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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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erschreckt.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Hallo. Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie sich verlaufen? Brauchen Sie ...«
    »Jetzt«, sagte Cal.
    Joel erstarrte. Er konnte nicht. Er konnte nichts tun. Sagen. Konnte sich nicht regen. Nicht flüstern. Nicht rufen. Sie war so schön. Sie hatte dunkle, warme Augen, ein gütiges Gesicht und ein sanftes Lächeln. Sie hatte glatte Haut und Lippen, die ganz weich wirkten. Sie schaute von Cal zu ihm, zu Cal, zu ihm, und sah nicht einmal, was er in der Hand hielt. Sie hatte keine Ahnung, was passieren würde. Deswegen konnte er nicht. Nicht hier, nicht jetzt, niemals, ganz gleich, was die Folgen für ihn oder seine Familie sein mochten.
    Cal murmelte: »Fuck. Scheiße.« Und dann: »Mach endlich, verdammte Scheiße!«
    Das war der Moment, da die Frau die Pistole entdeckte. Ihr Blick glitt von der Waffe zu Joel. Dann weiter zu Cal. Sie wurde bleich, als Cal Joel die Pistole entriss. »Oh, mein Gott«, keuchte sie und drehte sich zur Tür.
    Cal feuerte.
    Er hat abgedrückt, dachte Joel. Er hat die Waffe abgefeuert. Nicht einmal verlangt, sie solle ihm ihre Handtasche geben. Kein Wort von Geld, den Ohrringen, dem Diamantring. Nur ein einziger Knall von einem einzigen Schuss, der jetzt zwischen den hohen Häusern auf beiden Seiten der Straße hing. Die Dame sank zwischen ihre Einkäufe. »Oh ...« Dann herrschte Stille.
    Joel selbst stieß einen erstickten Schrei aus, dann packte Cal ihn, und sie rannten los. Sie liefen nicht in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ohne darüber zu reden, zu diskutieren und einen Plan zu fassen, wussten sie beide, dass die Rothaarige den Wagen in diese Richtung gefahren hatte und jede Sekunde zu Fuß aus der Gasse kommen und sie entdecken würde. Sie rannten zur nächsten Straßenecke und bogen ab.
    »Scheiße! Fuck! Scheiße!«, rief Cal, als ihnen eine alte Frau mit einem watschelnden Corgi entgegenkam.
    Er wandte sich nach links, wo sich ein weiteres Gässchen öffnete. Nach ein paar Metern knickte es nach rechts ab, und dort begann eine Häuserreihe. Sie bildete eine Sackgasse. Sie saßen in der Falle.
    Panisch fragte Joel: »Was machen wir ...«, doch weiter kam er nicht, denn Cal stieß ihn zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Unmittelbar vor dem Rechtsknick der Gasse erhob sich eine hohe Ziegelmauer, die den Garten eines an der nächsten Straße gelegenen Hauses begrenzte. Selbst aus vollem Lauf und von Angst getrieben, hätten sie sie niemals überspringen können. Aber ein Range Rover - in dieser Gegend weit verbreitet - parkte direkt an der Mauer und bot Cal und Joel die Möglichkeit zur Flucht. Cal sprang auf die Motorhaube und erklomm von da aus die Mauerkrone. Joel folgte, als Cal sich an der anderen Seite herunterließ.
    Sie fanden sich in einem verwunschenen, überwucherten Garten, durchquerten ihn hastig, zwängten sich durch eine niedrige Hecke und rannten eine leere kupferne Vogeltränke um. Dann standen sie wieder vor einer Mauer.
    Sie war nicht so hoch wie die erste, und Cal erreichte die Kante mühelos mit einem Sprung. Joel hatte mehr Probleme. Er sprang einmal, dann noch einmal. »Cal! Cal!«, rief er, und der Künstler packte ihn am Anorak und hievte ihn hoch.
    Ein zweiter Garten, der große Ähnlichkeit mit dem ersten hatte. Ein Haus mit geschlossenen Jalousien zur Linken. Ein gepflasterter Pfad führte über den Rasen zur nächsten Mauer. Ein Tisch und Stühle standen in einem Pavillon, und ein Dreirad lag auf der Seite.
    Cal sprang an der Mauer hoch. Er bekam die Krone zu fassen, rutschte wieder ab. Sprang noch einmal. Joel packte seine Beine und schob. Als Cal oben war, beugte er sich herunter und half Joe herauf. Seine Füße traten gegen die Mauer, fanden aber keinen Halt. Sein Anorak riss, und Joel schrie in Panik auf. Ergeriet ins Rutschen. Cal packte wieder zu, wo er ihn gerade erwischte, Arm, Schultern, Kopf. Joels Strickmütze löste sich und fiel zurück in den Garten, aus dem sie gerade kamen.
    »Cal!«
    Cal zerrte ihn hinüber. »Egal«, keuchte er. Sie ließen die Mütze zurück.
    Alles, was noch zählte, war Flucht. Joel blieb keine Zeit, um zu hinterfragen, was passiert war. Er dachte nur: Der Schuss hat sich gelöst. Hat sich einfach gelöst. Er versuchte, an nichts sonst zu denken. Nicht an das Gesicht der Frau, an ihr leises »Oh«, nicht an den Anblick, nicht an den Laut, ganz sicher nicht an die Erkenntnis. Innerhalb von nur fünfzehn Sekunden war ihr Ausdruck erst

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