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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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aufgeblendeten Scheinwerfern auftauchte.
    »Verdammt, dieser Idiot rast direkt auf uns zu!«, schrie Keira.
    Ich konnte sie gerade noch in eine Toreinfahrt stoßen, als das Auto mich streifte, bevor es leicht ins Schleudern geriet und über die Hauptstraße verschwand. Wenn dieser Verrückte uns einen Mordsschrecken einjagen wollte, so war ihm das gelungen. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, mir das Kennzeichen zu merken. Ich half Keira auf. Sie sah mich verdattert
an, hatte sie geträumt oder hatte dieser Kerl wirklich versucht, uns zu überfahren? Ich muss zugeben, dass ich auf diese Frage keine Antwort wusste. Ich schlug ihr vor, zur Stärkung etwas trinken zu gehen. Doch der Tag war aufregend genug gewesen, und sie wollte lieber ins Hotel zurück. Auf unserem Stockwerk angekommen stellte ich erstaunt fest, dass im Flur Dunkelheit herrschte. Eine durchgebrannte Birne schien ja noch möglich, aber auf dem ganzen Gang … Diesmal besaß Keira die Geistesgegenwart, mich zurückzuhalten.
    »Geh nicht weiter.«
    »Unser Zimmer liegt am Ende des Korridors, wir haben keine andere Wahl.«
    »Komm mit mir zur Rezeption. Spiel jetzt nicht den Helden, hier stimmt was nicht.«
    »Die Sicherung ist einfach rausgesprungen. Das stimmt nicht«, doch ich konnte Keiras Unruhe spüren, und so kehrten wir in die Eingangshalle zurück.
    Der Portier entschuldigte sich mehrmals, das wäre noch nie passiert und umso seltsamer, als das Erdgeschoss von demselben Schaltkreis abhinge. Er griff nach einer Taschenlampe und bat uns zu warten. Er käme zurück, sobald er den Schaden gefunden und behoben hätte. Keira zog mich an die Bar, letztlich wäre ein kleiner Schlummertrunk in Form eines Schnapses doch hilfreich.
    »Bleib hier, ich sehe nach, was los ist. Wenn ich in fünf Minuten nicht da bin, ruf die Polizei«, sagte ich leise zu Keira, als der Portier nach zwanzig Minuten immer noch nicht zurück war.
    »Ich komme mit.«
    »Nein, du bleibst hier, Keira. Diesmal hörst du auf mich, sonst mache ich wirklich irgendwann die Beifahrertür auf. Sag jetzt nichts, ich weiß genau, was ich meine!«

    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich den Pförtner allein hatte gehen lassen, obwohl Keira eine Gefahr gewittert hatte, an die ich nicht geglaubt hatte. Ich lief die Treppe hinauf und lauschte aufmerksam auf das leiseste Geräusch. Ich rief alle deutschen Vornamen, die ich kannte, während ich mich im Dunkeln an der Wand entlangtastete. Zuerst fand ich die Taschenlampe, als ich drüber stolperte, dann den niedergeschlagenen Portier. Sein Kopf war blutverschmiert, an seiner Schläfe klaffte eine hässliche Wunde. Die Tür zu unserem Zimmer stand offen, das Fenster auch. Unsere Sachen waren überall verstreut. Doch außer meiner Selbstachtung hatte man uns offenbar nichts genommen.
     
    Der Polizeibeamte las noch einmal unsere Aussage vor, ich hatte nichts hinzuzufügen. Ich unterschrieb das Dokument, Keira tat es mir gleich, und wir verließen das Revier.
    Der Hotelwirt hatte uns geholfen, eine andere Bleibe in der Stadt zu finden. Nach diesem gewaltsamen Zwischenfall konnten weder Keira noch ich schlafen. Als wir uns in dieser Nacht eng aneinanderschmiegten, brach Keira ihr Versprechen und küsste mich. Es war nicht wirklich die romantische Stimmung, von der ich geträumt hatte, doch Unerwartetes birgt manchmal unvorhergesehene Schätze. Beim Einschlafen ergriff Keira meine Hand, und diese zärtliche Geste war unwiderstehlicher als jeder Kuss.
     
    »Ich muss dir etwas gestehen«, sagte ich Keira, während wir am nächsten Morgen auf der Terrasse eines Wirtshauses frühstückten. »Es ist nicht das erste Mal, dass mir so etwas wie gestern widerfährt. Ich frage mich, ob ein einfacher Dieb unsere Tür aufgebrochen hat, und habe auch Zweifel hinsichtlich des Wagens, der uns fast überfahren hätte.«

    Keira legte ihr Croissant beiseite und sah mich an. In ihren Augen las ich alles andere als Verwunderung.
    »Du meinst, dass jemand hinter uns her ist?«
    »Auf alle Fälle hinter deinem Anhänger. Bevor ich anfing, mich für ihn zu interessieren, verlief mein Leben in ruhigen Bahnen … Außer diesem lästigen Anfall von Höhenkrankheit.«
    Und ich erzählte Keira, was Walter und mir in Heraklion widerfahren war, dass sich der Professor des Anhängers hatte bemächtigen wollen, wie Walter ihn davon abgehalten hatte und die daraus resultierende Verfolgungsjagd.
    Keira machte sich über mich lustig und fing an zu lachen, dabei wusste ich wirklich

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