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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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'n Proll bist du eigentlich, dass du auf ein Mädchen losgehst? Wahrscheinlich derselbe Proll, der sich an 'nem Krüppel auf der Harrow Road vergreift.«
    Diese Erinnerung an ihre letzte Begegnung und den darauf folgenden Polizeieinsatz veranlasste Neal dazu, Hibahs Arm freizugeben. Er wandte sich zu Joel um. »Diese Schlampe gehört mir«, erklärte er. »Und du, misch dich gefälls' nich' ein!«
    Hibah rief: »Neal, warum machste denn so 'n Aufstand? Du redes' doch sonst nie so. Du und ich ...«
    »Halt's Maul!«
    »Das werd ich nich'!«
    »Du tus', was ich dir sag, und wenn nich', setzt's 'n paar.«
    Sie baute sich vor ihm auf. Ihr Kopftuch hatte sich gelockert, und jetzt fiel es ganz zurück und entblößte ihr Haar. Dies war nicht der Neal Wyatt, den sie kannte, und auch nicht der, für den sie alles aufs Spiel setzte, vom Wohlwollen ihrer Eltern bis hin zu ihrem Ruf. »Wenn du weiter so mit mir redes', sorg ich dafür ...«
    Er ohrfeigte sie. Vor Überraschung taumelte sie zurück.
    »Hibah, geh lieber nach Hause ...«
    Der Umstand, dass Joel Hibah - Neals Freundin - sagte, was sie zu tun habe, hätte ausgereicht, den Beobachtern einen kol-lektiven Schreckenslaut zu entlocken, hätte irgendwer auch nur das geringste Interesse an der Szene gezeigt. Aber niemand der Nachbarn, die den schönen Tag im Park genossen, war geneigt zu verhindern, was als Nächstes geschah.
    Neal stürzte sich auf ihn. Er legte Joel die Hände um die Kehle, Joel ging zu Boden, und Neal ließ sich mit einem Triumphschrei auf ihn fallen.
    »Du beschissener kleiner ...«, begann Neal, aber mehr sagte er nicht, sondern ließ die Fäuste auf Joels Gesicht niederfahren. Hibah schrie Neals Namen, vergebens. Neal war nicht gewillt, sich von ihr aufhalten zu lassen.
    Joel schwang unter ihm die Fäuste und versuchte erfolglos, Neals Gesicht zu treffen. Er trat und wand sich, um sich zu befreien. Er spürte Neals Fausthiebe seitlich am Kopf. Und er spürte Neals Spucke im Gesicht. Zwischen jedem einzelnen Faustschlag hörte er die Skater in der Bowl herumwirbeln - und Hibahs gedämpfte Rufe.
    Dann lagen Neals Hände wieder um Joels Hals. »Arschloch«, keuchte er, »ich mach dich ...«, während er immer fester zudrückte. Joel versuchte, ihm das Knie in den Unterleib zu stoßen, doch es gelang ihm nicht. Hibah schrie, und Joel hörte Toby seinen Namen rufen.
    Und dann endete die Schlägerei so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Nicht Ivan Weatherall machte ihr dieses Mal ein Ende, auch nicht Hibahs Flehen, Tobys angstvolle Tränen oder das Einschreiten der Polizei. Vielmehr war einer von Neals Kumpeln endlich herbeigeeilt und zerrte Neal zurück. »Bruder, du solls' doch nich' ...« Dann brach er abrupt ab und erklärte ganz sachlich: »Das reicht fürs Erste, okay?«
    Neal ließ von Joel ab, richtete sich auf - und rückte gleichzeitig die Hackordnung in seiner Clique zurecht, die kurzzeitig infrage gestanden hatte. Joel blieb am Boden liegen, eine blutende Platzwunde über dem linken Auge, und rang keuchend um Atem.
    Hibah war auf der Bank in sich zusammengesunken und wiegte sich vor und zurück, verängstigt und entsetzt über diesen Neal, den sie nie zuvor so gesehen hatte und den sie nicht kannte, und presste die Faust vor den Mund.
    Toby war von der Skate-Bowl herübergerannt. Er hatte seine Lavalampe mit auf den Ausflug genommen, und das Kabel schleifte durchs Gras. Er weinte. Joel rappelte sich auf die Knie, in dem Versuch, seinen Bruder zu beschwichtigen. »Schon gut, Tobe«, murmelte er. »Is' schon gut, Mann.«
    Toby stolperte auf ihn zu. »Er hat dich gehau'n«, heulte er. »Du blutest im Gesicht. Er wollte ...«
    »Is' okay.« Joel kam taumelnd auf die Füße. Für einen Moment drehte Meanwhile Gardens sich um ihn, als säße er auf einem Karussell. Er drückte sich den Arm vors Gesicht. Als er ihn wieder sinken ließ, war Blut darauf. Er schaute zu Neal.
    Neal keuchte zwar noch, aber er sah nicht mehr aus, als wolle er über Joel herfallen. Stattdessen machte er einen Schritt auf Hibah zu.
    Sie sprang auf. »Du ...«
    »Hör zu«, sagte er und schaute zu seinen Freunden hinüber. Zwei schüttelten die Köpfe. Eindringlich zischte er: »Wir müssen reden, Hibah.«
    »Ich sterbe lieber, bevor ich je wieder mit dir rede«, erwiderte sie.
    »Du kapiers' nich', was hier läuft.«
    »Ich kapier alles, war ich kapieren muss, Neal Wyatt.« Mit diesen Worten marschierte sie davon, und Neal schaute ihr ebenso nach wie alle anderen. Joel

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