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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gut«, unterbrach Kendra. Ihr einziger Gedanke war: fünfzehn Jahre alt. Fünfzehn Jahre alt.
    »Nein«, widersprach er. »Sie müssen das hör'n, weil Sie sonst denken ...«
    »Wenn ich sage, dass ich Ihnen glaube ...«
    Er schüttelte den Kopf. »Dafür isses jetzt zu spät, Mrs. Osborne. Ich hab sie aus dem Pub geholt, aber sie hat das missverstanden. Sie bietet mir die ganze Palette an, was immer ich mit ihr anstell'n will. Ich sag, okay, sie kann mir einen blasen ...«
    Kendra funkelte ihn wütend an.
    Er hob beschwichtigend die Hand: »... aber wir müssten zu ihr fahr'n, hab ich gesagt. Versteh'n Sie, nur so konnte ich sie dazu kriegen, mir zu sagen, wo sie wohnt. Also hab ich sie nach Hause gefahr'n. Und dann sind Sie aufgekreuzt.«
    Kendra schüttelte den Kopf. »Sie ha'm ... Nein. Sie haben ...« Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Sie deutete auf ihre Brüste. »Ich hab Sie gesehen. Sie hatten sich über sie gebeugt.«
    Er sah konzentriert an ihr vorbei, wollte sich die Ereignisse jenes Abends genau in Erinnerung rufen. Schließlich antwortete er: »Ihre Tasche war unter den Sitz gerutscht. Ich wollt sie aufheben. Hör'n Sie, ich treib es nich' mit Kindern. Und ich könnt seh'n, dass sie noch ein Kind is'.« Dann fügte er hinzu: »Im Gegensatz zu Ihnen. Mrs. Osborne. Kendra. Könnten Sie einen Schritt näher kommen?«, bat er und winkte.
    »Wozu?«»Weil Sie schön sind, und weil ich Sie gern küssen würde.« Er lächelte. »Seh'n Sie? Ich bin kein Lügner. Ich hab Ihnen die Wahrheit erzählt, über Ihre Nichte, über mich, über Sie.«
    »Ich hab Ihnen doch erklärt, dass ich das hier beruflich mache. Wenn Sie sich einbilden ...«
    »Ich weiß. Ich hab Sie angerufen, weil ich im Fitnessstudio den Aushang gesehen hab, das war alles. Ich wusste doch nich', wer hier aufkreuzt, und es war mir auch egal. Ich muss mich auf 'n Wettkampf vorbereiten, und dafür müssen meine Muskeln auf Vordermann gebracht werden. Das war alles.«
    »Was für ein Wettkampf?«
    »Bodybuilding.« Er hielt inne, als warte er auf einen Kommentar von ihr. Weil sie sich nicht äußerte, fuhr er fort: »Ich will Mr. Universe werden. Mit dreizehn hab ich mit dem Gewichtheben angefangen.«
    »Und wie lange ist das her?«
    »Zehn Jahre«, antwortete er.
    »Sie sind dreiundzwanzig. Dreiundzwanzig.«
    »Ha'm Sie damit ein Problem?«
    »Ich bin vierzig, Mann.«
    »Ha'm Sie damit ein Problem?«
    »Können Sie nicht rechnen?«
    »Auch wenn ich rechne, will ich Sie trotzdem immer noch küssen.«
    Kendra blieb hart, ohne zu wissen, warum eigentlich. Sie wollte diesen Kuss, keine Frage. Und sie wollte noch mehr. Die siebzehn Jahre Altersunterschied zwischen ihnen bedeuteten, dass sie mit ihm eine unverbindliche Affäre würde haben können, und das war genau, wie sie es gern hatte. Aber irgendetwas an ihm ließ sie zögern: Er sah keinen Tag älter aus als dreiundzwanzig, doch seine Gesinnung und sein Benehmen waren die eines reiferen Mannes. Das barg eine Art von Gefahr, die sie bisher umschifft hatte.
    Er glitt vom Massagetisch. Das Laken, das ihn umhüllt hatte, rutschte zu Boden. Er trat zu ihr, legte ihr die Hand auf den
    Arm und ließ sie bis zum Gelenk hinabgleiten. »Die Wahrheit bleibt die Wahrheit, Mrs. Osborne. Ich hab wegen der Massage angerufen. Kohle liegt da drüben aufm Tisch. Mit Trinkgeld. Ich hab nix weiter erwartet. Aber jetzt will ich's. Die Frage is', was is' mit Ihnen? Ich mein ja nur 'n Kuss.«
    Kendra wollte Nein sagen, denn sie wusste, nachzugeben würde sie in eine Lage bringen, die sie besser meiden sollte. Doch sie sagte nichts, und sie wandte sich auch nicht ab.
    »Ich will mir keine Freiheiten nehm'«, erklärte er. »Sie müssen schon antworten, Mrs. Osborne.«
    Eine Fremde in ihrem Körper übernahm das Ruder. »Ja.«
    Er küsste sie. Er drängte ihre Lippen auseinander, eine Hand auf ihren Nacken gepresst. Sie legte ihre Hand auf seine Hüfte und ließ sie dann über sein Gesäß gleiten, das so fest war wie der Rest von ihm, und wie der Rest von ihm weckte es ihr Verlangen.
    Sie riss sich los. »Ich mach so was nich'«, keuchte sie.
    Er wusste genau, was sie meinte. »Ich weiß«, murmelte er und betrachtete sie. »Ich erwart ja gar nix. Du kanns' jederzeit geh'n.« Er ließ die Finger über die Wölbung ihres Halses gleiten, mit der anderen Hand liebkoste er ihre Brüste.
    Ihr Widerstand brach. Sie presste die Lippen auf seine, während ihre Hände wieder zu seinen Hüften wanderten, dieses Mal,

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