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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Flusses, und nichts anderes zählte.

    Wir kehrten nicht ins Kloster zurück, sondern suchten uns ein Hotelzimmer in Lingbao. Keira träumte von einem guten, ausgiebigen Bad und ich von einem guten Abendessen.
    Ein verliebter Abend in Lingbao - wenn ich darüber nachdenke, muss ich heute noch lächeln. Wir liefen durch die Straßen dieser unglaublichen Stadt, Keira hatte Gefallen am Fotografieren gefunden, und so knipsten wir, wie es sich für Touristen gehört. Am Flussufer hatten wir den Film der letzten Wegwerfkamera aufgebraucht, und so hatte Keira eine weitere gekauft, um uns diesmal in den Straßen der Stadt abzulichten. Sie wollte die Filme nicht hier entwickeln lassen, sondern lieber warten, bis wir wieder in London wären. Dort diese Momente noch einmal zu durchleben, wäre ein viel größerer Genuss, meinte sie.
    Auf einer Restaurantterrasse fragte mich Keira, ob ich ihr endlich die Liste mit den Eigenschaften, die ich an ihr liebte, aufsagen würde. Nur wenn sie im Gegenzug bereit sei, mir zu sagen, ob sie in diesem Prüfungssaal, wo wir uns zum ersten Mal begegnet waren, nun gemogelt hätte oder nicht, gab ich
zur Antwort. Sie lehnte ab, und ich erwiderte, dann müsse die berühmte Liste eben weiter unter Verschluss bleiben.
    Das weiche Bett in diesem Hotelzimmer ließ uns die unbequemen Matten im Kloster vergessen. Trotzdem schliefen wir in dieser Nacht nicht viel.
     
    Zwölf Stunden trennten uns von Chile. Es war zehn Uhr morgens in Lingbao und zehn Uhr abends in der Atacama-Wüste, als ich Erwan anrief.
    Er hatte erneut ein Problem mit einem der Teleskope, und mir wurde klar, dass ich ihn inmitten einer Wartung störte. Er erklärte mir, dass, während ich es mir in China gut gehen ließ, er auf einer der Metallbrücken liegen und sich mit einer verkanteten Schraubenmutter herumschlagen würde. Ich hörte, wie er einen Schrei und einen ganzen Schwall von Flüchen ausstieß. Er hatte sich in den Finger geschnitten und war wütend.
    »Ich habe deine Kalkulationen erstellt«, sagte er, »und weiß selbst nicht, warum ich mich so ins Zeug lege. Ich warne dich, es ist das letzte Mal! Deine Koordinaten liegen immer noch in der Andamanensee, aber mit den vorgenommenen Korrekturen befindest du dich diesmal auf festem Boden. Hast du etwas zum Schreiben?«
    Ich nahm einen Stift und ein Blatt Papier und prüfte nervös, ob die Mine funktionierte.
    »13° 26’ 50˝ Breitengrad Nord, 94° 15’ 52˝ Längengrad Ost. Ich habe für dich nachgesehen, es handelt sich um die unbewohnte Insel Narcondam, vier auf drei Kilometer. Was die genaue Position deiner Koordinaten betrifft, so führt sie dich mitten in einen Krater. Zum Schluss die gute Nachricht: Er ist inaktiv! Jetzt muss ich wieder an die Arbeit und lasse dich bei deinem Reis und deinen Stäbchen.«
    Erwan hatte aufgelegt, noch bevor ich mich bedanken
konnte. Ich sah auf die Uhr, Martyn arbeitete immer nachts, und meine Ungeduld war so groß, dass ich das Risiko einging, ihn gegebenenfalls zu wecken. Er gab mir dieselben Koordinaten durch.
    Keira wartete in unserem Wagen auf mich. Ich erzählte ihr alles von meinen Telefonaten. Und als sie mich fragte, wohin die Reise jetzt gehe, machte ich mir einen Spaß daraus, in dem Navigationsgerät die Koordinaten einzugeben, die Erwan und Martyn mir mitgeteilt hatten. 13° 26’ 50˝ N, 94° 15’ 52˝ O, bevor ich sie informierte, dass sich unser nächstes Ziel südlich von Birma auf einer Insel Namens Narcondam, was im Sanskrit Höllenschlund bedeutet, befand.
     
    Die Insel Narcondam liegt zehn Fahrstunden von der südlichen Spitze Birmas entfernt. Wir studierten auf einer Karte die verschiedenen Möglichkeiten, uns dorthin zu begeben, aber nicht alle Wege führen nach Rangoon. Wir suchten ein Reisebüro auf und ließen uns von einem Angestellten, der halbwegs korrekt Englisch sprach, beraten.
    In zwei Stunden könnten wir in Xi’an sein, dort den Nachtflug nach Hanoi und am übernächsten Tag den regulären Flug, der zweimal die Woche ging, nach Rangoon nehmen. Im Süden Birmas müssten wir dann ein Schiff finden. Im Bestfall würden wir drei Tage brauchen.
    »Es muss doch einen einfacheren und schnelleren Weg geben. Und wenn wir nach Peking zurückkehren?«
    Der Angestellte hatte unser Gespräch mitgehört. Er beugte sich über seinen Tresen und fragte, ob wir ausländische Devisen dabeihätten. Ich hatte mir seit Langem angewöhnt, immer mit Dollar in der Tasche zu reisen. In vielen Ländern auf der Welt regeln

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