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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dem kleinen Unterschied, dass sie das Haus zusammen mit ihren Brüdern verließ und sich erst naheder Portobello Bridge von ihnen trennte. Was ihre Tante überzeugte, dass Ness wirklich die Schule besuchte, war die Tatsache, dass das Mädchen jetzt keine Kleidung mehr in ihrem Rucksack trug, sondern zwei Hefte und ein Geografiebuch, das sie Six' Bruder, dem »Professor«, geklaut hatte. Die Kleidung hatte sie einfach bei Six deponiert.
    Kendra ließ sich bereitwillig von diesen Indizien beschwichtigen. Es war der Weg des geringsten Widerstands. Es war aber eben nur eine Frage der Zeit, bis dieser holprige Weg unpassierbar wurde.
    Ende März, inmitten eines typisch englischen Dauerregens, verschworen sich gleich mehrere Umstände gegen sie: Als Erstes erschien ein sportlicher, elegant gekleideter Schwarzer im Laden, schüttelte seinen Schirm aus und fragte nach Mrs. Osborne. Er stellte sich als Nathan Burke vor, Schulaufsichtsbeamter der Holland Park School.
    Cordie Durelle machte gerade Mittagspause und war bei Kendra im Laden. Wie immer rauchte sie. Wie immer trug sie ihren roten Kittel, der Mundschutz baumelte ihr um den Hals, und sie erzählte Kendra von Gerald Durelles neuerlicher Durchsuchung des Hauses: angetrunken, in destruktiver Stimmung und auf der Suche nach der Pille, die, wie er völlig zu Recht argwöhnte, verhinderte, dass seine Frau schwanger wurde und ihm den Sohn schenkte, auf den er unbeirrt hoffte. Cordie näherte sich gerade dem Höhepunkt ihrer Geschichte, als die Ladentür sich öffnete und das Glöckchen erklang.
    Ihre Unterhaltung verstummte wie in telepathischer Übereinkunft, vornehmlich weil Nathan Burke atemberaubend gut aussah und die beiden Frauen erst wieder Luft holen mussten. Er sprach höflich und wohlartikuliert und bewegte sich mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der eine gute Erziehung und Bildung genossen und den Großteil seines Lebens außerhalb Englands in einem Umfeld verbracht hatte, wo er von jedermann als gleichwertig behandelt worden war.
    Burke erkundigte sich, welche der Damen Mrs. Osborne sei und ob er sie einen Moment in einer persönlichen Angelegen heit sprechen könne. Kendra stellte sich vor und versicherte, dass er vor ihrer besten Freundin Cordie Durelle ganz offen sein könne. Cordie warf ihr einen dankbaren Blick zu, denn auf den Anblick des attraktiven Mannes hätte sie ungern verzichten wollen. Sie senkte die Lider und versuchte, so verführerisch auszusehen, wie es einer Frau in rotem Kittel und mit Mundschutz um den Hals nur möglich war.
    Nathan Burke nahm sie mitnichten zur Kenntnis. Seit neun Uhr an diesem Morgen hatte er die Eltern von Schulschwänzern aufgesucht, und fünf weitere solcher Besuche lagen noch vor ihm, ehe er Feierabend machen und zu der teilnahmsvollen Fürsorge seiner Partnerin nach Hause zurückkehren konnte. Aus diesem Grund kam er sogleich zur Sache. Er zog eine Anwesenheitsstatistik hervor und brachte Kendra die schlechte Nachricht bei.
    Kendra sah auf die Statistik und spürte sofort das Einsetzen eines hämmernden Stresskopfschmerzes. Auch Cordie warf einen Blick auf die Unterlagen. »Scheiße, Ken. Sie ist überhaupt nicht zur Schule gegangen, he«, konstatierte sie das Offensichtliche, und an Nathan Burke gewandt: »Was für 'ne komische Schule seid ihr eigentlich? Wird sie gemobbt oder so, dass sie da nich ' hingeh'n will?«
    »Sie kann schwerlich gemobbt werden, wenn sie nie hingeht«, entgegnete Kendra in gepflegtestem Englisch, nicht in der Sprechweise ihrer Freundin.
    Cordie zeigte Erbarmen und ersparte ihr einen der üblichen bissigen Kommentare bezüglich ihres Dialekts. Stattdessen sagte sie nur: »Das heißt, sie is ' dabei, sich in Schwierigkeiten zu bring'. Frage is' nur, was für welche. Kerle, Drogen, Alk, krumme Dinger.«
    »Was sie getan hat, während sie geschwänzt hat, ist uns vollkommen gleichgültig. Wir müssen dafür sorgen, dass sie wieder zur Schule geht«, erklärte Nathan Burke. »Das Problem ist nur: Wie bewerkstelligen wir das?«
    »Hat sie jemals Prügel bezogen?«, fragte Cordie.
    »Mit fünfzehn? Sie ist zu alt für so was. Und außerdem habeich nicht die Absicht, die Kinder zu schlagen. Was sie schon alles durchgemacht haben ... Das reicht.«
    Mr. Burke war mit einem Mal ganz Ohr, aber Kendra gedachte nicht, ihn in Einzelheiten der Familiengeschichte einzuweihen. Vielmehr fragte sie ihn, welche Lösungsvorschläge er habe, da es offensichtlich wenig Sinn hatte, ein Mädchen zu schlagen, das

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