Am Ende war die Tat
verwundert gewesen, dann offen, dann freundlich, dann erschrocken, als sie es endlich gesehen hatte, ihr endlich ein Licht aufging und sie versucht hatte zu fliehen.
Und dann der Schuss. Die Kugel. Der Geruch und der Knall. Das Aufleuchten des Mündungsfeuers und der fallende Körper. Sie war mit dem Kopf an das schmiedeeiserne Geländer geschlagen, das das schachbrettgemusterte Podest am Hauseingang umlief. Dann war sie zwischen ihre Einkaufstaschen gerutscht. Sie war reich, sehr reich. Sie musste reich sein. Sie fuhr ein nobles Auto in einer noblen Gegend voll nobler Häuser, und sie hatten auf sie geschossen, geschossen, sie hatten auf eine reiche weiße Lady geschossen, nobel bis ins Mark, gleich vor ihrer Haustür.
Sie gelangten in den nächsten Garten - ein kleiner Obsthain. Sie rannten hindurch, kamen in den nächsten Garten, wo Büsche, Hecken, Sträucher und Bäume ungezähmt durcheinanderwucherten. Joel sah Cal die nächste Mauer erklimmen. Von oben winkte er Joel hektisch, schneller zu laufen. Joel keuchte. Seine Brust hatte sich zusammengezogen. Sein Gesicht war schweißüberströmt. Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn.
»Kann nich' mehr ...«, stieß er hervor.
»Scheiß drauf. Komm schon, Bruder. Wir müssen verschwinden.«
Also ließen sie sich zu Boden gleiten und durchquerten dennächsten Garten, wo sie an der gegenüberliegenden Mauer einen Moment innehielten. Joel lauschte nach Sirenen, Rufen, Schreien oder sonst irgendetwas aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, doch alles war still, und das schien ihm ein gutes Zeichen. »Cops?«, fragte er und rang um Atem.
»Oh, die komm' schon.« Cal stieß sich von der Mauer ab und trat einen Schritt zurück. Er hangelte sich hoch, bis er rittlings auf der Krone saß. Dann schaute er in den nächsten Garten und murmelte ein einziges Wort: »Fuck.«
»Was?«, fragte Joel.
Cal half ihm hoch, bis auch Joel auf der Mauer saß. Sie steckten schon wieder in einer Sackgasse. Dies war zwar der letzte Garten, aber auf der Rückseite des Grundstücks stand kein weiteres Mäuerchen, sondern die Seitenwand eines riesigen alten Gebäudes. Der einzige Weg hinaus führte durch das zum Garten gehörige Wohnhaus. Joel und Cal ließen sich zu Boden gleiten. Sie hielten einen Moment inne, um sich zu orientieren.
Die rückwärtigen Fenster waren mit Gittern versehen, nur eines war beiseitegeschoben - entweder aus Achtlosigkeit oder weil jemand zu Hause war. Es spielte keine Rolle. Sie hatten keine Wahl. Cal ging voraus, und Joel folgte.
Auf der Terrasse standen sorgsam gestutzte Büsche in flechtenbewachsenen Tontöpfen. Cal packte einen davon und trug ihn zu dem unvergitterten Fenster hin, warf ihn hindurch, steckte die Hand durch die zerbrochene Scheibe und schob den klapprigen Riegel zurück. Dann stieg er ein, Joel hinterher. Sie fanden sich in einem Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch, stießen einen Computerbildschirm um, der schon mit Blumenerde und Glasscherben bedeckt war.
Cal hastete zur Tür, und sie gelangten in einen Flur. Er ging zur Vorderseite des Hauses. Es war kein großes Gebäude, und sie konnten die Haustür sehen - das kleine ovale Fenster darin war wie eine Verheißung auf ihr Entkommen -, doch ehe sie sie erreichten, kam zu ihrer Linken jemand die Treppe heruntergesprungen.
Eine junge Frau, das Au-pair-Mädchen. Sie sah aus wie eine Spanierin, vielleicht auch Italienerin oder Griechin. Sie war mit einem Abflussstampfer bewaffnet und stürzte sich mit wildem Geschrei auf die Eindringlinge.
»Fuck«, brüllte Cal. Er wich dem Schlag aus und stieß das Mädchen zur Seite. Dann rannte er zur Haustür. Das Mädchen ließ den Stampfer fallen, behielt aber das Gleichgewicht. Als Joel sich an ihr vorbeistehlen wollte, packte sie ihn. Sie kreischte unverständliche Worte, aber es war klar, was sie zum Ausdruck bringen wollte. Wie eine Klette hing sie an Joel. Ihre klauengleichen Finger näherten sich seinem Gesicht.
Joel kämpfte mit ihr, trat ihr gegen die Knie, Knöchel, Schienbeine. Er riss den Kopf weg, um den Fingernägeln auszuweichen, die sie ihm ins Gesicht schlagen wollte. Da ging sie auf seine Haare los und packte eine Handvoll - Haar wie Leuchtfeuer, das niemand je vergaß.
Ihre Blicke trafen sich. Er dachte - und das entsetzte ihn zutiefst: Du bist tot, Fotze. Er wartete darauf, dass Cal sie abknallen würde, so wie er auf die dunkelhaarige Frau geschossen hatte. Doch stattdessen hörte Joel das Poltern der Haustür, als
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