Am Ende war die Tat
und nach Desinfektionsmittel. Graue
Spinde reihten sich zu beiden Seiten die Wände entlang, und in der Mitte stand eine schmale, unlackierte Holzbank.
Ness sagte: »Ich hab überhaupt nix gemacht, Mann. Wieso schleppst du mich hierher?«
»Das weißt du genau. Und wir könnten einfach deine Handtasche öffnen und nachsehen.« Der Mann wandte sich um und schloss die Tür ab. Der Riegel rastete mit einem Geräusch ein, das einem Pistolenschuss glich. Der Detektiv streckte die Hand aus. »Her mit der Tasche«, befahl er. »Und denk daran: Für solche wie dich stehen die Dinge besser, wenn ich der Polizei sagen kann, dass du von Anfang an kooperativ warst.«
Ness hasste die Vorstellung, ihm ihre Tasche zu überlassen. Sie tat es trotzdem, denn sie wollte kooperativ erscheinen. Wie jeder Mann es getan hätte, machte er sich ungeschickt an den Verschlüssen zu schaffen. Als er sie aufgebracht hatte, leerte er den Inhalt der Handtasche aus - und da war das Corpus Delicti. Die Pailletten glitzerten im Deckenlicht. Er hob es auf, ließ es von einem Finger baumeln, betrachtete es und sah dann zu Ness. »Und?«, fragte er. »War's das wert?«
»Wovon redeste eigentlich?«
»Ich frage dich, ob ein Ding wie das hier es wert ist, gestohlen zu werden, wenn du dafür eingesperrt werden könntest?«
»Du behauptest, ich hätt's gestohlen. Stimmt aber nich'.«
»Wie kommt es dann in deine Tasche?«
»Keine Ahnung«, entgegnete sie. »Ich hab das Ding noch nie geseh'n.«
»Und wer soll dir das abkaufen? Zumal ich bezeugen kann, dass du zwei in die Hand genommen, sie dann fallen lassen und nur eines zurückgelegt hast. Das eine war dieses hier mit den Silberplättchen, das andere hatte rote und blaue. Wem, denkst du, wird man glauben? Bist du vielleicht vorbestraft?«
»Wovon labers' du eigentlich ...«
»Das weißt du ganz genau. Und ich schätze, du bist vorbestraft. Du hast schon Ärger mit der Polizei gehabt. Das Allerletzte, was du willst, ist, dass ich sie anrufe. Es steht dir klar und deutlich ins Gesicht geschrieben, also streite es nicht ab.«
»Du weißt gar nix.«
»Wirklich nicht? Dann macht es dir also nichts aus, wenn ich die Polizei hole, ihnen meine Geschichte erzähle und du deine? Was meinst du wohl, wen sie für glaubwürdiger halten, ein vorbestraftes Früchtchen wie dich, das obendrein wie eine Nutte rumläuft, oder einem aufrechten Bürger wie mir, der zufällig in diesem Kaufhaus angestellt ist?«
Ness schwieg. Sie bemühte sich, gleichgültig zu wirken, aber in Wahrheit war sie das ganz und gar nicht. Sie wollte keine neuerliche Begegnung mit der Polizei, und die Tatsache, dass ihr genau das bevorstand, machte sie wütend. Dass sie jemandem ausgeliefert war, der offensichtlich Katz und Maus mit ihr spielen wollte, ehe er sie den Behörden übergab, machte es noch schlimmer. Sie spürte Tränen der Hilflosigkeit und des Zorns aufsteigen.
Der Detektiv sah diese Tränen und richtete seine Strategie danach aus: »Wenn's hart auf hart kommt, bist du gar nicht mehr so taff, wie? Du siehst taff aus, benimmst dich taff, redest taff, aber wenn's brenzlig wird, willst du nach Hause laufen und dich verkriechen wie alle anderen, stimmt's? Möchtest du nach Hause? Die ganze Geschichte hier vergessen?«
Ness sagte immer noch nichts. Sie wartete. Sie ahnte, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte, und sie irrte sich nicht. Der Mann beobachtete sie, wartete auf eine Reaktion. Schließlich fragte sie misstrauisch: »Was? Soll das heißen, du lässt mich geh'n?«
»Wenn du tust, was ich dir sage«, antwortete er. »Ich bin der Einzige, der über diese Sache hier Bescheid weiß.« Er ließ das Haarband wieder von seinem Finger baumeln. »Ich lass dich laufen und leg es dahin zurück, wo es hingehört. Wir brauchen kein Wort mehr darüber zu verlieren.«
Ness dachte darüber nach und wusste, es gab keine Alternative. »Und was?«, fragte sie.
Er lächelte. »Zieh dein T-Shirt aus. BH auch, falls du einen trägst, was ich bezweifle. Ich kann ja jetzt schon fast alles sehen.«
Ness schluckte. »Wozu? Was willst du ...«
»Möchtest du hier raus? Ohne Scherereien? Dann zieh das T-Shirt aus, und lass sie mich ansehen! Ich will sie sehen. Ich möchte sehen, was du hast.«
»Das is' alles? Dann lässte mich ...«
»Zieh dich aus!«
Es war nicht schlimmer, als vor Dix D'Court den Morgenrock zu öffnen, redete sie sich ein. Und es war todsicher nicht schlimmer als all die anderen Dinge, die sie schon gesehen,
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