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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Schoß gesessen hat.«
    »Und warum hat Adrian dort gesessen?«
    »Weil es bei unserem Spielchen leider nur einen Sitz gab. Also, trinken Sie jetzt eine Tasse Kaffee mit uns?«
    Meine Tante lehnte die Einladung ab, angeblich weil sie Kundschaft hatte, und entfernte sich. Walter und ich wechselten einen verwunderten Blick, ihr Laden war vollkommen leer.
    »Zugegebenermaßen sehen wir etwas vernachlässigt aus«, sagte ich zu Walter.

    Ich hob die Hand, um die Bedienung herbeizuwinken, und legte den Anhänger auf den Tisch.
    »Ich hätte nicht eine Sekunde vermutet, dass uns dieses Ding in solche Schwierigkeiten bringen würde …«
    »Was glauben Sie, wozu es gut ist?«, fragte Walter.
    Ich hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung. Was mochten all diese Punkte zu bedeuten haben, die man sah, wenn man es einer intensiven Lichtquelle aussetzte?
    »Und es sind nicht irgendwelche Punkte«, fuhr Walter fort, »sie funkeln!«
    Ja, die Punkte funkelten, doch daraus übereilte Schlüsse zu ziehen, war ein Schritt, den sich ein seriöser Wissenschaftler niemals erlauben würde. Das Phänomen, dem wir beigewohnt hatten, könnte auch rein zufälliger Natur sein.
    »Die für das Auge unsichtbare Porosität ist so minimal, dass es eines äußerst starken Lichtstrahls bedarf, um die Materie zu durchdringen. Es ist wie bei einem Staudamm, der unter dem zu starken Wasserdruck undicht wird.«
    »Haben Sie mir nicht gesagt, Ihre Archäologenfreundin hätte Ihnen nichts über Alter und Herkunft des Gegenstands sagen können? Sie müssen zugeben, das ist sehr merkwürdig.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass Keira ebenso interessiert und neugierig gewesen wäre wie wir jetzt.
    »Diese junge Frau hinterlässt bei Ihnen eine Kette, deren seltsame Eigenschaft wir jetzt kennen - was für ein Zufall! Man versucht, uns den Anhänger zu entwenden, und wir müssen fliehen wie zwei Unschuldige, die von der Macht des Bösen gejagt werden. Halten Sie das etwa immer noch für reinen Zufall? Das muss die sogenannte Dickköpfigkeit des Wissenschaftlers sein. Könnten Sie sich zumindest die Fotos ansehen, die ich, geistesgegenwärtig, wie ich bin, in Heraklion aufgenommen habe, und mir sagen, ob die Sie an etwas anderes
erinnern als Großaufnahmen von einer Scheibe Schweizer Käse?«
    Walter legte die Digitalkamera auf den Tisch, auf dem unser Frühstück stand. Ich sah, wie er die Bilder betrachtete, die viel zu klein waren, als dass ich mir ein ernsthaftes Urteil hätte bilden können. Bei größter Aufmerksamkeit und bestem Willen erkannte ich nur Punkte - nichts, was es mir ermöglicht hätte zu bestätigen, dass es sich um Sterne, irgendeine Konstellation oder auch nur um einen Sternhaufen handeln könnte.
    »Diese Bilder beweisen gar nichts, tut mir leid.«
    »Dann verzichte ich eben auf meinen Urlaub, und wir fahren zurück nach London!«, rief Walter aus. »Ich will mir Gewissheit verschaffen. Wenn wir wieder in der Akademie sind, übertragen wir die Fotos auf einen Computer, und Sie können sie unter angemessenen Bedingungen untersuchen.«
    Ich hatte keine Lust, Hydra zu verlassen, doch Walter war von diesem Rätsel derart fasziniert, dass ich ihn nicht enttäuschen wollte. Er hatte sich während der Vorbereitung der mündlichen Prüfung so viel Mühe gemacht, dass es undankbar gewesen wäre, ihn alleine fahren zu lassen. Doch zunächst musste ich meiner Mutter die verfrühte Abreise beibringen.
    Mama musterte mich, begutachtete den Zustand meiner Kleidung, die Kratzer an den Unterarmen und ließ die Schultern hängen, als laste das Gewicht der ganzen Welt darauf. Ich erklärte ihr, warum Walter und ich nach London fliegen mussten, und versprach ihr, vor dem Ende der Woche zurückzukommen.
    »Wenn ich dich recht verstanden habe, willst du nach London, um dort die Fotos, die du mit deinem Freund gemacht hast, auf einen Computer zu übertragen? Wäre es nicht einfacher, in den Laden deiner Tante zu gehen? Sie verkauft sogar Wegwerfapparate. Wenn die Fotos nichts geworden sind, kannst du sie einfach in den Müll schmeißen.«

    »Walter und ich haben vielleicht etwas für uns sehr Wichtiges entdeckt. Wir müssen uns vergewissern.«
    »Wenn ihr euch gegenseitig fotografieren musstet, um euch zu vergewissern, hättest du nur deiner Mutter die Frage zu stellen brauchen. Ich hätte es dir gleich sagen können.«
    »Aber wovon sprichst du?«
    »Von nichts, halt mich nur weiter für blind!«
    »Ich muss in mein Büro, hier habe ich nicht das

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