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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Gleichgewicht. Eine zweite Ohrfeige folgte, noch härter. Dann schleifte Dix Joel zur Spüle. »Du stehst also auf dreckige Wörter?«, keuchte er. »Magst sie lieber, als Fragen zu beantworten? Woll'n doch mal sehen, ob du sie hiernach weniger mags'.«
    Er bog Joels Oberkörper nach hinten über die Arbeitsplatte und griff nach der Spülmittelflasche.
    Toby schoss auf ihn zu, um ihn aufzuhalten. Er umklammerte Dix' Bein und schrie: »Lass ihn los! Er hat nix gemacht! Lass mein' Bruder los! Joel! Joel!«
    Dix stieß ihn mit zu viel Schwung weg. Toby wog so gut wie nichts, und der Stoß schleuderte ihn gegen den Küchentisch. Er fing lauthals zu heulen an. Dix hatte die Spüliflasche jetzt in der Hand und spritzte die zähe Flüssigkeit in Joels Gesicht. Er zielte auf den Mund, aber ohne Erfolg. »Dir muss man ma'dringend den Mund desinfizieren«, knurrte er, während er versuchte, die Tülle zwischen Joels Lippen zu rammen.
    Doch ein Poltern von der Treppe brachte Ness in die Küche. Sie warf sich auf Dix und ihren Bruder. Der Aufprall drückte Dix hart gegen Joel und Joel gleichermaßen hart gegen die Kante der Arbeitsplatte. Seine Füße suchten nach Halt auf dem PVC, rutschten aber auf dem verschütteten Spülmittel aus. Er ging zu Boden und riss Dix mit sich. Ness landete obenauf.
    Sie fluchte kreischend und ging mit den Fingernägeln auf Dix' Kopf los. Dix ließ von Joel ab und versuchte, sein Gesicht zu schützen. Joel rollte zur Seite, packte einen Stuhl und hangelte sich hoch.
    Ness schrie: »Du Scheißkerl! Arschloch! Fass meine Brüder ja nich' an!« Und traktierte den Bodybuilder mit Händen, Füßen, Ellbogen und Zähnen.
    Dix gelang es, sie bei den Armen zu packen. Er warf sie beide herum, sodass er oben zu liegen kam, und er hielt sie am Boden. Dort wälzten sie sich in Spülmittel, und es sah aus wie ein wilder Paarungsakt, den Dix zu unterbinden suchte, indem er ihren Körper unter seinem einklemmte.
    Da kreischte sie, stieß einen einzelnen langen, entsetzlichen Schrei aus, wie jemand, der gerade das Tor zur Hölle durchschritt.
    Und in diesem Moment kam Kendra nach Hause. Toby lag zusammengerollt unter dem Tisch, Joel bemühte sich, Dix von seiner Schwester zu zerren, und Dix tat, was er konnte, um sie ruhig zu halten. Ness war an einen völlig anderen, entlegenen Ort entrückt. »Runter von ihr! Geh runter von ihr!«, schrie sie und warf den Kopf zurück und wölbte das Rückgrat mit solcher Kraft, dass es ihr gelang, sich selbst und Dix anzuheben. »Lass sie in Ruhe! Nein! Mama ... Mamaaaa ...« Und mit diesem Hilferuf an die Frau, die nicht da war, die nie da gewesen war und die nie da sein würde, fing sie an zu heulen wie ein weidwundes Tier, dazu verurteilt, langsam zu verenden.
    Kendra hastete zu ihr. »Dix! Hör auf!«
    Dix wälzte sich von dem Mädchen. Er blutete im Gesichtund keuchte wie ein Sprinter. Er schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen.
    Dafür sprudelten die Worte nur so aus Ness hervor. Sie lag mit ausgestreckten Armen und Beinen am Boden, dann begann sie zu treten, hämmerte mit den Fäusten erst auf einen unsichtbaren Gegner, dann auf sich selbst ein. »Geh weg. Hau ab! Geh weg!«
    Kendra kniete sich neben sie.
    »Er hat's getan! Er hat's getan!«
    »Ness!«
    »Und keiner war da.«
    »Ness! Ness, was ist denn nur ...«
    »Und du bis' in die Spielhalle gegangen und has' ihm gesagt: Pass auf sie auf, und er sagt: Okay. Und du bis' einfach abge- hau'n und has' uns bei ihm gelassen. Aber es war nich' nur er. Es war'n sie alle. Ha'm sich an mich gepresst, und ich konnte fühl'n, wie sie hart war'n. Und er fasst unter mein T-Shirt und drückt und sagt: Ich hab sie gern jung. So hab ich sie gern, dann sind sie schön fest, oh ja! Und ich weiß nich', was ich machen soll, ich hätt doch nie gedacht ...«
    Kendra riss sie stürmisch an sich. »Oh, mein Gott!«, rief sie.
    Reglos schauten die anderen zu, zu Salzsäulen erstarrt - unfassbar, was sie da hörten.
    »Und du bis' zu Besuch gekomm'«, schrie Ness, klammerte sich an Kendra und trommelte auf ihren Rücken ein. »Du bis' vorbeigekomm', bevor du in irgendein' Club gegang' bis' oder so, um 'n Kerl aufzureißen. Und jeder könnt seh'n, was du vorhast, weil du diesen Blick draufhast, und an der Art, wie du angezogen warst. Aber du wolltest nur ein bestimmtes Alter, und das haste auch klargemacht. Du wolltest sie jung. Mit sechzig, fünfundsechzig, siebzig wollteste sie nich'. Aber jetz' sind sie heiß, verstehste, sie alle. Sie

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