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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Ordnung?«, flüsterte er ihr zu.
    »Ja«, erwiderte sie und drückte ihm vertrauensvoll die Hand. Es würde schwer sein, so zu tun, als empfinde sie nichts für Neal – genauso schwer, wie allen vorzuspielen, sie empfinde etwas für Silas Hepburn. Aber da musste sie durch.
    Als sie sich anschickten, den Saal zu betreten, kam gerade John Henry, der Kapitän der Syrett, aus dem Schankraum.
    »Guten Abend, Joe«, grüßte er, sichtlich verwundert, Joe im Foyer des Bridge Hotels anzutreffen, und dazu noch festlich gekleidet. »Hallo, Ned ... Neal ...« Sein Blick fiel auf Francesca, und er nickte anerkennend, bevor er sich wieder Joe zuwandte. »Mir ist soeben das verrückteste Seemannsgarn zu Ohren gekommen«, sagte er leise. »Im Schankraum kursiert das Gerücht, dass Silas Hepburn sich mit deiner Tochter verlobt hat.« John bemerkte verdutzt, dass Joe keinerlei Überraschung zeigte. »Das ist doch wohl nicht wahr, oder?«
    Joe wurde blass und sah Francesca an. Sie erkannte, dass dies für ihn ein Test war, ob er in der Lage wäre, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn er John Henry nicht überzeugen konnte, dann konnte er niemanden überzeugen.
    »Es ist wahr«, sagte Joe voller Unbehagen.
    John Henry war schockiert. Er wollte etwas erwidern, brachte jedoch keinen Ton hervor. Offenbar wartete er auf eine nähere Erklärung Joes, doch als diese ausblieb, sagte er: »Ich ziehe Leine. Euch allen noch einen schönen Abend.« Daraufhin verließ er mit verdutzter Miene das Hotel.
    Joe warf einen Blick gen Himmel, als würde er um Vergebung oder Kraft bitten. »Ich fühle mich, als hätte ich dem Teufel meine Seele verkauft. Schlimmer noch, die Seele meiner Tochter«, sagte er. Er atmete tief durch und spähte in den Schankraum, wo sich mehrere Flussschiffer aufhielten. Indiesem Moment hätte er alles dafür gegeben, sich zu ihnen zu setzen, statt zu den feinen Pinkeln in den Speisesaal.
    »So schlimm wird es schon nicht, Dad«, sagte Francesca. »Halt dir einfach vor Augen, dass die, die im Moment nicht verstehen, irgendwann begreifen werden.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Francesca.«
    Die Miene ihres Vaters versetzte ihr einen Stich ins Herz. Er war all dem nicht gewachsen, sodass sich Francesca die Frage aufdrängte, ob es nicht das Beste wäre, auf die Marylou zurückzukehren und Echuca so weit wie möglich hinter sich zu lassen.
    Bevor sie genauer darüber nachdenken konnte, hatte Silas sie erspäht und stürzte auf sie zu, um sie zu begrüßen. Er war verärgert, weil sie sich so spät blicken ließ und die Gäste fast schon vollzählig versammelt waren. Er hatte sogar die ungeliebte Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sie überhaupt nicht erscheinen und ihn zum Gespött machen würde.
    »Du kommst spät, Francesca!«, fuhr er sie an. »Unsere Gäste haben schon nach dir gefragt.« Manch einer der Gäste hatte scherzhaft verlautbaren lassen, dass Silas wohl versetzt worden sei, was dieser überhaupt nicht komisch gefunden hatte.
    Francesca ließ Silas’ Schroffheit kalt, aber sie wusste, sie musste ihn beschwichtigen, wollte sie ihren Plan nicht gefährden. »Tut mir Leid, dass wir uns verspätet haben, das war allein meine Schuld«, entgegnete sie. »Ich wollte mich für dich besonders schön machen.«
    Sofort wurden seine Gesichtszüge weicher, seine Gier war geweckt. »Das ist dir voll und ganz gelungen«, sagte er. Er beugte sich vor, um sie zu küssen, wobei sie instinktiv das Gesicht zur Seite wandte, damit seine Lippen nur ihre Wangen trafen. Sie bemerkte, dass seine Augen schmaler wurden, und schenkte ihm ein kokettes Lächeln, um seinen Verdruss über die Zurückweisung zu besänftigen. Silas hatte den Eindruck,dass sie gern kokettierte, was für ihre bevorstehende Ehe prickelnde Abwechslung versprach, der er bereits ungeduldig und voller Gier entgegenfieberte.
    »Die Dekoration des Speisesaals ist sehr schön«, sagte Francesca, um ihn abzulenken. Auf der einen Seite des Raumes waren die Tische und Stühle entfernt worden, um eine Tanzfläche zu schaffen. In einer Ecke war Platz für die dreiköpfige Musikkapelle geschaffen worden, und obwohl es an diesem Abend nicht besonders kalt war, loderte ein munteres Feuer im Kamin und verlieh dem Saal eine behagliche Atmosphäre.
    Francesca, die sämtliche Blicke auf sich spürte, hielt nach den Radcliffes Ausschau, konnte sie zu ihrer Erleichterung aber nicht entdecken.
    »Kommt herein, und nehmt euch etwas zu trinken«, sagte Silas zu Joe, Ned und

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