Am Ende siegt die Liebe
würde auf längeren Reisen immer eine Kopie mitnehmen. Bei mir ist vor einigen Wochen Multiple Sklerose festgestellt worden.«
Marc ließ sich sein Erschrecken nicht anmerken. »Nehmen Sie doch Platz.« Er öffnete das Kuvert, während sich Stefan setzte. »Einen Augenblick bi tte.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, meinte der Lehrer. »Ich bin heute auch nur gekommen, weil ich leichte Halsschmerzen habe und Doktor Schneider mir gesagt hat, daß man bei MS sofort gegen jede Infektion vorgehen muß.«
»Ja, da sie eine zusätzliche Belastung für den Körper eines MS- Kranken bedeutet«, bestätigte Marc. »Wie ich aus Ihren Unterlagen sehe, befinden Sie sich gerade in einer Remission.«
»Und ich hoffe, daß sie recht lange anhält«, erwiderte Stefan. »Mein Hausarzt und auch die Fachärzte, die mich untersucht h aben, sind der Meinung, daß ich unter Umständen auf Jahre hinaus, vielleicht sogar bis zu meinem Tod, ein relativ normales Leben führen könnte. Man sagte mir, daß nicht jeder MS-Kranke irgendwann auf einen Rollstuhl angewiesen sein muß.«
»Das ist wahr.« Marc nickte. »Es gibt ausgesprochen schwache Formen der Multiplen Sklerose, bei der die Kranken in ihrer L ebensführung kaum behindert werden. Doch leider lassen sich bei dieser Krankheit kaum Voraussagen treffen. Auch nach relativ guten Jahren kann es noch zu einer Verschlechterung kommen, da man bis heute keine Therapie gefunden hat, um die ursächlichen Faktoren dieser Krankheit behandeln zu können. Aber es bestehen Möglichkeiten, Multiple Sklerose, selbst in ihrer schlimmsten Form, zu lindern.«
»Mein Arzt sprach davon, daß man bei einem akuten Kran kheitsschub Kortison einsetzen könnte, er aber dagegen sei, da es das Fortschreiten der Krankheit nicht verhindern würde, man jedoch mit gravierenden Nebenwirkungen rechnen müßte.«
»Ich würde auch nicht zu einem Einsatz von Kortison raten.« Dr. Schumann lehnte sich zurück. »Man hat herausgefunden, daß sich Multiple Sklerose mit einer Diät, die reich an ungesättigten Fettsäuren ist und gesättigte Fettsäuren ausschließt, günstig beei nflussen läßt. Hat Dr. Schneider mit Ihnen darüber gesprochen?«
»Nein.« Stefan schüttelte den Kopf. »Gibt es da einen spezie llen Diätplan?«
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Marc. »Auße rdem spricht Ihre Krankheit auch gut auf einige Enzympräparate an«, fuhr er fort. »Wenn Sie wollen, könnten wir es einmal damit versuchen.«
»Ich bin zu allem bereit«, sagte der junge Mann. Er erzählte ihm, daß er Geschichtswissenschaft studiert und auch schon als Archäologe gearbeitet hatte. »Ich würde alles dafür geben, wieder an Ausgrabungen teilnehmen zu können.« Stefan starrte auf seine Hände und hob dann ruckartig den Kopf. »Dr. Schneider meinte, ich dürfte nicht verzweifeln. Ich gebe mir auch alle Mühe, es nicht zu tun, aber es ist verdammt schwer. Jeden Abend gehe ich mit dem Gefühl zu Bett, am nächsten Morgen womöglich mit Lä hmungserscheinungen aufzuwachen.«
»Selbst, falls es zu einem derart dramatischen Krankheitsverlauf kommen sollte, heißt das noch lange nicht, daß diese Lähmungse rscheinungen auch bleiben. Viele MS-Kranke haben schon Schübe gehabt, die zu zeitweisen Lähmungen oder anderen starken Symptomen geführt haben, sich aber später davon wieder erholten«, versuchte Marc ihn zu beruhigen.
»Wie ich aus Ihren Unterlagen ersehe, leiden Sie zum Glück nicht an der chronischen Form dieser Krankheit, das wäre bedeutend schlimmer.« Er griff nach einem Rezeptblock. »Ich werde Ihnen Bäder und Anwendungen in unserem Kurzentrum verordnen. A ußerdem sollten Sie sich viel an der frischen Luft aufhalten und auch leichten Sport betreiben. Es ist alles wichtig, was Ihr Immunsystem stabilisiert. Ganz sicher wäre es auch nicht falsch, eine Kur am Toten Meer zu beantragen.«
»Um ehrlich zu sein, ich greife nach jedem Strohhalm«, b emerkte Stefan.
»Dann kann es ja nur aufwärts gehen«, meinte der Arzt her zlich. »Vor allen Dingen sollten Sie ganz fest daran glauben, daß Sie es schaffen werden, Ihre Krankheit in Schach zu halten, Herr Eschen. Ich habe schon oft festgestellt, daß der Glaube Berge versetzen kann.« Er stand auf. »Und jetzt werde ich mir erst einmal Ihren Hals ansehen. Halsschmerzen müssen nun wirklich nicht auch noch sein.«
»Wem sagen Sie das?« fragte der Lehrer sarkastisch, aber gleic hzeitig mußte er zugeben, daß er sich schon etwas besser fühlte. Dr.
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