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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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geerbt.«
    »Geerbt?«
    »Ja, von Karl. Mit ihm hab ich vorher hier gewohnt.«
    Er hält an, geht in die Hocke, fährt mit der Handfläche über die Grasköpfe, spricht weiter: »Ich war lange unterwegs, erst Asien, vor allem in Vietnam.«
    Bilder vom Krieg drängen in meinen Kopf, von Kriegsfilmen mit Michael J. Fox und Charlie Sheen in den Hauptrollen.
    »Später bin ich nach Portugal und hab in der Bar eines Freundes gearbeitet, bis er pleite war und zumachen musste. Schließlich bin ich wieder hier gelandet. Anderthalb Jahre ist das her. Anfangs wusste ich gar nicht, wohin, in unserer alten Wohnung haben damals schon andere Leute gelebt.«
    Jan und seine Mutter wohnten neben dem Rathaus, über der Sparkasse, gegenüber vom Metzger. Man könnte sagen, sie wohnten im Zentrum, wenn es im Zusammenhang mit Königsburg nicht so albern klänge.
    »Die ersten zwei Wochen hab ich bei meiner Tante in Stuttgart im Gästezimmer geschlafen, aber was soll ich sagen, ich mag die Stadt einfach nicht.«
    Eine Hummel stottert an uns vorbei, ihr Flug wirkt orientierungslos.
    »Mein Plan war, Geld zu verdienen und wieder abzuhauen. Ein Bekannter meiner Mutter hat mir einen Job in der Papierfabrik in Villingen besorgt. Da hab ich Karl kennengelernt. Er hat mir von seinem Hof erzählt, den er eigentlich gar nicht haben wollte, aber nach dem Tod seiner Eltern dann doch übernommen hat, weil er ihnen nicht das Herz brechen wollte.«
    Ich denke, dass es seltsam ist, Angst davor zu haben, den Toten das Herz zu brechen, denn normalerweise brechen sie doch die Herzen der Lebenden.
    »Beim ersten Feierabendbier hab ich ihn gefragt, ob er was wüsste, wo ich günstig unterkommen könnte, worauf er mir angeboten hat, zu ihm auf den Hof zu ziehen. Seit seine Frau ihn verlassen hatte und zurück nach Kroatien gegangen war, lebte er allein und hatte zu viel Platz. Er meinte, wenn ich hier und dort mithelfen würde, müsse ich keine Miete zahlen. Bis zum letzten Herbst haben wir zusammen hier gewohnt und dann –«
    Jan stockt, reißt dem Gras die Köpfe ab und schmeißt sie weg. Viel leiser spricht er weiter: »Dann hat der Krebs Karl innerhalb von ein paar Wochen den Magen zerfressen. Dieser scheiß Krebs, Max. Weißt du, manchmal glaube ich, die Leute bekommen ihn von mir.«
    »Das ist doch Schwachsinn.«
    Er sieht mich an, fest überzeugt.
    »Tut mir sehr leid, Jan.«
    »Ja.«
    Er reibt sich die Augen, über die Frisur. Ich sehe eines seiner schwarzen Haare davonsegeln. Wieder rattert der Eichelhäher.
    »Und dein Job in der Fabrik?«
    »Eingespart.«
    Am Waldrand sind die Kisten, die Waben, aufgestellt. Ein paar davon haben bunte Markierungen. Ziemlich lange stehen wir dort. Jan erzählt, wie Karl ihm das Imkern beigebracht hat. Und zum Schluss lauschen wir einfach nur dem Summen.

11
    Schon wieder Weißwein, schon wieder Nebel im Kopf. Ich habe bereits Maria geküsst und Julia und Pelle und außerdem zweimal die Wahrheit gesagt.
    Als sie wiederkam, fragte Maria: »Wie war’s?«
    »Alles gut«, erwiderte ich.
    Sie wirkte erleichtert und forderte Alkohol. Als die erste Flasche leer war, drehten wir sie im Kreis und entkorkten die nächste.
    Ich sitze zwischen Jan und Maria, und es fühlt sich an, als müsste es genau so sein. Dann brummt meine Hosentasche und im Handy steht geschrieben: Ich bin da. Hast du mich vergessen? Valentin.
    Eilig stehe ich auf. »Ich muss los, ein Freund von mir. Er wartet in St. Georgen am Bahnhof.«
    »Kannst du noch fahren?«, sorgt sich Julia.
    »Ja, sicher. Kein Problem.«
    Alle schauen mich an.
    »Wirklich«, bekräftige ich.
    Alle schauen mich weiter an.
    »Bring ihn doch morgen mit, deinen Freund«, schlägt Jan vor.
    »Was ist denn morgen?«
    »Morgen machen wir ein Lagerfeuer.«
    Konzentriert einen Fuß vor den anderen setzend, bewege ich mich Richtung Auto. Lio läuft neben mir.
    »Ich bin nicht sehr betrunken. Mach dir keine Sorgen.«
    »Du machst dir was vor.«
    »Du kannst gar nicht sprechen.«
    »Bist du da sicher?«
    Schade, dass ich Jan nicht küssen musste. Ich kurble alle Fenster runter, hänge den Kopf kurz raus. Lio sitzt jetzt auf dem Beifahrersitz, dieser alte Kontrollfreak.
    In einer Ausbuchtung kurz nach dem Ortsschild stehen sie, schwingen die Kelle. Ich drossele die Geschwindigkeit, schließe kurz die Augen. Als ich sie wieder öffne, sind sie immer noch da.
    Die junge Polizistin weist mich an, den Motor abzustellen. Währenddessen lässt ihr Kollege schon einen anderen ins Röhrchen

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