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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht einmal zehn Minuten warten, bis ein neugieriges, hoffnungsfrohes Eichhörnchen zu ihnen stieß. Das Tier zu entdecken, war der einfachere Teil an Tobys Aufgabe. Das Tier und den Ort der Sichtung - den Waldboden gleich neben Joels Fuß - zu zeichnen, war weitaus schwieriger. Toby vollbrachte es dank Joels Ermunterungen, aber beinahe scheiterte er daran, den Bericht zu schreiben. »Schreib einfach, wie's war«, fand Toby keinen besonders hilfreichen Ratschlag, und so dauerte es eine Dreiviertelstunde des mühsamen Malens von Druckbuchstaben und wieder Ausradierens, ehe er etwas vorzuweisen hatte, das einem Bericht ähnlich war.
    Danach brauchten die Jungen eine Pause, und die Skate-Bowl schien die perfekte Ablenkung zu bieten. Zumindest in einem der drei Ringe war meistens etwas los, und heute zeigten sieben Skater und zwei Biker ihr Können, als Joel und Toby vom Ententeich herauf zurück auf den Pfad kamen. Zuschauer saßen auf den grasbewachsenen Hügeln und den Bänken. Toby wollte so nah wie möglich an das Geschehen heran, und er war schon drauf und dran loszulaufen, als Joel erkannte, dass Hibah und Neal Wyatt unter den Zuschauern waren.
    »Kopfjäger, Tobe!«, rief er. »Weißte noch, was du tun musst?«
    Weil sie diesen Fall schon so oft geprobt hatten, blieb Toby stehen. »In echt? Ich will doch ...«
    »Dieses Mal ist es echt«, unterbrach Joel. »Wir schauen den Skatern später zu. Aber erst mal: Was muss' du tun, wenn ...«
    Toby war schon auf dem Weg, ehe Joel die Frage ganz ausgesprochen hatte. Er flitzte den Treidelpfad entlang zu dem alten Kahn unter der Brücke. In null Komma nichts war er an Bord. Das Boot schaukelte ein wenig im Wasser, aber Toby war außer Sicht. Aus Neal Wyatts Sicht. Mit oder ohne Hibahals Zeugin - Joel wollte nicht, dass Neal auch nur in die Nähe seines Bruders kam, ehe sie einen Waffenstillstand vereinbart hatten.
    Joel holte tief Luft. Sie waren an einem öffentlichen Ort, um sie herum zahlreiche Menschen. Es war heller Tag. All das hätte ihn beruhigen sollen, aber wenn man es mit Neal zu tun hatte, gab es keine Sicherheit. Er trat auf die Bank zu, wo der Junge mit Hibah saß. Sie hielten sich an den Händen, hatten sich nach ihrem kürzlichen Zusammenstoß offensichtlich wieder versöhnt. Dumm von Hibah, fand Joel. Er war klug genug zu wissen, dass er hier nicht willkommen war - vor allem soweit es Neal betraf -, aber daran war nun mal nichts zu ändern. Außerdem hatte er das Klappmesser dabei, falls es brenzlig würde, und er war überzeugt, nicht einmal Neal werde sich mit einem Klappmesser einlassen.
    »Aber es is' nich' so einfach, wie du glaubst«, hörte er Hibah sagen, als er sich ihnen von hinten näherte. »Meine Mutter schließt mich praktisch zu Hause ein. Das is' ganz anders als deine Situation. Ich muss nur einen Fehler machen, und ich hab Hausarrest bis ans Ende aller Tage.«
    Als Joel fragte: »Neal, kann ich dich ma' sprechen?«, fuhr Neal herum. Hibah sprang auf. »Is' schon okay. Ich will kein' Ärger machen«, fügte Joel hastig hinzu.
    Im Gegensatz zu Hibah stand Neal ganz langsam auf, wie ein Filmgangster aus den Dreißigerjahren. Tatsächlich hatte er sich die Mehrzahl seiner Gesten von uralten Hollywood- Schauspielern mit ramponierten Gesichtern abgeschaut. »Ver- piss dich«, befahl er.
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Haste was mit den Ohren? Ich sagte, verpiss dich, bevor ich dich fertigmache.«
    »Liegt allein bei dir, ob wir uns schlagen, Bruder«, entgegnete Joel ruhig, obwohl er sich keineswegs so fühlte. Ihm war vielmehr danach, das Klappmesser als eine Art Versicherung zu umklammern. »Ich will nur mit dir reden, aber du kannst auch mehr von mir kriegen, wenn du willst.«
    »Neal«, begann Hibah. »Du kannst doch mit ihm reden, oder?« Und mit einem Lächeln fragte sie Joel: »Was geht, Joel? Wo biste 'n gewesen in der Mittagspause? Ich hab am Wachhäuschen nach dir gesucht.«
    Neal machte ein finsteres Gesicht, als er das hörte, und sagte zu Joel: »Ich bin nich' dein Bruder. Hau ab, und fick deine Mutter!«
    Es war eine wohlüberlegte Provokation, die Joel dazu bewegen sollte, sich auf seinen Gegner zu stürzen. Doch das tat er nicht. Er brauchte nicht einmal zu antworten; das übernahm Hibah für ihn: »Das is' das Ekelhafteste, was ich je gehört hab«, schalt sie Neal. »Er hat doch nur gefragt, ob er ma' mit dir reden kann, sons' nix. Was 'n los mit dir? Echt, Neal, manchmal frag ich mich, ob in deinem Kopf alles in Ordnung is'.

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