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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Situation.
    Aus der Jackentasche zog die Frau blitzschnell eine kleine Dose hervor und sprühte den drei Mädchen den Inhalt ins Gesicht: nichts Gefährlicheres, nur ein starkes Raumspray, aber eserfüllte seinen Zweck. Während Sue sprühte und lauthals um Hilfe schrie, wichen die Mädchen zurück.
    »Ich hab keine Angst vor euch! Ich hab vor niemandem Angst! Ihr verkommenen kleinen ...« Sue kreischte und kreischte. Und um ihren Standpunkt unmissverständlich klarzumachen, packte sie das Mädchen, das am Nächsten stand, und sprühte ihm direkt in die Augen. Es traf Ness, die sich zusammenkrümmte, während an den umliegenden Häusern die Außenlichter angingen, Nachbarn aus den Türen kamen und in Trillerpfeifen bliesen. Es war die Hölle.
    Six und Natasha hatten genug. Sie flohen in Richtung Tor. Das Handy und die Handtasche ließen sie ebenso zurück wie ihre Freundin. Da diese durch das Spray schon kampfunfähig war, hatte Sue leichtes Spiel, sie festzusetzen: Sie warf sie zu Boden und hockte sich einfach auf sie drauf. Dann ergriff sie ihr Telefon und wählte 999.
    »Drei junge Mädchen haben gerade versucht, mich zu überfallen«, berichtete sie, als die Notrufzentrale sich meldete. »Zwei laufen in westlicher Richtung die Harrow Road entlang. Auf der dritten sitze ich gerade ... Nein, nein, ich habe keine Ahnung ... Hören Sie, ich schlage vor, Sie schicken umgehend jemanden her, denn ich habe nicht die Absicht, dieses Früchtchen hier laufen zu lassen, und ich übernehme keine Verantwortung für die Folgen, wenn ich ihr noch mal ins Gesicht sprühen muss ... Direkt an der Dienststelle Harrow Road, Sie Vollidiot! Von mir aus schicken Sie den Hausmeister!«
    11
    Die Polizei erschien in Gestalt eines weiblichen Constables mit festen Schuhen und einer unmöglichen Frisur. Sue, die die ganze Zeit auf Ness gesessen hatte, übergab sie nun der Beamtin, die das Mädchen unsanft auf die Füße zog - vor den Augen der versammelten Nachbarn, die schließlich gnädigerweise aufhörten, ihre Trillerpfeifen zu bemühen. Sie bildeten ein johlendes Spalier, und da sie sich von der Polizistin nicht vertreiben ließen, wurde Ness wie bei einem Spießrutenlauf durch diese Gasse hindurch abgeführt. Sie war erleichtert, als sie die Siedlung verließen. Weniger erleichtert war sie, sich in der Polizeiwache wiederzufinden, wo die Beamtin sie allein in ein Verhörzimmer sperrte, ohne ihren immer noch tränenden Augen die geringste Beachtung zu schenken. Ness war verängstigt, aber das hätte sie niemals zugegeben.
    Die Polizeibeamten wussten, dass sie Ness nicht befragen durften, solange kein Erwachsener zugegen war. Da sie sich jedoch weigerte, den Namen eines Erziehungsberechtigten zu nennen, blieb ihnen nur, das zuständige Jugendamt einzuschalten. Dieses wiederum schickte eine Sozialarbeiterin: Fabia Bender, die seit Wochen das Gespräch mit Kendra Osborne wegen ihrer Nichte suchte.
    Fabia Benders Aufgabe bestand jedoch nicht darin, Ness zu befragen. Das Mädchen war nicht in Polizeigewahrsam, weil es die Schule geschwänzt hatte - der einzige Grund, warum das Jugendamt bisher an ihr interessiert gewesen war. Hier und jetzt sollte die Sozialarbeiterin als eine Art Puffer zwischen der Polizei und der festgenommenen Jugendlichen fungieren. Sie sollte gewährleisten, dass die Rechte des Mädchens nicht verletzt wurden.
    Da Ness auf frischer Tat bei einem versuchten Raubüberfallertappt worden war, beschränkten die Fragen der Polizei sich allein auf Namen und Adressen ihrer Komplizinnen. Doch Six und Natasha zu verpfeifen, kam für Ness nicht infrage. Als der Polizeibeamte - ein gewisser Sergeant Starr - sie fragte, ob ihr klar sei, dass sie die Folgen allein würde tragen müssen, wenn sie die Namen nicht preisgab, pflaumte Ness nur: »Von mir aus. Mir doch scheißegal«, und forderte eine Zigarette. Fabia Bender ignorierte sie vollkommen. Sie war weiß. Der Cop war wenigstens schwarz.
    »Hier wird nicht geraucht«, antwortete Sergeant Starr.
    »Mir doch egal«, wiederholte Ness, verschränkte die Arme auf dem Tisch und bettete den Kopf darauf.
    Der Raum wirkte aus voller Absicht unbehaglich. Tisch und Stühle waren am Boden festgeschraubt, das Licht blendete, die Temperatur war tropisch. Inhaftierte - zumindest die Schwachköpfe unter ihnen - sollten glauben, dass eine kooperative Haltung bei der Befragung ihnen wenigstens eine angenehmere Umgebung bescheren würde.
    Sergeant Starr fragte: »Ist dir klar, dass du für

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