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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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anguckst? Junge Frauen? Im Pub, im Fitnessstudio, beim Sonnen im Park?«
    »Klar guck ich sie an. Ich bin ja kein seelenloser Roboter.«
    »Und wenn Ness hier halb nackt herumläuft? Siehst du das auch?«
    »Noch mal, Ken: Worum geht es hier?«
    Doch Kendra konnte sich nicht überwinden, mehr zu sagen. Denn damit hätte sie einen Mangel an Vertrauen eingestanden, einen Mangel an Zuversicht und an Achtung. Nicht Selbstachtung, sondern Achtung vor ihm.
    Um sich von den Gedanken abzulenken, die Ness ihr offensichtlich einimpfen wollte, verdoppelte Kendra ihre Anstrengungen bei der Akquise neuer Massagekunden. Sie sagte sich, dass alles andere zweitrangig sei, verglichen mit der Zukunft, die sie sich aufbauen wollte.
    Doch sie hatte nie geplant, dass die Campbells Bestandteil dieser Zukunft sein würden, und während Ness sich ausdauernd bemühte, ihr zu demonstrieren, wie schwierig ein Zusammenleben mit einem pubertierenden Mädchen sein konnte, begann Kendra verständlicherweise, darüber nachzudenken, wie sie dem Zusammenleben mit solch einem pubertierenden Mädchen ein Ende setzen konnte. Sie überlegte, ob die Mutter der drei Kinder je wieder in ihre Welt zurückkehren und ihr die Verantwortung abnehmen würde. Sie stattete Carole sogareinen heimlichen Besuch ab, um festzustellen, ob ihre mütterlichen Instinkte - soweit vorhanden - wiedererweckt werden könnten. Aber Carole hatte einen ihrer ganz dämmrigen Tage und äußerte sich mit keinem Wort zu Ness und Joel. Toby, wusste Kendra, war ein Thema, das man besser ganz mied.
    Die Tatsache, dass die Campbells - und vor allem Ness - Dix überhaupt nicht zu stören schienen, verschlimmerte Kendras Gewissensbisse ob ihrer eigenen Gefühle. Sie hielt sich vor, dass sie doch verdammt noch mal die Tante der Kinder sei, und versuchte, die Unruhe abzulegen, die sie dazu trieb, ständig mit dem Schlimmsten zu rechnen.
    Ness wusste, dass ihre Tante argwöhnisch war, und nachdem sie so lange völlig machtlos gewesen war, genoss sie das flüchtige Gefühl von Überlegenheit, das sich einstellte, wenn sie nur mit Kendra und Dix D'Court im selben Raum war. Denn Kendra hatte sich angewöhnt, sie zu studieren wie ein Pantoffeltierchen unter dem Mikroskop. Da Ness das Misstrauen ihrer Tante als Eifersucht interpretierte, fühlte sie sich prompt versucht, ihr dafür auch einen Grund zu liefern.
    Das erforderte Dix' Kooperation. In Ness' Augen war er ein Mann wie jeder andere - beherrscht von niederen Instinkten. Er würde sich von ihr verführen lassen.
    Er stand in der Küche an der Spüle, als sie sich an ihn heranmachte. Er hatte sich gerade einen Proteindrink gemischt und trank ihn in großen Schlucken. Sein Rücken war ihr zugewandt. Sie waren allein im Haus.
    »Ken hat ja so 'n Glück. Du bis' echt was fürs Auge, Bruder.«
    Verblüfft wandte er sich zu ihr um. Er hatte geglaubt, sie habe das Haus verlassen, und wollte ein paar Dinge erledigen - vor allem sein tägliches Laufprogramm -, doch ein Tete-ä-Tete mit der Nichte seiner Freundin gehörte nicht dazu. Außerdem hatte er sehr wohl gemerkt, wie Ness ihn in letzter Zeit ansah, wie sie ihn musterte. Er konnte sich unschwer vorstellen, wozu ein Gespräch unter vier Augen mit ihr führen würde. Er kippte den Rest seines Energiedrinks hinunter und drehte ihr wieder den Rücken zu, um das Glas auszuspülen.
    Ness trat zu ihm, legte die Hand auf seine Schulter und ließ sie seinen Arm hinabgleiten. Dix' Oberkörper war unbekleidet. Ness drehte seine Hand nach oben und fuhr mit dem Finger die Vene entlang. Ihre Berührung war sacht, ihre Haut weich, ihre Absicht unmissverständlich.
    Dix war ein menschliches Wesen, und wenn er einen Augenblick damit liebäugelte, ihre Berührung zu erwidern, einen noch kürzeren Augenblick auf die üppigen, dunklen Brustwarzen schaute, die sich - von keinem BH behindert - durch den dünnen weißen Stoff ihres Tops abzeichneten, dann war dieses Menschsein der Grund dafür. Einen Moment lang beherrschten ihn allein die Instinkte der Arterhaltung, aber er brachte sie unter Kontrolle.
    Er nahm Ness' Hand von seinem Körper. »So bringt man sich leicht in Schwierigkeiten, oder?«, sagte er.
    Sie ergriff seine Linke, legte sie an ihre Hüfte und hielt sie dort fest. Dann sah sie ihm tief in die Augen und schob seine Hand hoch, bis sie am Ansatz ihrer Brust lag. »Warum soll bloß sie so ein Glück haben? Dabei hab ich dich zuerst geseh'n. Komm schon, Mann. Ich weiß doch, dass du's willst. Und ich

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