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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Worten verschwand er. Joel stand es frei, seinen Weg fortzusetzen. Aber er wusste auch, weiter ging seine Freiheit nicht.
    Als er seinen Bruder abholte, ahnte er nicht, dass er beobachtet worden war. Dix D'Court hatte auf dem Weg vom Rainbow Café zum Jubilee Sports Centre einen Blick auf Joel und Cal erhascht. Und auch wenn er Joels Gefährten nicht kannte, war er doch in der Lage, seine Kleidung zu deuten. Gang, war sein erster Gedanke, und er zog die logischen Schlüsse. Er wusste, dass er das nicht ignorieren durfte. Er war eine Verpflichtung eingegangen, Kendra gegenüber ebenso wie den Kindern.
    Darum kreisten seine Gedanken, während er eine hastige und abgekürzte Trainingseinheit absolvierte. Als er nach Hause kam, wusste er, wie er vorgehen wollte. Aber der Gedanke an die Unterredung, die er mit Joel zu führen gedachte, machte ihn nervös. Kendra war nicht zu Hause. Sie sei bei einem Massagekunden in Holland Park, klärte die Nachricht am Kühlschrank ihn auf, und mehrere Ausrufezeichen zeugten davon, wie erfreut sie über diese Kundenadresse war. Dix war es nur recht. Wenn er eine Vaterfigur für die Campbell-Kinder sein sollte, musste er das auch allein können.
    Das Erdgeschoss des Hauses war leer. Doch vom Wohnzimmer drang der Ton des Fernsehers herunter - dieses unablässige Hintergrundmotiv, das sie jeden wachen Moment begleitete. Toby war also daheim, und das bedeutete, dass wohl auch Joel da war. Ness' Handtasche hing an der Lehne eines Küchenstuhls, aber ansonsten war von dem Mädchen keine Spur.
    Dix trat zur Treppe und brüllte Joels Namen. Als er sich selbst hörte, fand er sich an die Stimme seines Vaters erinnert und daran, wie prompt er und seine Schwester immer auf diesen Ruf reagiert hatten. »Was?«, erwiderte Joel von irgendwoher im oberen Bereich des Hauses.
    »Komm runter! Wir müssen reden.«
    »Worüber?«
    »Hey! Setz deinen Arsch in Bewegung!«
    Joel kam, aber ohne jede Eile. Toby folgte ihm dicht auf den Fersen. Dix schien es, als schleiche Joel geradezu die Treppe hinab und in die Küche, und als er den Jungen anwies, sich an den Küchentisch zu setzen, folgte Joel mit einer Gemächlichkeit, die ihn zur Weißglut brachte.
    Joel befand sich in einer anderen Welt. Er hatte die Kommode in seinem Zimmer angehoben, die Pistole hervorgeholt und in seinem Rucksack versteckt. Danach hatte er auf seinem Bett gesessen. Er fühlte sich krank an Körper und Seele. Er versuchte, sich einzureden, dass er tun konnte, was immer The Blade ihm befahl. Und danach konnte er wieder der sein, der er immer gewesen war.
    »Was hast du mit diesem Penner zu schaffen, Joel?«, kam Dix direkt zur Sache.
    Joel blinzelte. »Hä?«
    »Komm mir nich' so, Bruder. Ich hab dich mit ihm auf der Straße geseh'n. Er hatte 'nen Joint in der Hand und du hast gewartet, dass du an die Reihe komms'. Was haste mit so einem zu tun? Dealst du schon, oder rauchste nur? Was meinste, wie deine Tante reagiert, wenn ich ihr erzähle, was du treibst?«
    »Was?«, fragte Joel. »Du meinst Cal? Wir ha'm nur geredet, Mann. Das war alles.«
    »Wie kommt's, dass du mit 'nem Pusher redest, Joel?«
    »Ich kenn ihn nur, okay? Und er is' kein ...«
    »Was? Dealer? Kiffer? Meinste, ich bin blöd?«
    »Ich sag doch, es war nur Cal. Das is' alles.«
    »Und worüber habt ihr geredet, wenn nich' über Dope?«
    Joel antwortete nicht.
    »Ich hab dich was gefragt. Ich will 'ne Antwort.«
    Der Tonfall stimmte Joel rebellisch. »Das geht dich nix an«, gab er zurück. »Verpiss dich. Ich muss dir gar nix sagen.«
    Mit einem einzigen langen Schritt durchquerte Dix die Küche und riss Joel wie eine schlaffe Marionette vom Stuhl. »Pass auf, was du sagst«, fuhr er ihn an.
    Toby, der die ganze Zeit am Fuß der Treppe gestanden hatte, schrie: »Dix! Joel! Nich'!«
    »Halt die Klappe! Ich hab hier was zu regeln, okay?« Er packte Joel fester.
    »Lass mich los!«, rief Joel. »Ich muss nich' mit dir reden! Oder mit sonst wem!«
    Dix schüttelte ihn heftig. »Oh doch. Erklär mir, was du mit dem Kerl zu reden hattest, und zwar sofort! Und ich rate dir, erzähl mir kein' Scheiß.«
    »Fick dich!« Joel wand sich, um sich zu befreien. Er trat aus, verfehlte Dix aber. »Lass mich los! Lass mich los, du beschissener Schwanzlutscher.«
    Die Ohrfeige kam rasend schnell. Dix offene Hand traf mitten in Joels Gesicht. Es klang wie rohes Fleisch, das auf einen Tisch geknallt wurde. Der Schlag schleuderte Joels Kopf nach hinten und brachte den Jungen aus dem

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