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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Grundfarbe war purpur, und sie malte goldene Ähren und Weizengarben darauf.
    »Sehr hübsch«, lobte Kendra. Und an Isis gewandt, fügte sie hinzu: »Die Farbe passt super zu Ihrer Haut.« Das war zwar nicht ganz richtig, aber alles, was die Aufmerksamkeit von Isis' Haar ablenkte, stellte einen Fortschritt dar.
    Isis nickte zu Cordie und sagte freimütig: »Sie ist ein Genie. Ich hab ihr gesagt, sie kann es sich abschminken zu pausieren, sodass ich mir jemand anderen für meine Nägel suchen muss.«
    Kendra sah stirnrunzelnd zu ihrer Freundin. »Pausieren?«
    Cordie zuckte die Achseln, den Nagellackpinsel noch immer in der Hand. Sie wirkte verlegen.
    »Cordie! Bist du schwanger? Was ist passiert?«
    Isis bemerkte: »Sie sehen verdammt noch mal alt genug aus, um über die Bienchen und Blümchen Bescheid zu wissen, Herzchen.«
    Kendra wischte das mit einem Wink beiseite. »Cordie?«
    Cordie verzog einen Mundwinkel, was immer ein Zeichen dafür war, dass sie ihren Mut sammelte, ehe sie sprach. Dann sagte sie: »Erst hat er die Pillen gefunden, 'ne Woche lang hat er nur noch von Betrug und Verrat gefaselt. Damit kann ich ja noch umgeh'n, aber dann fing er an, davon zu reden, uns zu verlassen. Und er meinte es ernst.«
    »Das ist Erpressung.«
    »Meine Rede«, meldete Isis sich zu Wort.
    »Was auch immer«, gab Cordie zurück. »Tatsache is' jedenfalls, ich will nich', dass der Mann abhaut oder sich anderswo umguckt. Ich lieb ihn nämlich. Er is' gut zu mir und zu unsern Mädchen. Er is' der beste Vater, den ich kenn, und alles, was er will, is' eine letzte Chance, 'nen Sohn zu haben. Also kriegt er sie. Und das hier is' das Ergebnis.« Obwohl die Schwangerschaft äußerlich noch nicht erkennbar war - das würde sie erst in etlichen Wochen sein -, wies Cordie auf ihren Bauch. »Ich hoffe nur, diesma' hat's 'n Pimmelchen. Nix anderes wird Gerald zufriedenstell'n, das sag ich euch.«
    Ausgerechnet Cordies Schwangerschaft verleitete Kendra dazu, ihrer Sehnsucht nach Dix Ausdruck zu verleihen. Cordie lauschte - und das tat ohne das geringste Anzeichen von Scham auch Isis -, und als Kendra die letzte Begegnung mit Dix und ihr Leben seither geschildert hatte, gaben die beiden Frauen ihr ein und denselben Rat, wenn sie ihn auch unterschiedlich formulierten.
    »Du musst dringend mal wieder ordentlich durchgevögelt werden. Danach ist wieder alles in Butter«, waren Kendras Worte.
    Isis sagte etwas blumiger: »Jemand sollte ziemlich bald Ihr Gärtchen pflügen.«
    »Lass uns doch ma' wieder ausgeh'n«, schlug Cordie vor. »Das ha'm wir ewig nich' gemacht, und es wird höchste Zeit. Jetz' hab ich getan, was Gerald wollte, und da wird er bestimmt ma' für 'n Abend die Mädchen hüten. Sag mir nur, wann, und dann lassen wir's krachen. Wir finden schon ein schönes Stück Frischfleisch für dich, Ken. Das lenkt dich ab von Dix D'Court.«
    Genau so machten sie es. Sie wählten einen Pub an der Great Western Road, wo die Küche hervorragend war und man am Kanal sitzen konnte - eine Klasse besser als die Lokale, die sie sonst besuchten -, und sie genossen ihr Essen in der lauen Abendluft auf der Terrasse direkt am Wasser in vollen Zügen. Ein Gitarrist kam an ihren Tisch und spielte, und Cordie befand, dass er für den Job, der heute Abend erledigt werden musste, durchaus infrage kam. Aber Kendra erschien er wie ein Student, und sie erklärte kategorisch, sie sei fertig mit jüngeren Männern.
    Somit stand der junge Mann für Cordie zur Verfügung, die keine Vorbehalte gegen ihn hatte. Als er eine Pause einlegte, gab sie ihm etwas zu trinken aus. Ihre Finger seinen Arm hinaufwandern zu lassen, war genug, um ihm ihr Interesse zu signalisieren, das alles andere als musikalischer Natur war. Kendra beobachtete sie von der Terrasse aus, wo ihre Freundin den Rest der Flasche Wein trank, die sie bestellt hatten - Cordie änderte ihre Lebensgewohnheiten nie sonderlich während einer Schwangerschaft -, und dann Arm in Arm mit dem Gitarristen aus dem Pub und um die Ecke schlenderte. Irgendwo auf dem Weg in Richtung Paddington Arts und Paddington Hospital würden die beiden ein dunkles Plätzchen zum Knutschen finden.
    Sich selbst überlassen, schaute Kendra sich auf der Suche nach lohnenden Objekten um. Wie der Zufall oder das Schicksal es wollte, war ein weißer Mann in den mittleren Jahren,der sich später als »einfach nur Geoff« vorstellte, dabei, genau das Gleiche zu tun. Er gehörte zu der Sorte, die, wie er es ausdrückte, »Fantasien

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