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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Spiel. Ein Schritt in ihre Richtung, und die Gang würde sich auf sie beide stürzen, einfach nur so zum Spaß. Joel hatte gute Chancen, einen Zusammenstoß mit diesen Jungen zu überleben, denn um diese Zeit waren genügend Leute in Meanwhile Gardens, die entweder zu Hilfe kommen oder das Handy zücken und die Cops anrufen würden. Doch dass Toby diesen Jungen in die Hände fiel, das wollte er um jeden Preis verhindern. Für sie war Toby so etwas wie ein Hund mit drei Beinen, eine Kreatur, die dazu da war, gedemütigt und verhöhnt zu werden, und der man wehtun durfte.
    Betont freundlich sagte er zu Neal: »He, du stehs' uns gar nich' im Weg, Mann. Wir müssen gar nich' in die Richtung, also stört's uns kein bisschen, wenn ihr da steh'n bleibt.«
    Einer von Neals Kumpeln musste lachen, so beeindruckend lässig hatte Joel reagiert und dabei einen völlig inakzeptablen Mangel an Furcht demonstriert. Neal warf einen scharfen Blick zurück und suchte nach demjenigen, der sich dieser Respektlosigkeit schuldig gemacht hatte. Als sich niemand zu erkennen gab, wandte er sich wieder an Joel.
    »Du verschiss'ner Gelbarsch, verschwinde von hier! Und lass dich hier ja nich' noch ma' ...«
    »Nicht gelber als du«, konterte Joel. »Also würd ich an deiner Stelle nich' davon reden, wer was für 'ne Hautfarbe hat, Bruder.« Doch die Wahrheit war, dass bei Neals Zeugung nur zwei Ethnien mit im Spiel gewesen waren, wohingegen Joel für sich selbst mindestens vier beanspruchen musste.
    »Sach ja nich' >Bruder< zu mir, Joel, als wärs' du was, was du nich' bis'. So 'ne halbe Portion wie dich zieh ich mir normalerweise zum Frühstück rein.«
    Anerkennendes Lachen. Neal hatte wieder Oberwasser, trat einen Schritt weiter vor und nickte Greve zu, auf dass er sich Toby greife. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Tüte in Joels Hand.
    »Her damit«, befahl er, während Greve auf Toby zuschritt und Toby vor ihm zurückwich. »Lass doch ma' seh'n, was du da has\«
    Joel saß in der Falle. Es gab nur einen Ausweg, und der war wenig Erfolg versprechend. Er musste schnell sein. Er zog Toby mit einem Ruck auf die Füße, drückte ihm die Tüte mit der Lavalampe in die Hand und rief: »Lauf. Lauf! Los jetzt, Tobe, lauf!«
    Ausnahmsweise befolgte Toby seine Anweisungen einmal, ohne sie infrage zu stellen. Er ließ sich ein Stück nach unten rutschen und floh quer durch die Skate-Bowl. Irgendwer brüllte: »Schnappt ihn euch!«, und die Gangmitglieder setzten sich wie ein wütender Hornissenschwarm in Bewegung, doch Joel warf sich ihnen in den Weg.
    »Du blödes Arschloch«, fauchte er Neal an. »Schweineficker! Du tust, als wärste wer weiß was, dabei biste zur Hälfte ein Schwein, und drum treibste's auch mit Schweinen.«
    Diese kleine Ansprache grenzte - wie Joel sehr wohl wusste und beabsichtigt hatte - an Selbstmord. Aber er errang damit Neals Aufmerksamkeit, ebenso wie die Aufmerksamkeit seiner Gang. Neal lief ziegelrot an, seine Pickel verfärbten sich ins Violette. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und er stürzte vor. Da seine Kumpel nur über geringe Hirnkapazitäten verfügten und immer genau das taten, was Neal tat, folgten sie seinem Beispiel, aber er rief: »Den will ich selbst!«, und warf sich wie ein tollwütiger Hund auf Joel.
    Neals Attacke traf Joel in der Körpermitte. Beide Jungen gingen zu Boden und schwangen die Fäuste. Neals Freunde johlten und drängten näher. Die Skater schlössen sich ihnen an, bis alles, was Joel außer Neals wutverzerrtem Gesicht sehen konnte, eine Wand aus Beinen und Füßen war.
    Joel war nicht kampferprobt. Ihm blieb bei Prügeleien sofort die Luft weg, und das einzige Mal, als er sich auf eine ernsthafte Schlägerei eingelassen hatte, wäre er beinahe erstickt und war mit einer Sauerstoffmaske auf dem Gesicht in der Notaufnahme gelandet. Was er über Schlägereien wusste, hatte er aus dem Fernsehen gelernt, und so schwang er unkoordiniert die Fäuste in der vagen Hoffnung, dass sie Neal irgendwo trafen. Er landete einen Treffer auf Neals Schlüsselbein, aber sein Gegner konterte mit einem Fausthieb an die Schläfe, dass Joel der Schädel brummte. Er schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu kriegen. Neal warf sich rittlings auf Joels Brust, hielt ihn mit seinem gesamten Gewicht nieder, die Knie auf die Arme seines Gegners gepresst. Dann schwang er seine Fäuste gezielt. Joel wand sich in dem Versuch, ihn abzuwerfen. Er warf sich nach links, nach rechts, aber er konnte den

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