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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Wendeltreppe. Die Gang war unten angekommen. Er hoffte nur, dass sie - was immer sie vorhatten - weiter den Kanal entlangstromern würden. Unter der Brücke lag ein verlassener Flusskahn. Vielleicht war das ihr Treffpunkt. Der Kahn lag dort seit Wochen und wartete förmlich darauf, dass irgendwer sich seiner annahm. Doch stattdessen kamen die Jungen geradewegs zur Skate-Bowl, die Sweatshirt- Kapuzen über ihre Baseballkappen gezogen, Anoraks über den Schultern trotz des milden Wetters, die weiten Jeans tief auf den Hüften.
    »Komm schon, Tobe«, drängte Joel. »Wir müssen unser Zimmer aufräum', schon vergessen? Tante Ken hat gesagt, wir müssen mehr Ordnung halten, und im Moment fliegt da überall Zeug rum.«
    »Guck doch ma'!«, rief Toby und zeigte aufgeregt auf die Skater. »He, darf ich ma'? Ich kann das bestimmt, wenn ihr mich lasst.«
    Joel beugte sich vor und packte seinen Bruder beim Arm. »Wir müssen geh'n«, sagte er. »Und ich bin stinksauer, dass du nich' bei den Enten gewartet has' wie versprochen. Jetzt komm endlich!«
    Toby wehrte sich. »Nein! Ich kann das auch. He, ihr, darf ich ma'? Ich kann das bestimmt, wenn ihr mich lasst.«
    »Ich kann das bestimmt, wenn ihr mich lasst. Ich kann das bestimmt, wenn ihr mich lasst«, äffte hinter ihnen jemand, und Joel musste sich nicht erst umschauen, um zu wissen, dass er und sein Bruder die Aufmerksamkeit der Gang von der Brücke erregt hatten. »Ich kann das bestimmt, wenn ihr mich lasst, Joelly-Joel. Ich muss mir nur ers' 'n Arsch abwischen, denn das hab ich vergessen, als ich mir heut Morgen in die Hose geschissen hab.«
    Als Joel seinen Namen hörte, runzelte er die Stirn, aber erwandte sich immer noch nicht um. Er flüsterte eindringlich: »Tobe, wir hau'n ab.«
    Doch er hatte nicht leise genug gesprochen. »Ich glaub gern, dass du abhau'n wills', Gelbarsch. Lauf lieber, solang du den Weg noch findes'. Du und der kleine Pisser da. Eh, Scheiße, was macht der eigentlich mit dem Schwimmreifen?«
    Endlich nahm Toby die anderen Jungen zur Kenntnis. Es war der gehässige Tonfall des Wortführers, ganz zu schweigen von seiner Nähe, die den kleinen Jungen endlich von der Skate-Bowl ablenkten. Hilfesuchend blickte er zu Joel, weil er nicht wusste, ob er antworten sollte, während die Skater ihr halsbrecherisches Tempo mit einem Mal verringerten, ganz so als erwarteten sie spannendere Unterhaltung.
    »Ah, jetzt weiß ich, wofür er den Schwimmreifen hat«, fuhr die hämische Stimme fort. »Er will schwimm' geh'n. Greve, warum hilfste ihm nich' einfach.«
    Joel wusste, was das hieß. Abgesehen vom Ententeich gab es nur ein Gewässer in der Nähe. Er spürte, wie Tobys Hand sich in seinem Hosenbein verkrallte. Der Junge saß noch immer auf der Umrandung der Skate-Bowl, aber sein Ausdruck hatte sich verändert. Die schlichte Freude über den Anblick der Skater hatte sich in Angst verwandelt. Er kannte sie nicht, aber er hörte die Drohung in ihren Stimmen, selbst wenn er nicht verstand, warum diese Drohung gegen ihn gerichtet war.
    »Wer is'n das, Joel?«, fragte Toby.
    Joel wusste, es war Zeit, das herauszufinden. Er wandte sich um. Die Gang hatte ein Halbrund gebildet, und in ihrer Mitte stand der Mischlingsjunge mit der herabhängenden Gesichtshälfte, Hibahs Freund. Neal. Falls sie einen Nachnamen erwähnt hatte, erinnerte Joel sich nicht mehr daran. Umso besser erinnerte er sich jedoch an ihre letzte Begegnung und den kleinen Scherz, den er sich auf Neals Kosten erlaubt hatte - eine Bemerkung, die dieser offenbar nicht vergessen hatte. In Gegenwart seiner Gang, vor der Neal sich immer wieder seines Führungsanspruches versichern musste, würde er diese Situation bestimmt für eine Machtdemonstration nutzen, ahnte Joel. Undwenn vielleicht nicht über ein hilfloses Kind wie Toby, dann doch über dessen Bruder, denn wenn er den besiegte, konnte er ordentlich punkten.
    Joel wandte sich an den Jungen namens Greve, der ein paar Schritte vorgetreten war, um sich Toby zu schnappen. »Lass ihn in Ruhe«, sagte er. »Er hat euch nix getan. Komm jetzt, Tobe. Wir müssen nach Haus.«
    »Sie müssen nach Haus«, wiederholte Neal. »Da geh'n sie schwimm'. Habt ihr einen schönen Pool im Garten, Tobe? Und was für ein beknackter Name is'n das eigentlich?«
    »Toby«, murmelte der Kleine mit gesenktem Kopf.
    »Tobiii, is' ja süß! Also los, Tobiii, ich mach dir eben Platz, dann kanns' du schön nach Hause laufen.«
    Toby wollte sich erheben, aber Joel durchschaute Neals

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