Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
Vom Netzwerk:
Telefonnummer in Deutschland sowie drei Fotos. Das eine war eine Porträtaufnahme von einem Mann, das zweite von einer Frau, und auf dem dritten sah man beide zusammen aus einem Flugzeug steigen. Auf der Rückseite der Fotos waren die Namen vermerkt. Yurenko steckte den Umschlag in seine Jackentasche, nachdem er die Abflugzeit auf dem Ticket gelesen hatte. Ihm blieben zwei Stunden, um zum Moskauer Flughafen Sheremetyevo zu fahren. Er versuchte sich zu erinnern, ob sein Wagen ordnungsgemäß geparkt war, doch es war ohnehin zu spät, sich darum zu kümmern.

Rom
    Lorenzo stützte sich auf das Geländer des Balkons vor seinem Büro. Der Zigarettenstummel fiel auf die Straße. Er sah ihn in die Gosse rollen, schloss die Fenstertür und griff zum Telefon.
    »Wir haben ein kleines Problem in Äthiopien. Sie haben das Land verlassen«, kündigte Lorenzo an.
    »Wo sind sie?«
    »Wir haben ihre Spur in Frankfurt verloren.«
    »Was ist passiert?«
    »Meine Leute, die sie beschatten sollten, hatten Pech. Ihre beiden Schützlinge sind zusammen mit einem Dorfoberhaupt, der ihnen als Führer dienen sollte, zum Turkana-See gefahren. Meine Männer wollten den Alten ausfragen, um herauszufinden, was die beiden auf einer der kleinen Inseln mitten im See vorhatten, und dabei kam es zu einem Unfall.«
    »Was für ein Unfall?«
    »Der Alte hat sie angegriffen und ist bei der Auseinandersetzung unglücklich gestürzt.«
    »Wer weiß darüber Bescheid?«
    »Ich hatte Ihnen versprochen, Sie als Ersten zu informieren. Angesichts der misslichen Wendung der Ereignisse kann ich Ihnen den zugesagten Vorsprung von einem Tag leider nicht mehr gewähren. Ich werde den anderen erklären müssen, warum meine Männer Ihre beiden Vögelchen verfolgt haben.«
    Lorenzo blieb nicht die Zeit, sich von Ivory zu verabschieden - der hatte bereits aufgelegt.

    »Was halten Sie davon?«, fragte Vackeers, der im Sessel ihm gegenüber saß.
    »Ivory wird sich nicht lange täuschen lassen. Ich vermute, er ahnt, dass Sie bereits informiert sind. Er ist ein schlauer Fuchs und lässt sich nicht so leicht reinlegen.«
    »Ivory ist ein alter Freund, und ich will ihn nicht reinlegen. Ich will ihn nur daran hindern, uns zu manipulieren. Unsere Ziele sind gegensätzlich, wir dürfen ihm nicht die Führung überlassen.«
    »Wollen Sie meine Meinung hören: Während wir uns hier unterhalten, hat er sie schon übernommen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich könnte wetten, dass der Mann, der unten auf der Straße wartet, Sie beschattet, seitdem Sie Ihr Büro verlassen haben.«
    »Seit Amsterdam?«
    »Wenn er sich so auffällig benimmt, ist er entweder unfähig, oder Ihr alter Freund will Ihnen damit sagen: ›Halten Sie mich nicht für einen Dummkopf, Vackeers, ich weiß, wo Sie sind.‹ Und nachdem es diesem Typen gelungen ist, Ihnen bis hierher zu folgen, ohne dass Sie es bemerkt haben, tendiere ich zu der zweiten Hypothese.«
    Vackeers sprang auf und trat ans Fenster. Doch der Mann, von dem Lorenzo gesprochen hatte, entfernte sich bereits.

Sachsen-Anhalt
    »Du solltest deinen Gurt anlegen, die Straßen sind schmal.«
    Keira öffnete das Seitenfenster und tat so, als hätte sie nichts gehört. Im Laufe dieser Reise hatte ich bisweilen Lust, die Beifahrertür zu öffnen und sie hinauszustoßen.
     
    Der Kurator der Arche Nebra empfing uns mit offenen Armen. Der Mann war so stolz auf seine Sammlung, dass er uns jedes Ausstellungsstück erläuterte: Schwerter, Schilde, Lanzen, nichts wurde ausgelassen. Wir mussten uns die Geschichten seiner hundert Schätze anhören, bis er uns endlich die Kopie der Himmelsscheibe präsentierte, deren Original zur Zeit im Landesmuseum Halle ausgestellt war, was ihn übrigens zutiefst betrübte.
    Der Gegenstand war bemerkenswert. Sein Äußeres hatte zwar nichts mit Keiras Anhänger gemeinsam, doch wir waren beide von seiner Schönheit und von der Genialität dessen fasziniert, der sie geschaffen hatte. Wie hatte der Mensch im Bronzezeitalter eine solche technische Großleistung vollbringen können? Der Konservator lud uns in die Cafeteria ein und fragte uns, wie er uns helfen könne. Keira zeigte ihm ihren Anhänger, und ich beschrieb seine außergewöhnlichen Eigenschaften. Fasziniert von meinen Erläuterungen, erkundigte er sich nach seinem Alter, worauf ich antwortete, dass wir keine Ahnung hätten. Dieser Mann hatte der Erforschung der Himmelsscheibe von Nebra zehn Jahre seines Lebens gewidmet,
und unser Objekt machte ihn

Weitere Kostenlose Bücher