treppe hinunter und stecke unterwegs den Kopf zu Mum hinein. Sie schläft fest. Wie kann sie bei dem Krach nur schlafen? Ich mache die Haustür auf, und Dad stürmt herein und schwenkt einen Brief, und er sieht ziemlich stinkig aus.
    »Wo ist deine Mum, Jake?« Er sieht sich um und guckt sich das Durcheinander an. »Besinnungslos, ohne Zweifel. Jake?«
    Ich fange an, die Kissen auf dem Sofa zurechtzurücken, und fühle, wie mir eine Gänsehaut sprießt. Dad steht in der Tür, eine Hand in die Hüfte gestemmt, in der anderen immer noch dieses Stück Papier. Ich sehe ihn an, sehe, wie die Luft aus seinem Mund ins eiskalte Zimmer wölkt, und sage: »Verflucht, es ist kalt, Dad.«
    »Verflucht, was ist das für eine Ausdrucksweise?« Er gibt mir einen Hieb in den Nacken. »Los, Sohnemann. Zieh dir einen Pullover an, und ich mache dir Tee. Andy noch im Bett?«
    »Yep«, sage ich und laufe die Treppe rauf, um mir was Warmes zu holen. Oben schaue ich bei Andy und noch mal bei Mum hinein, und ich bin froh, dass sie beide noch schlafen. Ich weiß, es wird Stunk geben, aber wenn ich Glück habe, kann ich kurz mit Dad allein sein, bevor die Kacke anfängt zu dampfen. Als ich wieder herunterkomme, hat Dad den Klapptisch im Wohnzimmer abgeräumt, und in der Küche steht der Wasserkessel auf dem Herd. Dad hat mir den Rücken zugewandt und spült zwei Teebecher aus. Der weiße Brief liegt zusammengefaltet mitten auf dem Tisch im Wohnzimmer. Vermutlich hat er ihn mit der ersten Post gekriegt und ist gleich ganz aufgeregt hergekommen. Ich ziehe den Flickenteppich vor dem Kamin gerade, während Dad den Tee aufbrüht, und dann kommt er mit den beiden Bechern herein und setzt sich an den Tisch.
    »Setz dich, Junge.« Er deutet mit dem Kopf auf den leeren Platz. Scheiße, denke ich, was hab ich jetzt wieder gemacht? Vielleicht war ich es gar nicht, vielleicht war es Andy. Ich habe versucht, ihn im Auge zu behalten, aber ich kann ja nicht dauernd dabei sein. Wenigstens kommt er nächstes Jahr in meine Schule. Dad sieht schmuddelig aus und hat verquollene Augen. Was kann so dringend sein, dass er an einem eiskalten Samstagmorgen nur in T-Shirt und Jeans angerannt kommt? Er sieht unrasiert aus, und ich weiß, dass er sich samstags morgens rasiert. Das gehört zu den Sachen, die er immer macht. Es ist Teil seines

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