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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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haben. Er kannte das Risiko spontaner Entscheidungen, und er wusste, was ihm blühte, sollte The Blade je etwas zustoßen.
    »Ich dachte, du wills' zu Arissa, Mann«, sagte er. »Portnall is' sauber. Sie hat dafür gesorgt. Wenn wir zur Willesden fahr'n, kann man nie wissen, wer da auf dich wartet, wenn du reinkomms'.«
    The Blade grollte: »Fuck! Was wills' du denn?«
    Zur Antwort legte Cal den Gang ein.
    Ness lauschte und bewunderte. Als The Blade Cal befahl: »Dreh uns ma' ein'«, durchrieselte sie ein Schauer der Erregung und des Staunens, als der Fahrer folgsam an den Straßenrand fuhr, das Handschuhfach aufklappte und einen Joint drehte. Er zündete ihn an, nahm einen Zug und reichte ihn nach hinten zu The Blade. Während er sich wieder in den nächtlichen Verkehr fädelte, fing er im Rückspiegel Ness' Blick auf.
    The Blade lehnte sich zurück in die Polster. Er ignorierte sie völlig, was ihn auf sie noch anziehender wirken ließ. Weil sie sich nach einem Zug von dem Joint sehnte, er ihn ihr aber nicht anbot, legte sie ihm die Hand auf den Oberschenkel und ließ sie zu seinem Schritt hinaufwandern. Er fegte ihre Hand weg, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch sie wollte seine Sklavin sein.
    »Baby, ich besorg's dir«, gurrte sie in einem Tonfall, den sie sich aus unzähligen Filmen abgeschaut hatte, die eine eher bizarre Vorstellung von zwischenmenschlichen Kontakten vermittelten. »Ich besorg's dir, dass du glaubs', dir geht der Kopf fliegen. Willste das? Haste das gern?«
    The Blade warf ihr einen gleichgültigen Blick zu. »Ich besorg's dir, Schlampe. Wann und wo's mir passt. So läuft's und nich' andersrum, das merkste dir am besten von Anfang an.«
    Das Einzige, was Ness hörte, war: »von Anfang an«, und die Formulierung versetzte sie in warme, feuchte Erregung.
    Calvin fuhr in nördlicher Richtung, entfernte sich von der Harrow Road und überquerte die Kilburn Lane. Ness hatte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf The Blade gerichtet und sah nicht, wohin die Reise ging. Als sie schließlich zu einer Siedlung aus niedrigen Backsteinreihenhäusern kamen, die sich in einem Geflecht enger Sträßchen erstreckten, wo die meisten Laternen und die Hausbeleuchtungen längst das Zeitliche gesegnet hatte, hätte Ness nicht zu sagen vermocht, ob sie in Hackney oder in der Hölle war.
    Cal parkte und öffnete die Fondtür auf ihrer Seite. Sieschlüpfte hinaus. The Blade folgte ihr. »Guck ma' nach«, wies er Cal an, reichte ihm den Joint und lehnte sich an den Wagen, während Cal zwischen zwei Häusern verschwand.
    Ness schauderte, nicht wegen der Kälte, sondern vor gespannter Erwartung, die sie nie zuvor empfunden hatte. Sie versuchte, sich lässig und cool zu geben, konnte jedoch den Blick nicht von The Blade abwenden. Alles, was sie wollte; das war es, was sie in ihm sah. Ihr kam es vor, als habe dieser Abend, der so katastrophal begonnen hatte, ihr plötzlich ein Wunder beschert.
    Nach wenigen Minuten war Cal zurück. »Sauber«, sagte er.
    »Haste die Knarre dabei?«
    »Scheiße, Mann, was denks' du denn?« Er klopfte auf die Tasche seiner zerschlissenen Lederjacke. »Du bis' sicher, solang Cal Hancock aufpasst. Er liebt dich mehr als deine eigene Großmutter.«
    The Blade nickte wortlos zu dem Pfad hinüber, der zwischen den Häusern verschwand. Cal ging voraus.
    Ness folgte wie das fünfte Rad am Wagen. Sie hielt sich dicht hinter The Blade, damit dort, wo immer sie hingingen, der Eindruck entstünde, sie kämen zusammen.
    Über der Siedlung lag konstanter Radau und der beißende Geruch von fauligem Müll, Kochdünsten und brennendem Gummi. Sie marschierten an zwei betrunkenen Mädchen vorbei, die sich vor einem abgestorbenen Busch erbrachen, und an einer Gang kleiner Jungs, die einem Rentner auflauerten, der dumm genug gewesen war, seinen Müll nach Einbruch der Dunkelheit zum Container zu bringen. Zwei Katzen lieferten sich einen erbitterten Kampf und fauchten ohrenbetäubend. Ein paar Schritte weiter passierten sie eine spindeldürre Frau, die sich im Schutz einer von Schimmel übersäten Matratze, die an einem kahlen Baum lehnte, einen Schuss setzte.
    Sie steuerten auf ein Haus mitten in der Reihe zu. Auf Ness wirkte es, als sei es entweder verlassen oder als seien die Bewohner schlafen gegangen. Doch als Cal an die Tür klopfte, öffnete sich der Spion. Jemand nahm sie in Augenschein, befand sie fürakzeptabel und öffnete. The Blade ging an Cal vorbei und trat ein. Ness folgte. Cal blieb

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