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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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knisterten auf der Oberleitung, als die Trambahn abbog und über die Brücke fuhr, die sich über die Limmat spannte. Auf der anderen Seite angekommen stieg der Mann aus und lief zu Fuß zur Standseilbahn.
    Die leuchtendrote Polybahn ist ein eigenartiges Gefährt. Wie von Zauberhand taucht sie aus der Fassade eines kleinen Gebäudes auf und klettert den langen steilen Hang hinauf,
mitten durch Gestrüpp und Maronenbäume, um dann oben auf den Hügel zu gelangen. Vor der Eidgenössischen Technischen Hochschule angelangt hielt sich der Mann nicht damit auf, den Blick auf die Stadt zu bewundern. Zügigen Schrittes ging er über die Polyterrasse, vorbei am wissenschaftlichen Institut und dann die Treppe hinab zum Säulengang. Seine Verabredung erwartete ihn bereits dort.
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen den Abend verdorben habe, aber die Sache duldet keinen Aufschub, nicht einmal bis morgen.«
    »Das verstehe ich.«
    »Lassen Sie uns etwas laufen, die Luft tut mir gut, ich war den ganzen Tag in meinem Büro eingesperrt. Warum wurde Paris vor uns informiert?«
    »Ivory hat direkt Kontakt zu ihm aufgenommen.«
    »Ist es wirklich zu einem Treffen gekommen?«
    Der Mann nickte und erklärte, sie hätten sich im Restaurant des Eiffelturms getroffen.
    »Haben Sie ein Foto?«
    »Von dem Essen?«, fragte sein Begleiter erstaunt.
    »Aber nein, von dem Objekt.«
    »Ivory hat mir keines gegeben, und der Gegenstand, der uns interessiert, hatte das Labor von Los Angeles bereits verlassen, bevor wir eingreifen konnten.«
    »Glaubt Ivory, dass es sich dabei um ein ähnliches Objekt handelt wie das, das sich in unserem Besitz befindet?«
    »Er war immer der Überzeugung, es gäbe mehrere, aber wie Sie wissen, ist er der Einzige.«
    »Oder der Einzige, der gewagt hat, es laut auszusprechen. Ivory mag ein komischer alter Kauz sein, aber er ist äußerst intelligent und gewitzt. Es kann sein, dass er seiner fixen Idee nachgeht oder uns einfach nur reinlegen will.«

    »Warum sollte er?«
    »Um sich an uns zu rächen, worauf er lange gewartet hat … Er hat einen furchtbaren Charakter.«
    »Und anderenfalls?«
    »Anderenfalls sind bestimmte Maßnahmen vonnöten. Wir müssen dieses Objekt unbedingt in unseren Besitz bekommen.«
    »Nach PARIS’ Aussage behauptet Ivory, es seiner Eigentümerin zurückgegeben zu haben.«
    »Wissen wir, wer diese Frau ist?«
    »Noch nicht, er hat es nicht sagen wollen.«
    »Er ist noch verrückter, als ich dachte, aber das bestätigt meinen Verdacht, zumal ihm die Sache am Herzen liegt. Sie werden sehen, in ein paar Tagen richtet er es so ein, dass wir alle zugleich ihre Identität entdecken.«
    »Was veranlasst Sie zu dieser Annahme?«
    »Weil er uns auf diese Art zwingt, die Organisation erneut zu aktivieren und uns zu versammeln. Sie haben meinetwegen genug Zeit verloren, gehen Sie wieder in Ihre Oper, ich kümmere mich um diese unangenehme Angelegenheit.«
    »Der zweite Akt fängt erst in einer halben Stunde an, erklären Sie mir, was Sie vorhaben.«
    »Ich fahre noch heute Abend nach Paris und werde Ivory in den frühen Morgenstunden treffen, um ihn zu überzeugen, dieses Theater zu beenden.«
    »Wollen Sie mitten in der Nacht über die Grenze fahren? Ihre Reise wird nicht unbemerkt bleiben.«
    »Ivory ist uns eine Nasenlänge voraus. Ich werde ihm nicht die Führung überlassen. Ich muss ihn zur Vernunft bringen.«
    »Sind Sie noch in der Lage, sieben Stunden zu fahren?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete der Mann und strich sich mit einer müden Geste übers Gesicht.

    »Mein Wagen ist nur zwei Straßen entfernt, lassen Sie mich mitkommen, dann können wir uns abwechseln.«
    »Ich danke Ihnen, das ist sehr großzügig, aber ein Diplomatenpass an der Grenze könnte schon Aufmerksamkeit erregen, zwei, das wäre ein unnötiges Risiko. Wenn Sie hingegen bereit wären, mir Ihr Auto anzuvertrauen, könnte ich viel Zeit sparen. Ich habe meinem Chauffeur für heute Abend freigegeben.«
     
    Der Sportwagen seines Kollegen parkte tatsächlich ganz in der Nähe. Jörg Gerlstein setzte sich ans Steuer, stellte den Sitz ein und ließ den Motor an. Sein Begleiter, der sich zu ihm herunterbeugte, bat ihn, das Handschuhfach zu öffnen.
    »Falls Sie zu müde werden, finden Sie dort mehrere CDs. Sie gehören meiner sechzehnjährigen Tochter, und ich kann Ihnen versichern, die Musik, die sie hört, würde einen Toten auferwecken.«
    Um 21:10 Uhr bog das Coupé in die Universitätsstraße ein und folgte ihr in nördlicher

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