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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Hand, und mit einem Wink in die Runde schwebte sie hinaus.
    »Diva«, brummte eine der Shalwar-Kamiz-Frauen verächtlich vor sich hin.
    »Damen wie ihr verdanken wir, dass wir unsere Brötchen verdienen«, erinnerte Sayf al Din. »Auch wenn sie sich manchmal wie ihre eigene Karikatur benehmen.« Er zwinkerte seiner Mutter zu. »Darüber hinaus bin ich durchaus an Diven gewöhnt.«
    Majidah schnalzte missfällig mit der Zunge, aber Ness merkte, dass sie nicht gekränkt war. Sie klang eher zufrieden, als sie zu Ness sagte: »Dieser Taugenichts ist mein Sayf al Din, Vanessa, das älteste meiner Kinder.« Somit war er also das Kind ihres ersten Mannes, keine dreizehn Jahre jünger als seine Mutter. Er sah ziemlich gut aus, dunkelhäutig und schwarzäugig, und er wirkte, als sei er immer ein wenig amüsiert.
    »Und wie geht es deiner Frau, Sayf al Din?«, erkundigte Majidah sich. »Bohrt sie immer noch irgendwelchen unglücklichen Menschen in den Zähnen herum, statt Kinder zu kriegen? Mein Sohn hat eine Zahnärztin geheiratet, Vanessa. Sie hat zwei Kinder zur Welt gebracht und wieder angefangen zu arbeiten, als sie sechs Wochen alt waren. Ich kann diesen Irrsinn nicht verstehen. Wie kann man lieber Fremden in den Mund sehen, statt das Antlitz seines Kindes zu betrachten? Sie sollte sich ein Beispiel nehmen an deinen Schwestern und Schwägerinnen, Sayf al Din. Die haben zusammen schon neun Kinder, und nicht eines davon wird von einer Fremden versorgt.«
    Sayf al Din hatte diesen Vortrag offenbar schon des Öfteren gehört, denn den letzten Satz sprach er mit seiner Mutter im Chor. Und er fuhr fort: »Welch ein Skandal, dass diese Frau tut, worin sie ausgebildet wurde, statt zu Hause zu bleiben und ihrem Mann Hühnchen Tikka zum Abendessen zu kochen.«
    Es war eine so perfekte Imitation seiner Mutter, dass Ness lachen musste, genau wie die anderen Frauen.
    »Ja, ihr mögt ihn amüsant finden«, sagte Majidah. »Aber das Lachen wird ihm noch vergehen, sollte diese Frau ihn verlassen und mit einem ...«
    »Kieferorthopäden durchbrennen«, beendete Sayf al Din den Satz. »Ach, welche Tücken einem drohen, wenn man mit einer Zahnärztin verheiratet ist. Da kann man gar nicht vorsichtig genug sein.« Er küsste seiner Mutter geräuschvoll die Wange. »Lass dich ansehen«, sagte er. »Warum bist du in den letzten Wochen kein einziges Mal zum Essen gekommen?«
    »Um ihr vertrocknetes Hühnchen Tikka zu genießen? Du bist wohl verrückt, Sayf al Din. Deine Frau müsste erst einmal kochen lernen.«
    Er sah zu Ness. »Meine Mum ist wie eine Schallplatte mit nur einem einzigen Lied darauf.«
    »Das is' mir auch schon aufgefallen«, stimmte Ness zu. »Nur hat sie für jeden, den sie kennt, 'n anderes Lied.«
    »Ja, in der Hinsicht ist sie schlau«, sagte Sayf al Din. »Es verleitet einen zu der Annahme, sie könne tatsächlich eine richtige Unterhaltung führen.« Er legte seiner Mutter den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. »Du hast schon wieder abgenommen«, schalt er sie. »Lässt du Mahlzeiten ausfallen, Ma? Wenn du so weitermachst, werde ich dich fesseln und mit Mays Samosas füttern müssen, bis du platzt.«
    »Dann könntest du mich auch gleich vergiften«, entgegnete Majidah. »Dies hier ist Vanessa Campbell, wie du schon erraten hast. Sie ist mitgekommen, um mir zu helfen, aber vielleicht könntest du ihr zuerst dein Studio zeigen.«
    Sayf al Din kam der Aufforderung seiner Mutter gerne nach, wie es jeder Mann getan hätte, der seine Arbeit liebt. Er führte Ness durch das Loft, wo inmitten eines organisierten Chaos Kopfbedeckungen für die Royal Opera, die Theater im Westend und für Film und Fernsehen entworfen und hergestellt wurden. Er erklärte ihr den Entwicklungsprozess und zeigte ihr Zeichnungen. Ness sah kolorierte Skizzen, die große Ähnlichkeit mit denen an Majidahs Wohnzimmerwand hatten. »Oh ja«, sagte sie. »Solche habe ich schon bei Ihrer Mutter zu Hausegesehen. Ich hab mich schon gefragt, was es damit auf sich hat.«
    »In Bezug worauf?«, fragte er.
    »Wer sie gemacht hat und so. Und warum sie da rumhäng'. Nich' dass sie nix ...«
    »Nichts, Vanessa«, verbesserte Majidah geduldig.
    »... dass sie nichts hermachen. Das tun sie wirklich. Sind nur nich' das, was man erwarten würd ...«
    »Ah, verstehe. Na ja, sie ist eben stolz auf mich, stimmt's, Ma? Man sollte das gar nicht glauben, so wie sie immer redet, aber sie will mich gar nicht anders. Ist es nicht so, Ma?«
    »Eines sollte dir

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