Am Ende siegt die Liebe
sich. »Es ist mein Leben, Vater, meines ganz allein«, schrieb sie den Tränen nahe, dann stürzte sie aus der Wohnstube.
»Fein hast du das gemacht, Anton«, bemerkte Magdalena Walkhofer aufgebracht, als sie hörte, wie die Haustür laut ins Schloß schlug. »Und du auch, Paul.« Erbost sah sie die beiden Männer an. Sie führte ihrem Bruder die Wirtschaft, seit dessen Frau durch einen Unfall ums Leben gekommen war, und sie liebte Franziska wie eine eigene Tochter.
»Magdalena, kannst du denn nicht verstehen, daß es die beste Lösung wäre, wenn Paul und Franziska heiraten?« fragte ihr Br uder verständnislos. »Die beiden sind wie füreinander geschaffen, sie mögen sich, sie...«
»Du kannst Liebe nicht erzwingen, Anton.«
»Warum sagst du nichts, Paul?« fragte der Bauer. »Du stehst nur da und starrst in die Luft. An deiner Stelle würde ich Franziska folgen. Wenn du dich ein bißchen anstrengen würdest, könntest du ihr den Kopf zurechtrücken.«
»Du bleibst hier, Paul.« Magdalena Walkhofer umfaßte den Arm ihres Sohnes. »Für heute ist genug Porzellan zerschlagen worden.«
»Keine Angst, ich habe nicht vor, ihr zu folgen.« Paul stieß heftig den Atem aus. »Ich werde in meine Schlafstube hinaufgehen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
»Zu meiner Zeit hatten die Burschen mehr Rückgrat«, erklärte Anton Löbl wütend.
Magdalena ließ ihren Stiefsohn los. »Gute Nacht, Paul«, wünschte sie freundlich.
»Gute Nacht, Mutter«, sagte er. »Gute Nacht, Onkel Anton.« Erst, als er die Wohnstube bereits verlassen hatte und die Tür hi nter sich schließen wollte, bequemte sich sein Onkel, ihm ebenfalls eine gute Nacht zu wünschen.
»Was ist nur in dich gefahren, Anton?« fragte Magdalena Walkhofer und setzte sich wieder in den Sessel. »Warum machst du deiner Tochter das Leben so schwer? Keiner von uns kann etwas dafür, daß du diesen Unfall hattest. Tut Franziska nicht a lles, um dir zu helfen? Ohne ihre unermüdliche Hilfe...«
»Der Hof gehört seit vielen Generationen unserer Familie«, fiel ihr Anton Löbl ins Wort. »Ist es denn so schwer zu verstehen, daß ich mir wünsche, es würde so bleiben? Mir ist nun einmal ein Sohn versagt geblieben. Ich habe den Paul verdammt gern, de swegen werde ich auch eines Tages an ihn übergeben, aber er ist kein Löbl. Er ist nicht einmal mit uns verwandt, weil er aus der ersten Ehe deines verstorbenen Mannes stammt. Wenn er und die Franziska heiraten, wird der zukünftige Hoferbe wenigstens zur Hälfte ein Löbl sein.«
»Es ist nicht so, daß ich dich nicht verstehen könnte, Anton, trotzdem kannst du Franziska nicht zwingen, Paul zu heiraten. Du liebst deine Tochter, also solltest du auch dafür sorgen, daß sie gern nach Hause kommt. Glaub mir, wenn du weiterhin deine schlechte Laune an ihr ausläßt, wird sie eines Tages beschließen, unten in der Stadt zu wohnen.«
»Sitz du mal den ganzen Tag im Rollstuhl«, brummte der Bauer. »Wahrscheinlich würdest du dann anders darüber denken.«
»Ich hoffe nicht.« Seine Schwester wandte sich der Tür zu. »Jetzt werde ich erst mal sehen, wo Franziska abgeblieben ist. Ich komme nachher und helfe dir.« Eilig ging sie hinaus.
Anton Löbl starrte verbittert auf die Tür. Tief in seinem Herzen wußte er, daß Magdalena recht hatte, trotzdem spürte er einen unsagbaren Zorn in sich. Wütend stellte er mittels Fernbedienung den Fernsehapparat lauter. Die Musik konnte ihn nicht besänftigen. Lautlos begann er, vor sich hin zu schimpfen.
* * *
Carola Bender fuhr langsam auf der Schwaighofer Straße am Ufer des Tegernsees entlang. Als sie einen Parkplatz entdeckte, hielt sie an und folgte einem schmalen Weg, der zum Wasser führte. Tief atmete sie die reine, frische Seeluft ein. Ihr Blick folgte drei S egelbooten, die wie schwebend über das Wasser glitten. Ein unendlicher Friede erfüllte ihr Herz und ließ sie für wenige Augenblicke die schwere Zeit vergessen, die hinter ihr lag.
Die junge Frau setzte sich auf eine Bank, hinter der einige R osenbüsche blühten. Der schwere und dennoch liebliche Duft der Blüten, hüllte sie regelrecht ein. Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Ihr Arzt hatte ihr geraten, für einige Wochen Backnang zu verlassen und sich an einem ruhigen Ort zu erholen. »Wenn Sie so weitermachen, Frau Bender, brechen Sie über kurz oder lang z usammen«, hatte er zu ihr gesagt.
Carola zweifelte nicht an ihren Worten. Sie fühlte sich ps ychisch und physisch total am Ende.
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