Am Ende war die Tat
Entweder du redest jetz' mit ihm, oder ich hau ab. Warum soll ich so ein Risiko eingeh'n - mich hier verabreden, was genau das is', was meine Mum mir verboten hat - für jemanden, der so gehirnamputiert is'?«
»Dauert nur fünf Minuten«, versicherte Joel. »Vielleicht weniger, wenn wir gleich zur Sache komm'.«
»Ich hab mit dir nix zu reden«, gab Neal zurück. »Wenn du glaubst, ich würd ...«
»Neal«, unterbrach Hibah. Es klang wie eine Warnung. Für einen Moment fürchtete Joel, das Mädchen habe den Verstand verloren und sei im Begriff, noch offener Partei für ihn zu ergreifen, aber dann erkannte er, dass sie zur Brücke hinüberschaute. Dort standen zwei uniformierte Constables, und sie blickten über den Park hinweg zu ihnen herüber. Einer der Beamten sprach in das Funkgerät, das an seiner Schulter befestigt war. Der andere wartete einfach - auf den Ärger, den es ihrer Erfahrung gemäß zwangsläufig gab, wenn zwei dunkelhäutige Jungen und ein pakistanisches Mädchen sich unterhielten.
»Fuck«, stieß Neal hervor.
»Ich muss geh'n«, sagte Hibah. »Wenn die hier runterkomm' und unsere Namen wissen woll'n ... Das fehlt noch, dass die Cops meine Mum anrufen.«
»Bleib einfach sitzen, und sei cool«, riet Joel. »Die werden nix machen, wenn wir ihnen kein' Grund liefern.«
Neal warf Hibah einen Blick zu. »Bleib cool«, sagte auch er.
Joel wertete das als eine Art Zustimmung, als Entgegenkommen. Also sprach er ganz offen. »Ich hab nachgedacht«, erklärte er Neal. »Warum machen wir uns gegenseitig fertig? Das bringt doch nix außer ...«
»Du machst mich nich' fertig«, fiel Neal ihm ins Wort und setzte sich zu Hibah. »Du bist nur 'n Haufen Scheiße, der in den Müll geschmissen werden muss, und das versuch ich zu tun. Ich verfrachte dich dahin, wo du hingehörst.«
Joel ließ sich von dieser Bemerkung nicht aus der Ruhe bringen. Ihm war klar, wie Neal die Anwesenheit der Polizei zu seinem Vorteil nutzen wollte. Sitzend hatte er sich selbst zum Ziel gemacht. Wenn Joel sich auf ihn stürzte, während die Cops zuschauten, würde er den Preis bezahlen müssen. Joel sagte: »Ich will nich' mit dir kämpfen. Dieser Scheiß geht jetzt schon zu lang. Wenn wir so weitermachen, passiert irgendwas Schlimmes. Willste das? Ich nich'.«
Neal grinste hämisch. »Das sagste doch nur, weil du Schiss hast vor 'nem Krieg zwischen dir und mir. Aber du weißt, dass er kommt. Du kannst es fühl'n, oder? Das is' gut. So bleibste wachsam.«
»Verdammt noch mal, Neal Wyatt«, sagte Hibah.
»Halt's Maul!« Neal wandte sich ihr zu. »Halt ein Mal das Maul, Hibah! Du hast keine Ahnung, wovon du redest, also sag einfach nix mehr, kapiert?«
Verblüfft schwieg sie. Aber irgendetwas an seinen Worten löste eine Art Erkenntnis in ihr aus. Langsam und mit zunehmender Klarheit sagte sie: »Hey, diese Sache hier ... was hier zwischen dir und Joel läuft ... Hey, dabei geht's gar nich' um euch. Denn ...«
»Halt's Maul, habe ich gesagt!« Neal warf einen Blick zur Brücke hinüber. Die Polizisten waren fort. Er versetzte Hibah einen Schubs, um anzuzeigen, dass sie verschwinden sollte. »Deine Mutter wartet daheim auf dich«, erinnerte er sie. »Wenn dunich' die Klappe halten kannst, dann geh, und tu, was sie von dir will. Sag deine Gebete auf oder was auch immer.«
»Du kannst mir nich' vorschreiben ...«
»Du tust, was ich sage. Oder muss ich dir helfen, dich zu entscheiden?«
Ihre Augen weiteten sich. Er hatte genug gesagt. Sie schaute zu Joel. »Mach einen Bogen um ihn«, riet sie. »Haste verstanden?« Dann erhob sie sich von der Bank und ging davon, sodass Joel allein mit Neal zurückblieb.
»Jetz' hör mal gut zu, Gelbarsch«, sagte Neal, sobald Hibah außer Hörweite war. »Du bist mir schon wieder unter die Augen gekomm', und genau da will ich dich nich' haben, kapiert? Verpiss dich, und sei froh, dass das, was dir blüht, noch nich' heute kommt. Vielleicht hängst du ja immer noch an Mamas Titte, aber ich nich'. Klar?«
Joel spürte das Gewicht des Klappmessers. Er musste es nur hervorholen, den Knopf drücken und damit auf den anderen Jungen losgehen, und dann würden sie ja sehen, wer an wessen Titte hing. Doch er tat nichts. Um Tobys willen unternahm er einen letzten Versuch: »So kann man kein Problem lösen. Das musst du doch wissen. Wir müssen die Sache zwischen uns ausräumen, alles andere hat doch kein' Sinn.«
Neal erhob sich, und Joel trat einen Schritt zurück.
»Ich sag dir, was wir
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