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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sein Atem pfiff. Er wollte nicht wieder in der Notaufnahme landen, darum hielt er es für das Beste zu schweigen und zu atmen. Darüber hinaus wollte er Ivan loswerden. Er musste Toby finden. Er musste dafür sorgen, dass sie beide sicher nach Hause kamen.
    »Es ist einfach so passiert, ja?«, fragte Ivan. »Nun, das sollte mich eigentlich nicht überraschen, und das tut es auch nicht. Neal hegt einen Groll gegen die ganze Welt, fürchte ich. Das kommt davon, wenn man einen Vater im Gefängnis hat undeine Mutter mit einer Schwäche für Crack. Natürlich gibt es einen Ausweg für Neal. Ein Gegenmittel, wenn du so willst. Aber er nimmt es nicht. Und das ist ein Jammer, denn er ist ein recht talentierter Klavierspieler.«
    Joel machte große Augen, verblüfft über diesen ungeahnten Zug an Neal Wyatts Persönlichkeit.
    Ivan nickte wissend. »Eine Schande, nicht wahr?« Er sah über die Schulter zur Brücke, die die Jungen inzwischen auf dem Weg zum Schauplatz ihrer nächsten Schandtat überquert hatten. »Also dann, bist du wieder bei Puste? Bereit zu gehen?«
    »Hm. Okay.«
    »Wirklich? Du siehst mir nicht so aus, aber wenn du es sagst ... Ich meine, mich zu erinnern, dass du irgendwo hier in der Nähe wohnst, aber nicht im Trellick Tower, oder? Ich begleite dich nach Hause.«
    »Ich brauch kein ...«
    »Unsinn. Sei nicht dumm. Wir alle brauchen irgendetwas, und der erste Schritt zur inneren Reife - ganz zu schweigen von unserem Seelenfrieden - ist, uns das einzugestehen. Komm schon.« Er bleckte seine schlechten Zähne und lächelte. »Ich erwarte auch nicht, dass du meine Hand hältst.«
    Er holte ein Päckchen unter der Bank hervor, auf der sie gesessen hatten, klemmte es sich unter den Arm und erklärte, es enthielte Bauteile für eine Uhr, die er zusammensetzen wolle. Er nickte zur nahen Elkstone Road hinüber und führte Joel in die Richtung, während um sie herum die Normalität wieder einkehrte.
    Ivan erzählte voller Hingabe von seinen Uhren. Ihr Zusammenbau, erklärte er Joel, sei sein Hobby und seine Leidenschaft. Ob sich Joel an ihre Unterhaltung über kreative Ventile erinnerte, fragte er, an dem Tag, als sie sich kennengelernt hatten? Nein? Doch? Hatte er darüber nachgedacht, was er tun wollte, um seinem Geist eine Ausdrucksmöglichkeit zu verschaffen? »Denk immer daran: Wir sind in dieser Hinsicht wie Maschinen, Joel. Jeder unserer Bestandteile muss geölt und gewartet werden, wenn wir optimal funktionieren sollen. Also, zu welchem Ergebnis bist du gelangt? Wie hast du dich entschieden? Was gedenkst du, mit deinem Leben anzufangen? Außer dich mit den Neal Wyatts dieser Welt herumzuprügeln?«
    Joel fragte sich, ob Ivan sich wohl über ihn lustig machte. Statt zu antworten, ließ er den Blick auf der Suche nach Toby umherschweifen und sagte: »Ich muss mein' Bruder finden. Er ist weggerannt, als Neal kam.«
    Ivan hielt einen Moment inne. »Ach ja, natürlich. Dein kleiner Bruder. Das erklärt zumindest ... Nun ja. Das spielt keine Rolle. Wo könnte er hingelaufen sein? Ich werde dir helfen, ihn zu finden, und euch dann nach Hause eskortieren.«
    Joel wollte das nicht, aber er wusste nicht, wie er Ivan klarmachen sollte, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, ohne unhöflich zu wirken. Also ging er - Ivan im Schlepptau - die Elkstone Road entlang, um festzustellen, ob Toby zum Haus ihrer Tante geflüchtet war. Doch dort fand er ihn nicht, also folgte er dem Fußweg zwischen den Häusern hindurch zum Ententeich, und tatsächlich entdeckte er Toby auf seinem Entenbeobachtungsposten, wo er sich im Schilf versteckt hielt, die Hände über den Kopf gelegt.
    Irgendwie hatte er ein Loch in seinen Schwimmreifen gerissen. Er hing schlaff auf seinen Hüften. Doch die Tüte, die Joel ihm in die Hände gedrückt hatte, war noch da. Sie lag neben ihm, und als Joel sich durchs Schilf zu seinem Bruder vorgearbeitet hatte, stellte er erleichtert fest, dass die Lavalampe unbeschädigt war. Wenigstens würde Tobys Geburtstagsüberraschung nicht ins Wasser fallen.
    »Hey, Tobe«, sagte er. »Jetz' is' alles in Ordnung. Lass uns geh'n. Das hier is' Ivan. Er will dich kennenlernen.«
    Toby hob den Kopf. Er hatte geweint, und seine Nase lief. »Ich hab mir nicht in die Hose gemacht«, verkündete er seinem Bruder. »Ich muss ma', aber ich hab nich' in die Hose gemacht, Joel.«
    »Das is' super.« Joel zog Toby auf die Füße. Zu Ivan, der oben auf dem Pfad stehen geblieben war, sagte er: »Das is' Toby.«
    »Hocherfreut«,

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