Am Ende war die Tat
dabeizusitzen und nicht daran teilzuhaben.
Sie fragten ihn nicht. Vielmehr vergaßen sie seine Anwesenheit, sobald ihr Meeting begonnen hatte. Doch das machte ihm nichts aus, bewies es doch nur, wie enthusiastisch sie sich ihrem Ziel verschrieben hatten. Diese Zielstrebigkeit zu erleben, weckte in Joel eine gewisse Zielstrebigkeit in eigener Sache: Er würde sich dieser Gruppe anschließen und helfen, den Traum zu verwirklichen.
Er war entschlossen, bei nächster Gelegenheit mit Ivan darüber zu sprechen. Allerdings müsste er dann mehr Zeit weg von zu Hause und von Toby verbringen. Er müsste Ness dazu bewegen, ihn bei der Sorge um ihren kleinen Bruder zu unterstützen. Aber Joel war zuversichtlich, dass er sie überreden konnte. An diesem Abend füllte sich sein Leben mit Träumen.
21
Joel war nicht das einzige Mitglied der Campbell-Familie, das von plötzlicher Hoffnung erfüllt war. Auch mit Ness passierte etwas, auch wenn sie es zuerst selbst nicht erkannte. Fabia Bender bescherte ihr diese Hoffnung, als sie, wie üblich begleitet von Castor und Pollux, durch das Törchen im Zaun kam. Sie rief bei Ness und Majidah zunächst höchst unterschiedliche Reaktionen hervor. Erstere fühlte, wie ihre Nackenhaare sich sträubten. Sie nahm an, Fabia wolle sie kontrollieren. Letztere, die die Sozialarbeiterin bislang nur vom Telefon kannte, aber noch nie persönlich getroffen hatte, warf einen Blick auf die Hunde und stürmte ungeachtet des feuchtkalten Wetters ohne Mantel hinaus auf den Spielplatz.
»Nein, nein, nein!«, rief sie. »Diese Bestien haben hier nichts zu suchen, Madam. Abgesehen davon, dass sie eine Gefahr für die Kinder darstellen, kann ich nicht tolerieren, dass sie mit ihren Fäkalien den Spielplatz verunreinigen. Nein, nein, nein, nein!«
Die Heftigkeit und Lautstärke dieses Protestes überraschten Fabia. »Platz«, befahl sie den Hunden und wandte sich dann an die pakistanische Frau. »Castor und Pollux machen ihr Geschäft nur auf Befehl«, versicherte sie. »Und keiner von beiden wird sich von diesem Fleck rühren, ehe ich es sage. Sie müssen Majidah sein, wenn ich Sie beim Vornamen nennen darf? Mein Name ist Fabia Bender.«
»Sie?« Majidah schnalzte missbilligend mit der Zunge. Sie hatte sich ein völlig anderes Bild von der Sozialarbeiterin gemacht, hatte sie sich in Twinset, mit Perlenkette, Tweedrock, derben Halbschuhen und blickdichten Strümpfen vorgestellt - aufgekrempelte Jeans und makellos weiße Sportschuhe gewiss nicht, ganz zu schweigen von dem Barett, dem Rollkragen-pullover, der Steppjacke und Wangen, die vor Kälte gerötet waren.
»Ja«, antwortete Fabia. »Ich bin gekommen, um mit Ness zu sprechen. Sie ist doch hier, oder?«
»Wo sonst sollte das Mädchen sein? Bitte, treten Sie ein. Aber wenn diese Kreaturen sich auch nur einen Millimeter vom Fleck rühren, muss ich Sie bitten, sie am Zaun anzuleinen. Viel zu gefährlich, solche Hunde wie Wölfe frei auf der Straße herumlaufen zu lassen!«
»Ich fürchte, sie sind viel zu faul, um herumzulaufen«, erwiderte Fabia. Und zu den Hunden: »Bleibt liegen, Jungs, oder die Dame hier wird euch zum Abendessen verspeisen. Zufrieden, Majidah?«
Diese überhörte die Ironie. »Ich esse kein Fleisch, das nicht halal ist«, erklärte sie.
Vom Fenster aus hatte Ness die Begegnung beobachtet. In ihrem Rücken spielten eine Gruppe Dreijähriger und ihre Mütter Nachlaufen und lachten und kreischten ausgelassen. Ein Stück weiter baute eine Schar Fünfjähriger eine Burg aus Pappkartons, die grau angepinselt waren, sodass sie wie Steinquader aussahen. Ness beaufsichtigte die Aktivitäten und schaffte aus dem Lager herbei, was immer die Spielenden benötigten: weitere Bälle, mehr Pappkartons oder Gummimatten, um zu verhindern, dass die Kleinen sich auf dem PVC-Boden am Kopf verletzten. Bald würde es Zeit für eine Pause, und als Fabia Bender das Gebäude betrat, ging Ness zur Küche und stellte Milch und Kekse auf großen Blechtabletts bereit.
Fabia schloss sich ihr an. Sie wirkte zufrieden, eine auf Bewährung verurteilte Sünderin bei der getreuen Erledigung ihrer Bewährungsauflagen anzutreffen, so nahm Ness an, doch als Fabia das Wort ergriff, schnitt sie ein ganz anderes Thema an: »Hallo, Ness. Ich habe gute Neuigkeiten. Sehr gute sogar. Ich glaube, wir haben eine Lösung gefunden, wie du diesen Kurs am College machen kannst.«
Ness hatte sich diesbezüglich schon keinerlei Hoffnung mehr gemacht. Alles bis auf diesen dämlichen
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