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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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und nahm ihm die Kette ab.
    »Aber nein! Ein Ohrring würde ja noch gehen, ein Ring im Höchstfall, doch eine Halskette mit einem Anhänger dieser Größe … Es sei denn, Sie haben mir verschwiegen, dass Ihre Freundin blind wie ein Maulwurf ist, was in gewisser Weise erklären würde, wie es Ihnen gelungen ist, sie zu verführen.«
    Mit einer raschen Geste griff Walter nach dem Anhänger und wog ihn in der Hand.
    »Behaupten Sie jetzt bitte nicht, sie hätte nicht bemerkt, dass ein halbes Pfund an ihrem Hals fehlt. Dieses Ding ist viel zu schwer, als dass man es unabsichtlich irgendwo zurücklässt.«
    Ich weiß, es ist idiotisch, denn ich war längst nicht mehr in dem Alter, mich wie ein jugendlicher Held aufzuführen, der sich in ein nächtliches Abenteuer verknallt hat, doch was Walter soeben gesagt hatte, tat mir unheimlich gut.
    »Sie kriegen ja wieder Farbe im Gesicht. Adrian, Sie haben in den letzten fünfzehn Jahren ein eher glückliches Leben geführt. Sie wollen mir jetzt doch nicht weismachen, dass ein kleiner nichtssagender Abend Sie länger als ein Wochenende deprimieren lässt? Ich habe einen Bärenhunger und kenne in Ihrem Viertel ein Lokal, das für seinen köstlichen Brunch bekannt ist. Ziehen Sie sich an, Herrgott noch mal, ich sagte doch, ich sterbe vor Hunger!«

St. Mawes, Cornwall
    Während der Bummelzug seine Fahrt auf dem einzigen Gleis fortsetzte, verließen die wenigen Fahrgäste, die ausgestiegen waren, den Bahnhof von Falmouth. Keira überquerte den Rangierplatz, auf dem ausgediente Güterwaggons vor sich hin rosteten. Sie setzte ihren Weg fort in Richtung Hafen und dann zu dem Kai, an dem die Fähre ablegte. Fünf Stunden zuvor hatte sie London verlassen, und die Hauptstadt schien ihr schon endlos weit entfernt. Der dumpfe Klang eines Nebelhorns ließ sie den Schritt beschleunigen. Ein Matrose betätigte eine Kurbel, und die Brücke begann sich zu heben. Keira winkte und rief, so laut sie konnte. Die Kurbel drehte sich in die entgegengesetzte Richtung, und Keira griff nach dem Arm, der sie an Bord zog. Als sie den Schiffsbug erreicht hatte, wendete die Fähre, um gegen die Strömung zu fahren. Die Mündung von St. Mawes war noch schöner als in ihrer Erinnerung. Man erkannte schon die Burg mit ihrer so außergewöhnlichen Kleeblattform und etwas weiter die weißen und blauen Häuser, die sich verschachtelt den Hang hinaufzogen.
    Keira strich mit der Hand über die von der Gischt abgenutzte Reling und füllte ihre Lungen mit der würzigen Meeresluft. Der Geruch nach Salz vermischte sich mit dem von frisch gemähtem Gras, der vom Ufer herüberwehte. Der Kapitän betätigte das Nebelhorn, und der Leuchtturmwärter winkte ihm zu. Hier begrüßen sich die Menschen noch, wenn sie einander begegnen. Das Tempo wurde gedrosselt,
der Anker geworfen, und die Steuerbordseite stieß sanft gegen den Kai.
    Keira nahm den Küstenweg und bog am Dorfanfang in die steile Gasse Richtung Kirche ein. Von Zeit zu Zeit hob sie den Kopf, um die üppigen Blumenkästen vor den Fenstern zu bewundern. Sie stieß die Tür zum Dorfpub namens Victory auf, ließ sich als einziger Gast am Tresen nieder und bestellte eine Crêpe.
    »Um diese Jahreszeit gibt es hier kaum Touristen. Sie sind wohl nicht aus der Gegend?«, fragte die Wirtin und schenkte Keira ein Bier ein.
    »Ich bin nicht von hier, doch die Ecke ist mir nicht fremd. Mein Vater ist hinter der Kirche begraben.«
    »Wer war Ihr Vater?«
    »Ein großartiger Mensch. Sein Name war William Perkins.«
    »Ich kann mich nicht an ihn erinnern«, erwiderte die Wirtin. »Tut mir leid. Was hat er zu Lebzeiten gemacht?«
    »Er war Botaniker.«
    »Haben Sie noch Verwandte im Dorf?«
    »Nein, nur das Grab von Papa.«
    »Und woher kommen Sie mit Ihrem kleinen Akzent?«
    »Aus London und aus Frankreich.«
    »Sie haben diese lange Reise unternommen, um ihn zu besuchen?«
    »In gewisser Weise, ja.«
    »Dann geht die Rechnung aufs Haus, zum Gedenken an William Perkins, Botaniker seines Zeichens und ein großartiger Mensch«, sagte die Wirtin und stellte den Teller vor Keira.
    »Zum Gedenken an meinen Vater«, erwiderte diese und hob ihren Krug.
    Als sie ihr Mittagessen verzehrt hatte, dankte Keira der Wirtin und setzte ihren Weg den Hang hinauf fort. Schließlich erreichte
sie die Kirche, umrundete sie und öffnete das schmiedeeiserne Tor.
    Keine hundert Seelen ruhten auf dem kleinen Friedhof von St. Mawes. Das Grab von William Perkins befand sich am Ende eines Weges, direkt an

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