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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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Schweden und ist ein Kommilitone von Maria, den sie aus ihrer Zeit in Göteborg kennt und mir gegenüber damals nie erwähnt hat. Er ist im zweiten Urlaubssemester und gibt gemeinsam mit Maria einen Schwedisch-Anfängerkurs an der Volkshochschule in Donaueschingen. Anton ist der Jüngste, hat gerade erst sein Abitur gemacht, Julia ist Physiotherapeutin und im sechsten Monat von ihm schwanger. Ihre Situation ist nicht unbedingt gewollt, aber trotzdem glücklich. Sie kennen Jan vom Reisen, Genaueres weiß ich noch nicht. Jan schweigt das gesamte Essen über.
    Julia fragt mich, ob ich gerne Lehrer bin. Ich überlege und antworte: »Es ist in Ordnung. Ich fühle mich ganz nützlich.« Julia nickt und Jan lässt seinen abgekauten Knochen absichtlich laut auf den Teller fallen, ext ein Glas Wein und rülpst. Maria sieht ihn leicht irritiert an, worauf er seinen Kopf, wie ein Käuzchen, von links nach rechts dreht, mit großen Augen umherblickt, bedeutet, dass wir allein sind, weit und breit, und an der frischen Luft. Ich muss mir eingestehen, dass er gut aussieht mit seinem sonnengebräunten Gesicht und den schwarzen Locken, dem weit aufgeknöpften Holzfällerhemd und dem Schattenwurf auf der schmalen Brust. Er sieht wieder mehr so aus wie der ganz frühe Jan. Bevor er das Gymnasium nach der Zwölften abbrach und verschwand.
    Pelle will wissen, was mit dem Nachtisch ist. Wir einigen uns auf eine Verdauungspause. Anton und Julia legen sich ins Gras, Pelle und Jan kicken mit einem Wasserball.
    Maria hakt sich bei mir unter, sagt: »Komm Max, ich führ dich mal rum.«
    Sie spricht mit mir, als wären wir gute Bekannte, die sich nach langer Zeit wiedersehen. Sie macht sich was vor und ich mache mit.
    »Da gibt es noch was anderes für uns«, beschloss Maria vor drei Jahren.
    »So eine Scheiße«, stammelte ich und: »Ich kapier das nicht.«
    »Da gibt es nichts zu kapieren, Max.«
    Nach langem, gegenseitigem Anstarren ging sie schließlich, und ich blieb noch ewig sitzen, bis ich auf den Boden schlug und mir die Hand brach.
    Das Haus ist nicht so groß, wie es von außen wirkt. Die Einrichtung ist sparsam, nirgends hängt ein Poster, kein einziger Ikea-Gegenstand zwischen den alten Möbeln.
    Es gibt nur zwei Schlafzimmer. Eines für Julia und Anton, das andere für Jan, Pelle und Maria. Sie schlafen in Stockbetten. »Es ist wie auf Klassenfahrt früher, nur ohne Bus und Lehrer … also, bis vor einer Stunde jedenfalls.«
    Ich kann nicht glauben, dass es das ist, was sie sich von unserer Trennung erhofft hat.
    In meinem Magen treffen Weinsäure und tierisches Eiweiß aufeinander, brodelt die Zersetzung.
    »Ich muss den Zopf aus dem Ofen holen«, fällt Maria ein.
    Über die knarzende Treppe steigen wir zurück nach unten in den Wohnbereich.
    »Warum hast du Lio nicht mitgebracht?«
    Weil es reicht, wenn ich mich unwohl fühle, denke ich.
    »Weil er im Auto doch immer Angst bekommt und kotzen muss«, sage ich.
    Die Küche ist schön und im Gegensatz zum Rest des Hauses sonnendurchflutet.
    Maria zieht Topfhandschuhe über und holt das Blech aus dem Ofen. Ich setze mich auf die Eckbank vor dem großen Esstisch. Ein Karton liegt im Weg und ich klappe ihn kurz auf. Darin stapeln sich Briefumschläge, manche noch ungeöffnet: Sparkasse, Anwalt, Sparkasse, Stadtwerke, Sparkasse.
    »Achtung!«
    Maria schiebt das Blech auf den Tisch, die Kruste des Zopfs glänzt braun in den Raum. »Sieht gut aus«, lobe ich und schiebe den Karton weg.
    Was passieren könnte:
    Konzentriert trage ich das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und dem Gebäck nach draußen. Dort jongliert Pelle den Wasserball, gibt ab zu Jan, der bolzt mir das bunte Plastik direkt ins Gesicht, woraufhin ich Zopf und Tassen auf den Boden fallen lasse und sie mich alle auslachen. Ich ziehe einen Revolver aus dem Hosenbund und knalle los. Blut läuft aus ihren Mündern, tropft auf Löwenzahn und Gänseblümchen.
    Was wirklich passiert:
    Konzentriert trage ich das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und dem Gebäck nach draußen. Dort jongliert Pelle den Wasserball, gibt ab zu Jan, und der bolzt das bunte Plastik weit in den Himmel. Pelle johlt: »Efterrätt!«
    Julia und Anton, die im Löffelchen weggedriftet waren, schrecken auf.
    Jan fixiert mich.
    »Flieg nicht, Flieger.«
    Wir bestreichen den Zopf mit Erdbeermarmelade, naschen Johannisbeerquark. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag bin ich einigermaßen entspannt.
    »Hast du morgen Zeit, Flieger?«, fragt Jan mit vollem

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