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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Operation stattfinden sollte, und ein geeignetes Opfer ausspähen.
    Die Wohnsiedlungen der Mädchen wurden sofort verworfen, ebenso die Great Western Road, die Kilburn Lane, die Golbourne Road und Harrow Road. Sie alle waren zu belebt, und wenn ihr potenzielles Opfer anfing zu schreien, bestand die Gefahr, dass die Täterinnen auf einer dieser Straßen bemerkt und an der Durchführung der Tat gehindert wurden. Sie entschieden sich schließlich für einen Wohnkomplex gleich hinter der Polizeiwache Harrow Road. Andere hätten diesen Tatortvielleicht als absurd und zu gefährlich verworfen, aber den Mädchen gefiel er aus zwei Gründen: Der Komplex war umzäunt und hatte ein verschlossenes Eingangstor, das dem potenziellen Opfer ein falsches Sicherheitsgefühl vermittelte, und die Polizeidienststelle lag so nahe, dass niemand damit rechnen würde, ausgerechnet dort überfallen zu werden. Die Auswahl ihres Tatorts, entschieden die Mädchen, war schlichtweg brillant.
    Auf das Gelände der Siedlung zu gelangen, erwies sich als unproblematisch. Sie lungerten einfach ein Weilchen bei den Müllcontainern in der Nähe des Eingangstores herum, bis sich eine arglose ältere Frau mit einem Einkaufstrolley näherte. Sobald sie das Tor aufgesperrt hatte, sprang Tash hinzu und hielt es ihr auf. »Moment, ich helf Ihnen, Ma'am.« Die Frau war so verdutzt, dass sie angesprochen und obendrein höflich behandelt wurde, dass sie keinerlei Argwohn schöpfte, als Tash ihr durch das Tor folgte und Six und Ness hinter sich hereinwinkte.
    Six schüttelte den Kopf, um zu bedeuten, dass sie die Frau ziehen lassen sollten. Eine Rentnerin hatte vermutlich nicht so viel Geld dabei, wie sie brauchten, und außerdem war Six dagegen, alte, hilflose Damen zu überfallen. Sie erinnerten sie an ihre eigene Großmutter, und sie in Frieden zu lassen, kam einem Pakt mit dem Schicksal gleich, der gewährleisten sollte, dass ihre Gran in ihrer Wohnsiedlung unbehelligt blieb.
    Also begannen die Mädchen, die Gehwege entlangzuschlendern. Sie mussten nicht lange warten. Keine zehn Minuten später kam ihre Zielperson, eine Frau, aus einem der Häuser, ging in Richtung Harrow Road und zog törichterweise und entgegen aller Empfehlungen der Polizei ihr Handy aus der Tasche - ein Geschenk des Himmels, wussten die Mädchen, als sie auch noch eine Nummer eintippte und dabei ihre Umgebung völlig ausblendete. Selbst wenn sie kein Bargeld bei sich haben sollte, besaß sie doch ein Handy, und für Six und Natasha war der Besitz eines Mobiltelefons noch immer der größte Traum.
    Drei gegen eine; die Erfolgschancen schienen hervorragend. Zwei von ihnen würden von vorn angreifen, eine von hinten -eine Konfrontation ohne Anwendung, aber unter Androhung von Gewalt. Sie würden taff aussehen, denn sie waren taff. Außerdem war das Opfer weiß, in den mittleren Jahren, und sie waren schwarz und jung, mit anderen Worten: Es konnte nichts schiefgehen. Die Mädchen ergriffen die Gelegenheit, ohne zu zögern.
    Six übernahm das Kommando. Sie und Tash wollten den Frontalangriff starten. Ness sollte den Part des Überraschungsangreifers von hinten übernehmen.
    »Patty? Hier ist Sue«, sagte die Frau in ihr Handy. »Könntest du mir die Tür aufschließen? Ich bin spät dran, und die Schüler werden kaum länger als zehn Minuten ...« Sie entdeckte Tash und Six vor sich. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Von hinten legte Ness ihr eine Hand auf die Schulter. Die Frau erstarrte.
    »Her mit dem Handy, Alte«, verlangte Six.
    Tash folgte ihrem Beispiel. »Und die Handtasche auch.«
    Sues Gesicht, sogar die Lippen waren weiß, aber vielleicht war dies auch ihre natürliche Gesichtsfarbe. »Ich kenne euch nicht, oder?«, fragte sie die Mädchen.
    »Stimmt«, erwiderte Six. »Rück das Handy raus, und zwar jetzt gleich. Wenn nich', wirste aufgeschlitzt.«
    »Oh, sicher. Natürlich.« Dann sprach sie wieder ins Telefon: »Hör zu, Patty, ich werde gerade überfallen. Sei doch so gut, die Polizei ...«
    Ness versetzte ihr einen Stoß. Six schubste sie zurück. Tash drohte: »Mach keine Spielchen mit uns, Fotze.«
    Die Frau schien allmählich die Fassung zu verlieren. »Ja. Ja. Tut mir leid. Ich habe nur ... Hier. Lasst mich ... Mein Geld ist hier drin ...«, und sie machte sich an der Handtasche zu schaffen, die mit einer Unzahl von Riemen und Schnallen versehen war. Sie ließ Tasche und Handy zu Boden fallen. Six und Tash bückten sich danach - und von einer Sekunde zur nächsten kippte

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