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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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ein paar grüne Scheine mit dem Bildnis von Benjamin Franklin so manche Probleme. Der Angestellte erzählte
uns von einem seiner Freunde, einem ehemaligen Piloten der chinesischen Luftjäger, der seinem einstigen Arbeitgeber eine alte Lisunov abgekauft hatte.
    Er bot Touristen, die den Nervenkitzel suchten, seine Dienste an. Die Lufttaufen auf dieser russischen Version der DC3 dienten in Wirklichkeit als Tarnung von Schmuggel jeglicher Art. In Südostasien stellten viele illegale Firmen ehemalige Piloten der Armee, die ihre Pension etwas aufbessern wollten, für ihre Zwecke ein. Zwischen Thailand, China, Malaysia und Birma lief ein reger Handel mit Drogen, Alkohol, Waffen und Devisen an den Zollbehörden vorbei. Die Maschinen, die diese Dienste erbrachten, hielten sich an keine geltende Regel, aber wen kümmerte es schon? Der Angestellte versicherte uns, er könne das organisieren. Statt in Rangoon zu landen, von wo aus wir sowohl für den Hin- als auch für den Rückweg noch zehn Stunden per Schiff brauchen würden, könnte uns sein Pilotenfreund nach Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen und Nikobaren, bringen, die nur siebzig Seemeilen von unserer kleinen Insel entfernt lag. Ein Kunde betrat das Büro und ließ uns so ein paar Minuten Zeit, uns zu beraten.
    »Wir wären fast in den Bergen umgekommen, und jetzt willst du, dass wir unser Glück in so einer alten Rostlaube versuchen?«
    »Man kann auch optimistisch sein und die gute Seite der Dinge sehen. Wenn wir uns nicht das Genick gebrochen haben, als wir in zweitausendfünfhundert Meter Höhe wie zwei Kartoffelsäcke über dem Abgrund hingen, was riskieren wir dann an Bord eines Flugzeugs, egal wie klapprig es ist?«
    Keiras Sichtweise schien mir zwar sehr optimistisch, zugleich aber auch nicht völlig abwegig. Auf diese Art zu reisen war nie ungefährlich - wir hatten nicht die geringste Ahnung, welcher Art die mitgenommene Fracht wäre, noch was uns bei
einer möglichen Kontrolle durch die indische Küstenwache erwartete -, doch wenn alles gut verliefe, würden wir am Abend des folgenden Tages die Insel Narcondam erreichen.
    Der Kunde verließ das Reisebüro, und wir waren wieder allein mit unserem Mann. Ich überreichte ihm zweihundert Dollar als Anzahlung. Er starrte unentwegt auf meine Uhr, woraus ich schloss, dass damit die Vermittlungsgebühr abgegolten wäre. Ich löste sie von meinem Handgelenk, er legte sie um das seine und war überglücklich. Ich versprach ihm, seinem Pilotenfreund alles zu geben, was ich in meiner Tasche hatte, wenn er uns wohlbehalten ans Ziel bringen würde - die erste Hälfte zahlbar auf dem Hin-, die zweite auf dem Rückweg.
     
    Der Handel war abgeschlossen. Er verriegelte die Eingangstür und führte uns durch den Hinterraum hinaus. Ein kleines Moped parkte im Hof. Er kletterte darauf, ließ Keira vor sich Platz nehmen, sodass mir nur ein kleines Stückchen Sattel und der Gepäckträger blieb, auf dem ich mich abstützen konnte. Das Moped knatterte im Hof, wir verließen die Stadt und fuhren eine Viertelstunde später wie ein geölter Blitz über eine Landstraße. Der kleine Flugplatz, von dem wir abfliegen sollten, war nur eine Lehmpiste auf einem Feld mit einem alten rostigen Hangar, in dem zwei zerbeulte Maschinen standen. Die größere von beiden war unsere Lisunov.
    Der Pilot sah aus wie ein Freibeuter. Er hätte sicher sehr leicht eine Rolle im Kanonenboot am Yangtse-Kiang spielen können. Mit seinem zerfurchten Gesicht und der Narbe auf der Wange sah er wirklich aus wie ein Pirat der Südsee. Unser Reiseveranstalter der besonderen Art unterhielt sich mit ihm. Der Mann lauschte, ohne die Miene zu verziehen, kam dann auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen, um das Geld für den Hinflug zu kassieren. Zufrieden deutete er auf ein Dutzend
Kisten, die hinten im Hangar gestapelt waren, und gab mir zu verstehen, dass es, wenn wir bald starten wollten, in meinem Interesse sei, ihm beim Einladen zu helfen. Immer wenn ich ihm ein Paket reichte und es im Heck verschwinden sah, bemühte ich mich, nicht daran zu denken, welche Art von Ware wohl mit uns reisen würde.
     
    Keira saß auf dem Platz des Kopiloten und ich auf dem des Navigators. Leutseliger als vorher beugte sich der Freibeuter-Pilot zu Keira und sagte ihr in rudimentärem Englisch, dass die Lisunov, in der wir flogen, ein Vorkriegsmodell sei. Weder Keira noch ich wagten zu fragen, von welchem Krieg die Rede war.
    Er bat uns, die Sicherheitsgurte anzulegen. Ich

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