Am Ende siegt die Liebe
Verfügung. Wenn es euch lieber ist, kann ich euch auch ausza hlen.«
»Nein, Carola, es ist mein Elternhaus, und ich habe das Recht, hier zu wohnen«, widersprach Thorsten. »Gut, ich bin einversta nden, allerdings nur unter der Bedingung, daß wir einen Teil des ersten Stocks bekommen.«
»Thorsten!« stieß Bianca entgeistert hervor. »Thorsten...«
Er winkte unwillig ab. »Was hältst du von diesem Vorschlag, Carola?«
Sie konnte zustimmen, dann würden ihr Bruder und ihre Schwägerin täglich bei ihr ein- und ausgehen. Thorsten wußte genau, daß sie damit nicht leben konnte. Andererseits hatte sie nicht das Recht, ihm sein Elternhaus streitig zu machen. In der Dachgeschoßwohnung würde sie wenigstens für sich sein können.
»Bis auf die Terrasse könntest du den Garten ganz für dich haben«, lockte ihr Bruder. »Wir können ohnehin nichts damit anfangen. Außerdem würden wir die nötigen Umbauten im Dachgeschoß bezahlen. Eine neue Küche würdest du auch brauchen. Es...«
»Eine Küche wäre nicht nötig, Thorsten«, wandte Bianca ein. »Carola könnte die Küche haben, die hier unten eingebaut ist. Wir würden uns eine andere kaufen.«
»Du möchtest möglichst billig davonkommen, nicht wahr, Bianca?« fragte Carola. »Keine Sorge, du kannst dich darauf verlassen, wenn ich damit einverstanden wäre, ins Dachgeschoß zu ziehen, würde ich auf einen gerechten Ausgleich bestehen.«
»Wir wollen uns nicht um Kleinigkeiten streiten.« Thorsten nahm ihre Hände. »Wir sind immer gut miteinander ausgeko mmen. Ich bin überzeugt, wir werden es auch in Zukunft tun.«
»Ich werde darüber nachdenken.» Sie entzog ihm ihre Hände und stand auf. »Jetzt müßt ihr mich entschuldigen. Ich bin um fünf beim Arzt b estellt.«
»Fehlt dir etwas?« fragte Bianca.
»Es ist nur eine allgemeine Untersuchung«, erwiderte Carola. Es ging Bianca nichts an, wie elend sie sich fühlte. »Ich werde mich umziehen gehen.«
»Und mach dich ein bißchen zurecht«, riet ihre Schwägerin. »Du läufst manchmal herum, daß man sich direkt schämen könnte. Eine Frau sollte sich ein wenig pflegen.«
»Laß es gut sein, Bianca«, mahnte Thorsten.
»Deine Frau hat gut reden«, meinte seine Schwester. »Sie ist nie gezwungen worden, wirklich zu arbeiten.« Bianca schnappte laut nach Luft, aber bevor ihre Schwägerin noch protestieren konnte, hatte Carola bereits das Wohnzimmer verlassen.
»Also, ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mit deiner Schwester unter einem Dach leben soll«, hörte sie Bianca sagen, als sie langsam die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg.
»Ich kann sie schließlich nicht vor die Tür setzen«, antwortete Thorsten. »Vergiß nicht, daß wir das Haus zu gleichen Teilen geerbt haben.«
Vielleicht sollte ich meinen Teil verkaufen, dachte die junge Frau. Noch besser würde es sein, die Dachgeschoßwohnung an Leute zu vermieten, die ihr Bruder und Bianca bestimmt nicht im Haus haben wollten. Niedergeschlagen blieb sie stehen. Sie war frei, sie konnte gehen, wohin sie wollte, ohne daß jemand sie zurückhalten würde. Warum erschien ihr das Leben trotzdem noch immer wie ein Alptraum?
* * *
Say Werner schob den Karren mit Handtüchern, Waschlappen, Seife, Schokoladentäfelchen und gelbblauen Halbmonden, auf denen in fünf verschiedenen Sprachen den Hotelgästen eine gute Nacht gewünscht wurde, durch den Gang im zweiten Stock. Bei jeder Tür hielt sie an, klopfte, und wenn ihr keiner antwortete, schloß sie mit ihrem Universalschlüssel auf. Sie überzeugte sich, ob im Bad alles in Ordnung war, schlug die Betten auf und legte auf jedes einen Halbmond und ein Schokoladentäfelchen.
Es war nicht das Leben, das sich Say erträumt hatte, als sie i hrem verstorbenen Mann nach Deutschland gefolgt war, doch sie liebte ihre Arbeit, zumal sie hin und wieder auch im Speisesaal bedienen durfte. Irgendwann, das hatte sie sich fest vorgenommen, würde sie ein thailändisches Restaurant eröffnen. Noch fehlte ihr das nötige Geld dazu.
Seit ihrem Besuch bei Dr. Schumann waren fast zwei Wochen vergangen. Bei der Blutuntersuchung war festgestellt worden, daß ihre Werte im normalen Bereich lagen. Dank der Tabletten, die ihr der Arzt verschrieben hatte, hatte sie kaum noch Kopfschmerzen, trotzdem erschien Say das Leben momentan wie eine unerträgl iche Last. Ununterbrochen mußte sie an ihre Schwester und deren Sohn denken. Die Sorgen, die sie sich um die beiden machte, beherrschten ihr ganzes Sein.
Die junge
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