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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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selbstverständlich zurückerstatten.«
    Nachdem das klargestellt war, verließen sie die Kinderta-gesstätte pünktlich um zwei Uhr. Majidah sperrte den Pavillon sorgsam ab und vergewisserte sich dann noch drei Mal, dass die Tür auch wirklich verschlossen war, ehe sie Ness die Hand auf den Arm legte und sie durch das Törchen im Zaun dirigierte. Sie gingen den kurzen Weg zur U-Bahn-Station Westbourne Park, wo Majidah umständlich den ausgehängten Streckenplan studierte, um die beste Route zu finden. Sie murmelte vor sich hin, schnalzte mit der Zunge und zählte die Haltepunkte, während Ness danebenstand und mit dem Fuß auf den Boden tippte. Als die Strecke feststand, stiegen sie in die nächste Bahn und gelangten schließlich nach Covent Garden. Majidah ging jedoch nicht in Richtung Markt, wo sie wie auch immer geartetes Material hätte bekommen können, wenn auch kaum zu günstigen Preisen. Stattdessen wandten sie sich nach Norden in Richtung Shelton Street. Dort stieß sie eine Tür zwischen einem winzigen Buchladen und einem Stehcafé auf. Dahinter führte eine Treppe sie vier Stockwerke hinauf. »Der verdammte Aufzug in diesem jämmerlichen Gebäude hat noch nie funktioniert«, klärte Majidah Ness auf. Außer Atem gelangten sie schließlich zu einem Loft, wo farbenfrohe Ballen Leinen, Seide, Baumwolle, Samt und Filz auf großen Arbeitstischen lagen. Vier Leute waren schweigend bei der Arbeit und lauschten Kiri Te Kanawa, die Mimis Todeskampf zum Besten gab. Der CD-Player stand auf einer Reihe Kästen, die alles nur denkbare Material von Schmuckmünzen bis zu Glasperlen enthielt.
    Zwei der Arbeiter waren Frauen in Shalwar Kamiz, eine weitere trug einen Tschador. Die vierte Person war ein Mann in Jeans, Turnschuhen und einem weißen Baumwollhemd. Die Frauen klebten und nähten, während er dabei war, der fünften Person im Raum eine Kopfbedeckung aufzusetzen - einer glutäugigen mediterranen Schönheit, die eine Zeitschrift las und murmelte: »Diese idiotischen, blöden Kriegstreiber«, worauf der Mann erwiderte: »Welch wahres Wort. Aber bitte halten Sie den Kopf gerade, Miss Rivelle. Es sitzt noch nicht richtig.«
    Genau wie die Arbeiterinnen war der Mann Pakistani, Miss Rivelle jedoch nicht. Sie hob die Hand, um zu betasten, was erihr auf den dichten blonden Schopf gesetzt hatte. »Also wirklich, Sayf, das ist unmöglich! Können Sie nicht das Gewicht verringern? Wie, denken Sie, soll ich damit in der Lage sein aufzutreten, eine Arie zu singen und dramatisch hinzuscheiden, ohne dass dieses ... dieses Ding zu Boden fällt? Wer in Gottes Namen hat diesen Entwurf abgesegnet?«
    »Mr. Peterson-Hayes.«
    »Na, der Regisseur muss es ja auch nicht tragen. Nein, nein, so geht das einfach nicht.« Sie nahm den Kopfputz ab, reichte ihn Sayf und entdeckte Majidah und Ness auf der anderen Seite des Lofts. Genau im selben Moment sah auch Sayf die Besucherinnen. »Ma!«, rief er. »Teufel noch mal. Ich hab's vergessen.« Und an Ness gewandt: »Hallo. Du musst die Zwangsarbeiterin sein.«
    »Sayf al Din«, sagte Majidah streng. »Was für eine Begrüßung ist das, bitte? Und du, Rand«, zu der Frau im Tschador, »erstickst du nicht unter dieser lächerlichen Bettdecke? Wann wird dein Mann endlich zur Vernunft kommen? Dieses Kleidungsstück, das du da trägst, ist für die Straße gedacht. Man trägt es nicht im Haus.«
    »Die Anwesenheit Ihres Sohnes ...«, murmelte Rand.
    »Oh ja, meine Liebe. Du meine Güte, er wird sicher gleich über dich herfallen, wenn du dein Gesicht zeigst. Ist es nicht so, Sayf al Din? Hast du nicht schon mindestens zweihundert Frauen geschändet? Zeig uns deine Tanzkarte, mein Sohn!«
    »Meine Beischlafkarte«, verbesserte er sie. Er nahm Miss Rivelle die Kopfbedeckung ab und setzte sie behutsam auf einen Holzständer. »Ich werde versuchen, das Gewicht zu verringern«, versprach er der Sängerin. »Aber die Entscheidung liegt bei Peterson-Hayes. Sie müssen mit ihm reden.« Dann trat er zu einem hoffnungslos überfüllten Schreibtisch, der unter einem der Fenster stand, und wühlte aus den Papierbergen einen Kalender hervor. »Donnerstag?«, schlug er vor. »Um vier?«
    »Wenn's sein muss«, gab die Frau gelangweilt zurück. Dann sammelte sie ihre Siebensachen ein - Einkaufstüten und eine Handtasche von der Größe eines Picknickkorbs - und trat zu Sayf al Din, um sich nach italienischem Ritual mit zwei Luftküssen von ihm zu verabschieden. Dann strich sie ihm über die Wange, er küsste ihr

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