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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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weißes Stirnband. Er sagt mir, dass ich gut aussehe. Wahrscheinlich sagt er das allen Gästen, trotzdem hätte ich nichts dagegen, ihn näher kennenzulernen.
    Im Zimmer riecht es nach Zimt und Nuss, ist es schön warm. Auf dem karierten Kopfkissen liegt eine Packung Kaugummi mit Cola-Geschmack. Ich stecke mir einen in den Mund, rücke den Stuhl vor das Fenster und mache Blasen. Auf den Feuertreppen gegenüber hocken gedrungene Tauben. Aus dem Eisregen ist Schnee geworden.

66
    Eingepackt in einen schwarzen Wollmantel mit Daunenfutter, biege ich in den Central Park. Unter dem Mantel trage ich einen ebenfalls schwarzen Pullover und an den Füßen gehäkelte Alpaka-Socken in dunkelbraunen Raulederschuhen. Für die neuen Sachen ging ich in einen Store unweit des Hotels. Er schien nicht angesagt, aber zeitlos zu sein, die Kleider, die in den sparsam ausgestatteten Schaufenstern lagen, hatten gedeckte Farben und simple Schnitte.
    Als ich mit dem geerbten Guthaben auf meiner Kreditkarte bezahlte, lächelte die Verkäuferin ein weißes Lächeln. Es war viel zu weiß, um wahr zu sein, muss sie etliche Dollars und Zahnschmelz gekostet haben.
    Jogger kommen mir entgegen, treiben ihren kondensierenden Atem vor sich her. Ich entscheide mich für einen etwas abseitigeren Pfad, da ich gelesen habe, dass man in den ruhigen Ecken des Central Park gut Vögel und Eichhörnchen beobachten kann.
    Im Dickicht neben mir locken Pfiffe und Geraschel. Ich bleibe vorsichtshalber auf dem regulären Pfad.
    Voriges Jahr war ich als Betreuungslehrer mit auf Klassenfahrt in Südfrankreich. Ein paar Schüler meinten eine Abkürzung zum Strand entdeckt zu haben, die durch ein dichtes Pinienwäldchen führte. Meine beiden Kolleginnen und ich ließen uns darauf ein, weil es immer besser ist, die Fünfzehnjährigen auf seiner Seite zu haben. Je weiter wir im Wäldchen vorankamen, desto mehr Männer begegneten uns. Sie sagten »Salut«, lächelten oder senkten die Köpfe. Und dann kreischte die vorderste Mädchengruppe plötzlich und kam angerannt. Sie hatten eine Gruppe Männer beim Oralverkehr gestört.
    Die neuen Schuhe reiben an den Fersen. Ich setze mich auf die nächstbeste Bank, um sie kurz zu schonen. Wie viele Bänke im Park ist auch meine jemandem gewidmet. Auf einem kleinen Messingschild steht:
    IN LOVING MEMORY OF HAYDEN LORD, TREE EXPERT.
    APRIL 10, 1998 – DECEMBER 22, 2000.
    Nicht einmal drei Jahre. Vielleicht war Hayden das jüngste Botanik-Genie der Stadt, des Landes, der Welt. TREE EXPERT, ich weiß, wem das gefallen würde. Ich übertrage die Zeilen in meinen kleinen Notizblock.
    Ich hole den Bagel, den ich extra aufgespart habe, aus dem Rucksack. Reglos warte ich auf Interessenten. Ich fröstle schon leicht, als sich endlich ein Vogel vor meine Füße traut. Es ist eine Meise, die erkenne ich gut. Jahr für Jahr hängten sie sich im Winter an die Knödel, die meine Mutter draußen festgeknotet hatte. Manchmal waren sie leichtsinnig, wurden von einer Katze geschnappt und zerrupft. Wenn mir langweilig war, lauerte ich mit der Steinschleuder, um sie zu verteidigen.
    Ich brösle den Bagel in den Schneedreck. Zuerst flattert die Meise erschrocken auf einen Ast, dann aber traut sie sich und pickt nach den Krumen. Ich richte das Objektiv aus.
    Der Bagel lockt ein weiteres Vogelpaar an, Finken oder Sperlinge, ich weiß es nicht genau. Für das Voice-over sollte ich mich auf jeden Fall ornithologisch absichern.
    Am Ende der Fütterung, der Akku der Kamera blinkt rot und meine Finger sind klamm, landet noch ein Vogel. Er ist größer als die anderen, hat blauschwarzes Gefieder und einen braunen Schnabel. Diese Art habe ich noch nie gesehen. Rasant bückt er sich nach dem, was die Kleinen übrig gelassen haben. Es ist ihm nicht genug, und als einer der Sperlinge oder Finken ihm zu nahe kommt, hackt er ihn ohne Warnung tot. Ich schaue den martialischen Vogel an, der legt den Kopf schräg und stellt einen Fuß auf sein Opfer. Sein scharfer Schnabel öffnet sich ein Stück, lässt jedoch nichts hören. Die Batterie der Kamera versagt. Der Schnabel weitet sich erneut. Wir blicken uns an, irgendwie vertraut.
    Nach dem Abendessen höre ich noch kurz dem jungen Schriftsteller zu, der in der Hotelbar Gedichte vorträgt. Er hat ein introvertiertes Auftreten und eine sanfte Stimme. Deshalb bin ich einigermaßen überrascht, als er das Thema seiner Gedichtsammlung umschreibt. Im Mittelpunkt steht ein Junge, der von einer dunklen Macht den Auftrag

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