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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Massageliege in den Punto zu laden, als Fabia Bender in Begleitung zweier enorm großer, äußerst gepflegter Hunde - einem Dobermann und einem Riesenschnauzer - vor ihrem Haus erschien. Obgleich Kendra aufgrund ihrer begrenzten Sachkenntnis in Hunderassen unfähig war, den Schnauzer einzuordnen, war sie doch von seiner Größe beeindruckt. Sein Kopf reichte Fabia Bender bis über die Hüfte. Kendra hielt inne. Jede Bewegung - hastig oder langsam - schien wenig ratsam.
    »Keine Bange, Mrs. Osborne«, sagte Fabia Bender. »Sie sind die reinsten Lämmer. Der Dobermann heißt Castor, der Schnauzer Pollux. Natürlich besteht keinerlei Verwandtschaft, aber ich war naiv genug zu glauben, es sei einfacher, zwei Hundebabys gleichzeitig aufzuziehen, als diese Zeit zweimal durchzustehen, also habe ich gedacht, na schön, warum nicht. Ich wollte von Anfang an zwei Hunde haben. Zwei große. Ich hab sie gern groß. Aber es hat viermal so lange wie üblich gedauert, bis sie stubenrein waren, und dabei gelten beide Rassen als pflegeleicht! Hey, Pollux hat Sie schon ins Herz geschlossen. Er hofft bestimmt auf eine Streicheleinheit.«
    Sie führte die Hunde an Rollleinen, und auf ihren Befehl: »Macht Sitz, Jungs«, folgten die Tiere gehorsam. Fabia Benderließ die Leinen zu Boden fallen. Castor blieb wachsam, wie es für seine Rasse typisch war. Pollux schnaubte hörbar, ließ sich nieder und legte den Kopf auf die riesigen Pfoten. Ein belesener Mensch hätte sofort an den Hund von Baskerville denken müssen. Kendra hingegen dachte an all die möglichen Gründe für einen unangemeldeten Besuch der Sozialarbeiterin.
    »Es ist doch alles in Ordnung mit Ness, oder?«, fragte Kendra. »Sie geht immer pünktlich aus dem Haus, aber ich bin ihr noch nie gefolgt, um sicherzustellen, dass sie auch hingeht. Ich hatte das Gefühl, ich sollte demonstrieren ... dass ich Vertrauen zu ihr habe.«
    »Das war eine gute Idee«, stimmte Fabia Bender zu. »Bislang haben wir von Mrs. Ghafoor nur positive Berichte über Ness bekommen. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass sie die Erfahrung genießt - Ness, meine ich, nicht Mrs. Ghafoor -, aber sie ist ausdauernd. Das spricht sehr für sie.«
    Kendra nickte und wartete auf eine Eingebung. Sie hatte einen Termin im Nobelviertel Maida Vale bei einer weißen Amerikanerin, die beabsichtigte, Stammkundin zu werden, und die scheinbar unbegrenzt über Zeit und Geld verfügte. Kendra wollte sich nicht verspäten. Sie schaute auf die Uhr und stellte den Koffer mit den Ölen und Lotionen neben die zusammengeklappte Massageliege in den Kofferraum.
    »Tatsächlich bin ich heute wegen Ness' Bruder hier«, erklärte Fabia. »Können wir uns vielleicht drinnen unterhalten statt hier draußen auf der Straße, Mrs. Osborne?«
    Kendra zögerte. Sie fragte nicht, welcher Bruder. Sie war sicher, es müsse sich um Joel handeln. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass eine Sozialarbeiterin von der Abteilung für kriminelle Jugendliche sie wegen Toby aufsuchte. So unvorstellbar es angesichts seiner Persönlichkeit auch schien - es konnte nur Joel sein, der jetzt in Schwierigkeiten geraten war. »Was hat er getan?«, fragte sie und bemühte sich, besorgt zu klingen, aber ihre wahren Empfindungen zu verbergen, nämlich die aufsteigende Panik.
    »Wenn wir hineingehen könnten? Die Hunde bleiben natür-lich hier draußen.« Sie lächelte. »Sie brauchen sich keine Sorgen um Ihre Habe zu machen. Wenn ich sie bitte, das Auto zu bewachen, werden sie das gewissenhaft tun.« Erwartungsvoll schaute sie zur Haustür. »Es dauert nicht lange«, versprach sie, und an die Hunde gewandt, fügte sie hinzu: »Passt auf, Jungs.«
    Kendra verstand sehr wohl, dass das eben auch hieß, dass kein Weg an diesem Gespräch vorbeiführte. Sie schloss den Kofferraumdeckel und ging an den Hunden vorbei, die sich nicht rührten. Fabia Bender folgte ihr.
    Die Sozialarbeiterin kam nicht sogleich zur Sache. Stattdessen fragte sie, ob Mrs. Osborne wohl gewillt sei, sie durchs Haus zu führen. Sie sei noch nie in einem der Reihenhäuser im Edenham Estate gewesen, erklärte sie, und sei neugierig zu sehen, wie sie angelegt oder umgebaut waren, damit eine Familie darin Platz hatte.
    Kendra glaubte kein Wort davon, aber sie sah keine Alternative, als nachzugeben. Die Sozialarbeiterin konnte ihnen jede Menge Scherereien machen, wenn sie wollte. Viel gab es nicht zu sehen, aber Kendra führte Fabia dennoch herum, spielte ihr Spiel, während

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