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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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hängt von der Kompetenz aller ab und ist die Frucht von Teamarbeit. Als Keira erfuhr, dass die drei Kollegen, die sie angesprochen hatte, sich freuten, mit ihr nach Äthiopien aufzubrechen, machte sie Freudensprünge in der Wohnung.
     
    Als sie an jenem Morgen über einen Markt flanierte, sagte ein Gemüsehändler zu Jeanne, er finde sie bezaubernd, und an selbigem Morgen kehrte Jeanne mit einem viel zu vollen Korb und einem strahlenden Lächeln zurück.

    Mittags speisten Jan Vackeers und Ivory in einem kleinen Amsterdamer Restaurant. Die Seezunge, die Ivory bestellt hatte, war vorzüglich gelungen, und Jan freute sich, seinen Freund, der ein Feinschmecker war, derart zufrieden zu sehen. Frachtkähne kreuzten sich in der Gracht, und die Terrasse, auf der die beiden Freunde Platz genommen hatten, war in warmes Sonnenlicht getaucht. Sie tauschten alte Erinnerungen aus, oft begleitet von ausgelassenem Lachen.
     
    Gegen dreizehn Uhr unternahm Walter einen Spaziergang durch den Hyde Park. Unter einer alten Eiche saß ein Berner Sennenhund und fixierte ein Eichhörnchen, das von Ast zu Ast sprang. Walter näherte sich dem Hund und streichelte seinen Kopf. Als die Besitzerin das Tier rief, blieb Walter verdutzt stehen. Miss Jenkins war ebenso überrascht wie er ob dieser unverhofften Begegnung, ergriff aber als Erste das Wort. Sie hätte nicht gedacht, dass er ein Hundefreund sei, woraufhin Walter erwiderte, er habe selbst einen, der allerdings die meiste Zeit bei seiner Mutter verbringe. Sie liefen gemeinsam ein Stück und verabschiedeten sich dann am Tor des Parks. Walter verbrachte den restlichen Nachmittag auf einer Bank, in die Betrachtung eines Rosenstrauchs versunken.
     
    Gegen vierzehn Uhr kehrte ich von einem Spaziergang zurück. Auf dem Flohmarkt Camden Lock hatte ich einen uralten Fotoapparat gefunden und freute mich auf einen geruhsamen Abend, um ihn auseinanderzunehmen und zu reinigen. Auf dem Boden im Eingang fand ich eine Postkarte vor, die der Briefträger durch den Spalt unter der Tür geschoben hatte. Das Foto stellte den kleinen Fischerhafen von Hydra dar, das heißt von der Insel, auf der meine Mutter lebte. Sie hatte sie sechs Tage zuvor abgeschickt. Meine Mutter verabscheut das Telefon,
sie schreibt auch nicht oft, und wenn sie zur Feder greift, ist sie nicht eben weitschweifig. Der Text war in diesem Fall allerdings von beunruhigender Einfachheit: »Wann kommst Du mich besuchen?« Zwei Stunden später verließ ich das Reisebüro gleich um die Ecke mit einem Flugticket in der Tasche.
     
    An diesem Samstag sagte Keira ihr Abendessen mit Max ab, da sie viel zu sehr mit ihren Reisevorbereitungen beschäftigt war. Nachdem sie sich lange im Spiegel betrachtet hatte, beschloss Jeanne, die letzten Briefe von Jérôme, die sie in ihrer Schreibtischschublade aufbewahrte, zu vernichten.
     
    Walter, der seinen Buchhändler aufgesucht hatte, las in einem Hundelexikon und lernte die Seite über Berner Sennenhunde auswendig.
     
    Jan Vackeers bot Ivory eine Revanche im Schach an.
     
    Was mich betraf, so setzte ich mich, nachdem ich den am Morgen erstandenen Fotoapparat sorgfältig gereinigt hatte, mit einem eiskalten Bier und einem besonders üppig belegten Sandwich an meinen Schreibtisch. Ich begann einen Brief an meine Mutter, um ihr meine Ankunft anzukündigen. Doch ich legte den Stift gleich wieder beiseite und beschloss, ihr eine Überraschung zu bereiten.

    Ich hatte Walter von meiner Abreise informiert. Meine Kurse fingen erst im neuen Semester wieder an, und niemand in der Akademie würde meine Abwesenheit zur Kenntnis nehmen. Ich hatte Kekse, verschiedene Teesorten und englischen Senf
gekauft, auf den meine Mutter so versessen war. Mein Koffer war gepackt, meine Haustür abgeschlossen, und ich ließ mich von einem Taxi zum Flughafen fahren. Ich würde am Nachmittag in Athen eintreffen und in Piräus die Fähre nehmen, die mich in einer Stunde nach Hydra bringen würde.
    In Heathrow herrschte wie immer das Chaos. Aber wenn man in die abgelegenste Ecke Südamerikas geflogen ist, wundert einen in Sachen Reisen gar nichts mehr. Glücklicherweise hatte mein Flugzeug keine Verspätung. Kurz nach dem Start kündigte uns der Pilot an, dass wir Frankreich überqueren, dann Kurs auf die Schweiz, den Norden Italiens, die Adria und schließlich Griechenland nehmen würden. Wir flogen gerade über Paris hinweg, der Himmel war klar, und die Passagiere, die wie ich auf der richtigen Seite der Kabine saßen, hatten

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