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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Luce Chinaka geschickt hatte, und was diese Formulare wohl für Tobys Zukunft bedeuten mochten, erklärte Kendra kategorisch, dass niemand Toby untersuchen werde. »Und ich nehme an, du kannst dir vorstellen, warum nicht.«
    Toby würde also nirgendwohin geschickt, und er hatte Angst, selbst irgendwohin zu gehen.
    Joel kam zu der Erkenntnis, dass es nur eine Lösung gab, die außerhalb der Schranken existierte, von denen Ivan gesprochen hatte: Er musste Neal Wyatt allein erwischen. Sie mussten reden.
    17
    Währenddessen nahm Ness' Alltag eine unerwartete Wendung. Es begann mit dem Tag, als der Kaufhausdetektiv sie so erniedrigt hatte. Hätte irgendjemand ihr gesagt, dass das Ergebnis dieser Demütigung eine Freundschaft und dass die Person, mit der sie diese Freundschaft einging, eine pakistanische Frau mittleren Alters sein würde, hätte Ness denjenigen für geistig umnachtet gehalten, wobei sie diese Einschätzung vermutlich weitaus drastischer formuliert hätte. Doch genau das war es, was sich entwickelte, wie eine Blume, die allmählich eine Knospe ausbildet.
    Die unerwartete Freundschaft begann an dem Tag, da Ness viel zu spät von der Kensington High Street zur Kindertagesstätte gekommen war und Majidah sie einlud - oder besser gesagt, ihr befahl -, sie nach der Arbeit zu sich nach Hause zu begleiten. Auf dem Weg erledigten sie ein paar Einkäufe an der Golbourne Road.
    Ness folgte ihr mit einem unguten Gefühl. Ihr war völlig klar, dass Majidah ihre Zukunft in Händen hielt. Ein Anruf dieser Frau beim Jugendamt würde ausreichen, um Ness endgültig ins Abseits zu befördern. Auf dem Markt hatte Ness das Gefühl, dass Majidah mit ihr spielte, den Moment hinauszögerte, da sie die Axt niederfahren ließ. In Ness brodelte es, doch es gelang ihr, die Wut im Zaum zu halten und zu warten, bis Majidah ihre Einkäufe verrichtet hatte. Es war besser, den Ausbruch hinauszuschieben, bis sie an keinem so öffentlichen Ort mehr waren.
    Majidah ging zuerst zu E. Price &c Söhne, wo zwei betagte Herren ihr bei der Auswahl von Obst und Gemüse behilflich waren. Sie kannten sie gut und behandelten sie respektvoll. Sie war eine kritische Kundin und ließ sich nichts andrehen, wassie nicht zuvor von allen Seiten begutachtet hatte. Als Nächstes ging sie zum Metzger - nicht zu irgendeinem. Er bot nur Ware feil, die halal war. Dort gab sie ihre Bestellung auf und wandte sich an Ness, während der Metzger abwog und einpackte. »Weißt du, was halal bedeutet, Vanessa?«, fragte sie. Und als Ness darauf erwiderte: »Irgendein Zeug, das Pakis essen«, entgegnete sie erbost: »Und das ist alles, was du weißt? Welch ein ahnungsloses Mädchen du doch bist! Was bringt man euch eigentlich heutzutage in der Schule bei? Ach so, du gehst ja nicht zur Schule, nicht wahr? Manchmal vergesse ich, wie dumm ihr englischen Mädchen seid!«
    »Hey, ich mach jetz' 'nen Kurs«, protestierte Ness. »Drüben am College. Und der Richter hat's sogar abgesegnet.«
    »Tatsächlich? Und was für ein Kurs ist das? Tattoo-Entwürfe? Wie man sich seine Zigaretten selber dreht?« Sorgsam zählte sie die Münzen aus ihrem Portemonnaie, um das Fleisch zu bezahlen. Als sie den Laden verließen, ereiferte Majidah sich noch immer. Das Thema lag ihr offenbar sehr am Herzen. »Weißt du, was ich aus meinem Leben gemacht hätte, wenn ich solche Chancen gehabt hätte wie du, du dummes Huhn? Aeronautik hätte ich studiert. Weißt du, was das ist? Sag lieber nichts! Verschone mich mit deiner erschreckenden Unwissenheit! Ich hätte dafür gesorgt, dass Flugzeuge fliegen. Ich hätte sie entworfen. Das wäre aus mir geworden, hätte ich solche Möglichkeiten gehabt wie du. Aber euch englischen Mädchen wird alles geboten, und darum wisst ihr nichts zu schätzen. Das ist euer Problem. Euer einziger Ehrgeiz besteht darin, shoppen zu gehen und diese lächerlichen spitzen Stiefel mit den hohen Absätzen zu kaufen, die wie Hexenschuhe aussehen. Und silberne Ringe für die Augenbrauen. Was für eine Geldverschwendung!« Sie unterbrach sich - nicht, um Atem zu schöpfen, sondern weil sie an einen Blumenstand gekommen waren, wo Majidah das Angebot inspizierte und dann für drei Pfund Blumen erwarb.
    »Und das hier is' keine Geldverschwendung? Und wieso nich'?«
    »Weil dies Kleinode der Schönheit sind, die uns unser Schöp-fer beschert hat. Hochhackige Stiefel und Augenbrauenringe sind das nicht. Komm weiter, bitte. Hier. Mach dich nützlich. Trag die Blumen.«
    Sie führte Ness

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