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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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ob ich mit dieser Einstellung beginnen oder schließen soll.
    Ich will mich auf den Rückweg machen, da bemerke ich Patrick, der neben mir sitzt.
    »Meinen nachträglichen Glückwunsch.«
    »Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    »Na hör mal, Maxi. Uns verbindet doch so viel.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Du siehst und hörst ja so einiges.«
    »Wie meinst du das?«
    Er rückt nah an mich ran und haucht: »Peng!«
    Panisch springe ich auf und renne zurück.
    Völlig außer Puste erreiche ich das Feuer. Timon bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
    »Du bist ja voll bleich, Max. Ist was passiert?«
    Ich starre ihn an, Musik ertönt. Die übrigen Kids wachen auf und schauen zum Pavillon, wo der Dreadlockjunge winkt und grölt: »The party goes on.« Zu schade, dass ich es nicht durchgezogen habe, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Außer den Wimpern hätte ich ihm auch noch sein Nest stutzen sollen, der plötzliche Verlust seiner Haarwürste hätte ihn sicher wenigstens kurz sprachlos werden lassen. Die Kids stehen auf und tanzen. »Yeah«, ruft der Dreadlockjunge und reckt sein Instrument in die Luft wie einen Pokal. Er scheint noch nichts bemerkt zu haben. Umständlich krabbelt er auf die Theke, verliert den Halt und landet mit dem Gesicht im Sand. Ein paar von den anderen laufen hin, um ihm zu helfen oder ihn auszulachen. Timon bleibt bei mir und sagt: »Wahrscheinlich hattest du ein bisschen zu viel von dem Jägermeister. Musst du kotzen?«
    Ich schüttle den Kopf und sinke in die Hocke.

60
    SMS an Valentin.
    Danke für dein Geschenk! Aber hast du nicht mal zu mir gesagt, dass du Erinnerungen beschissen findest? Ich vermisse dich …
    Love,
    M.
    SMS von Valentin.
    Gern geschehen. So was hab ich mal gesagt? Ohne dich macht die Capri Bar keinen Sinn.
    xxo,
    V.
    Draußen geht die Sonne schon wieder unter. Ich bin jetzt wach.
    Wir sitzen auf Timons Bett, ein Mensch-ärgere-Dich-nicht-Brett zwischen uns. Seit fünf Runden habe ich keine Sechs gewürfelt. Endlich bin ich aus dem Häuschen, da vibriert mein Handy.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s, Maria … Alles Liebe! Zu spät, ich weiß. Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe, aber rate mal, warum?«
    »Warte kurz, Maria.«
    Ich halte die Hand über den Lautsprecher und sage zu Timon: »Ich verliere sowieso. Bist du sauer, wenn wir ein andermal weiterspielen?«
    Timon schüttelt den Kopf und fegt die Hütchen vom Brett in die Schachtel. Ich gehe rüber in mein Zimmer und schließe die Tür.
    »Bist du noch da, Max?«
    »Ja. Ist was mit Lio?«
    »Ganz kalt.«
    »Mit Jan?«
    »Noch kälter.«
    »Jetzt sag schon, ich hab keine Lust auf ein Quiz.«
    »Paul ist da.«
    »Wer ist Paul?«
    »Das Kind von Julia und Anton.«
    »Wirklich? Das ist ja toll! Ist alles gut gegangen?«
    »Der Kleine hat sich ziemlich viel Zeit gelassen. Anton hat erzählt, dass Julia stundenlang pressen musste und kurz vorm Zusammenbruch war, aber sonst ist wohl alles gut. Er ist gesund, wiegt knappe drei Kilo und ist gerade noch am 14. November geboren, um 23.37 Uhr. Und bei all der Aufregung hab ich vergessen, dass du am gleichen Tag Geburtstag hast.«
    »Am gleichen Tag«, wiederhole ich.
    »Ja, verrückt nicht?«
    Durch die Wand dröhnt die 20th-Century-Fox-Erkennungsmelodie.
    »Und wie war dein Geburtstag?«
    »Wir waren am Strand.«
    Glücklich über Paul, kehre ich zurück in Timons Zimmer. Der Fernseher läuft.
    »Was schaust du dir an?«
    » Fight Club . Willst du mitgucken?«
    »Eher nicht, hab ich schon zu oft gesehen. Ich geh schlafen.«
    »Wie du meinst.«
    Bevor ich ihn wieder allein lasse, sage ich: »Ich bin froh, dass ich dich in einer schwierigen Phase meines Lebens getroffen habe.«
    Im Netz lese ich einen Online-Artikel über einen Drogenpark in Brooklyn. Es geht um Amber und Suzie, die in Wirklichkeit nicht so heißen. Sie waren dreizehn, als sie anfingen Crack zu rauchen. Amber ist letztes Jahr vor einen SUV gerannt und Suzie glaubt, dass sie das so wollte. Suzie hat sich mit Hepatitis C infiziert, als das Rauchen ihr nicht mehr gereicht hat. Sie sagt, ihr Dealer Casey, sein Name wurde ebenfalls geändert, habe sie zum Fixen überredet und ihr eine Rippe gebrochen, als sie ihn um einen Vorschuss anflehte. Auf dem anonymisierten Foto sieht er unscheinbar aus, ein weißer Durchschnittstyp.
    Casey: »Money is everything.«
    Reporter: »What about the kids?«
    Casey: »Kids also have money.«
    Suzie kann Amber verstehen, aber sie ist nicht so mutig wie ihre Freundin.

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