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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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wollte.«
    »Uns? Verwickele mich bitte nicht in diese Angelegenheit, Adrian!«
    Ich verstand überhaupt nicht, weshalb sich meine sonst so gastfreundliche Mutter derart aufregte. Und noch weniger, was diese kleine spitze Bemerkung, als ich zur Tür hinausging, zu bedeuten hatte: »Deine Exfrau war auch eine Kollegin!«
    Es war tatsächlich Walter, der eine Stunde zuvor auf der Insel gelandet war und jetzt auf der Terrasse des Restaurants gleich neben Elenas Laden saß.
    »Adrian!«, rief er, als er mich sah.
    »Was machen Sie denn hier, Walter?«
    »Wie ich bereits diesem charmanten Wirt erklärt habe: Ohne Sie ist die Akademie nicht die Akademie. Sie fehlen mir, mein Freund!«
    »Sie haben dem Besitzer dieses Restaurants gesagt, dass ich Ihnen fehle?«
    »Genau, und es entspricht der Wahrheit.«
    Ich musste laut lachen, was ich wohl besser unterlassen hätte, denn Walter deutete es als Zeichen der Freude meinerseits, ihn hier zu sehen. Er sprang auf und umarmte mich, eine Reaktion, bei der die fünf Bier sicher keine unerhebliche Rolle gespielt hatten. Über seine Schulter hinweg konnte ich beobachten, wie Tante Elena vom Telefon des Gemüsehändlers aus meine Mutter anrief.
    »Walter, ich habe Sie gar nicht erwartet …«
    »Aber ich habe selbst nicht damit gerechnet, hierherzukommen.
Es hat geregnet und geregnet, seit Ihrer Abreise hörte es nicht mehr auf. Ich hatte genug von diesem ewigen Grau, und dann brauchte ich auch Ihren Rat, aber darüber sprechen wir später. Und da habe ich mir gesagt: Warum soll ich nicht ein paar Tage in der Sonne verbringen, warum verreisen immer nur die anderen und ich nicht? Diesmal habe ich auf meine innere Stimme gehört, mich auf ein Sonderangebot im Schaufenster eines Reisebüros gestürzt - und da bin ich!«
    »Für wie lange?«
    »Eine kleine Woche, doch ich werde Ihnen nicht zur Last fallen, glauben Sie mir, ich habe meine Vorkehrungen getroffen. Das Sonderangebot schließt ein Zimmer in einem charmanten Hotel ein, irgendwo hier in der Nähe, ich weiß nicht genau, wo«, fügte er außer Atem hinzu und zeigte mir seine Reservierung.
    Ich begleitete Walter durch die schmalen Gassen der Altstadt und verfluchte jenes Mittagessen, bei dem ich so leichtfertig gewesen war, ihm den Namen der Insel zu nennen, auf die ich mich zurückziehen wollte.
    »Was für ein schönes Land, Adrian, einfach herrlich. Diese weißen Mauern, diese blauen Fensterläden, dieses Meer, selbst die Esel sind bezaubernd!«
    »Es ist Mittagsruhe, Walter. Wenn Sie etwas leiser sprechen könnten, in diesen Gassen hallen alle Geräusche extrem wider.«
    »Aber natürlich«, flüsterte er. »Selbstverständlich.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, sich ein anderes Outfit zuzulegen?«
    Walter sah erstaunt an sich hinab.
    »Wieso, stimmt etwas nicht?«
    »Lassen Sie uns Ihren Koffer im Hotel abstellen, dann kümmern wir uns darum.«
    Während ich Walter half, in der Boutique am Hafen eine
etwas diskrete Ausstattung zu finden, rief Elena, was ich nicht wissen konnte, erneut bei meiner Mutter an, um ihr mitzuteilen, dass ich mit meinem Freund beim Shoppen sei.
    Die Griechen sind bekannt für ihre Gastfreundschaft. Ich wollte diesen Ruf unter keinen Umständen widerlegen, und so lud ich Walter abends in ein Restaurant am Hafen ein. Auf der Terrasse fragte ich ihn schließlich, wie ich ihm nützlich sein könnte.
    »Kennen Sie sich mit Hunden aus?«
    Und dann erzählte er mir von seinem unerwarteten Spaziergang mit Miss Jenkins im Hyde Park.
    »Diese Begegnung hat einiges verändert. Jetzt erkundige ich mich jedes Mal, wenn wir uns grüßen, nach Oscar, so heißt ihr Berner Sennenhund, und jedes Mal versichert sie mir, es gehe ihm gut. Was uns beide betrifft, ist es allerdings beim Alten geblieben.«
    »Warum laden Sie Miss Jenkins nicht einfach in ein Konzert, ins Ballett oder in die Oper ein? Im Royal Opera House von Covent Garden zum Beispiel?«
    »Wieso bin ich nicht selbst auf so eine kluge Idee gekommen?«
    Walter blickte lange aufs Meer und seufzte.
    »Ich weiß einfach nicht, wie ich es anstellen soll!«
    »Nur Mut, machen Sie ihr das Angebot, sie wird gerührt sein, glauben Sie mir.«
    Walter starrte wieder aufs Meer und seufzte erneut.
    »Und wenn sie ablehnt?«
    Tante Elena erschien, baute sich vor uns auf und wartete, dass ich die beiden miteinander bekannt machte. Walter lud sie an unseren Tisch ein. Elena ließ sich nicht zweimal bitten und setzte sich, bevor ich aufstehen und ihr einen Stuhl anbieten

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